Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
erwiderte Glendenhook. Er wollte mit seiner Anspielung auf die Flucht des Großteils der Ordensmitglieder von St. Gwendolyn wenigstens einen Punkt für sich verbuchen.
    Herzog Kalas indes lächelte bloß und gab einem an der Seitenwand des Raumes stehenden Soldaten ein Zeichen, worauf dieser kehrtmachte und eine Seitentür aufriss. Sofort traten zwei Soldaten ein, in ihrer Mitte der arg mitgenommene Meister Belasarus.
    Der Mönch war in Tränen aufgelöst und schüttelte den Kopf. »Wir haben es versucht«, sagte er zu Glendenhook. »Aber sie hatten uns schon erwartet, kaum fünf Meilen die Küste hinauf.«
    Sosehr er auch bemüht war, sich vor Herzog Kalas keine Blöße zu geben, Glendenhook klappte der Unterkiefer herunter.
    Herzog Kalas gab den Soldaten einen Wink, worauf diese Belasarus wieder aus dem Zimmer schafften.
    »Nun, wie ich eben schon sagte«, fuhr der Herzog mit aufreizender Beiläufigkeit fort, »wird man sie einem Verhör unterziehen, und diejenigen unter ihnen, die Aydrian anerkennen, werden feststellen, dass er ein gnädiger Herrscher ist.«
    »Und wer dies nicht tut?«
    »Wird sich vor dem Tribunal von Abt Olin verantworten müssen«, antwortete Kalas. »Offen gesagt, es kümmert mich wenig.«
    »Und welches Schicksal habt Ihr mir zugedacht?«
    Herzog Kalas wandte den Blick ab. »Ich empfinde Mitgefühl für Euch. Das ist die Wahrheit.«
    Zu seiner Überraschung stellte Glendenhook fest, dass er ihm sogar glaubte. »Dann habe ich also nicht nur Abt Olins Zorn, sondern auch den von Marcalo De’Unnero zu gewärtigen.«
    »Euer durch nichts provozierter Angriff galt einem offiziellen Vertreter des Staates, nicht der Kirche«, erwiderte der Herzog und richtete den Blick wieder auf den zum Untergang verdammten Abt. »Natürlich wird man Euch vor Gericht stellen, aber Ihr wisst ebenso gut wie ich, dass eine solche Gerichtsverhandlung nichts weiter als eine Formalität ist. Euer Verbrechen ist nicht zu leugnen.«
    Glendenhook senkte den Blick.
    »Unter gewissen Umständen wäre ich jedoch befreit, auf einer Feststellung mildernder Umstände zu bestehen, was Euer Strafmaß verringern könnte«, bot Herzog Kalas an, worauf Glendenhook den Blick wieder hob.
    »Als Gegenleistung müsste ich Aydrian als rechtmäßigen König des Bärenreiches anerkennen«, folgerte der Abt.
    »Das wäre der erste Teil meiner Bedingungen, richtig.«
    »Ihr verlangt von mir, ich soll Abt Olin und Marcalo De’Unnero unterstützen?«
    »Ich versichere Euch, dadurch würdet Ihr das Leid, das Euren Ordensbrüdern schon bald widerfahren wird, erheblich mildern«, antwortete der Herzog. »Und eine uneingeschränkte Kooperation Eures albernen Ordens hätte zwangsläufig eine Entschärfung von Krieg und Chaos im gesamten Königreich zur Folge.«
    Abt Glendenhook dachte eine Weile darüber nach. »Vielleicht gibt es ja tatsächlich einige Dinge, für die es sich zu sterben lohnt«, erklärte er ruhig.
    »Ich fordere Euch dringend auf, das noch einmal zu überdenken«, erwiderte Herzog Kalas. »Um Eurer selbst willen und um derentwillen, die Eurem Beispiel irrigerweise bis in den Tod folgen werden.«
    Glendenhook lehnte sich abermals zurück, schloss die Augen und blickte tief in sich hinein, in seine Seele. Er war unter den abellikanischen Ordensbrüdern nie der Frömmste gewesen, sondern, genau wie sein Mentor, der ehrwürdige Vater Bou-raiy, eher ein Pragmatiker. Bei oberflächlicher Betrachtung schien seine überaus missliche Lage geradezu der Inbegriff des Dilemmas zwischen Prinzipientreue und pragmatischer Vernunft zu sein, und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Abt Toussan Glendenhook sich wirklich in jeder Hinsicht auf die Probe gestellt. Es war offenkundig der Augenblick, eine absolut nüchterne Entscheidung zu treffen, doch das würde auf eine Leugnung seines Glaubens hinauslaufen.
    Er musste an seine wahre Inspiration im Leben denken, an Oberin Treisa, und antwortete mit vor Überzeugung fester Stimme: »Stellt Eure Galgen auf.«

12. Die Entschuldigung
    »Du hast dich weit von zu Hause fortgewagt«, entfuhr es Pony. Die Worte purzelten ihr einfach aus dem Mund vor lauter Überraschung, Belli’mar Juraviel plötzlich im Eingang jener Höhle stehen zu sehen, wo sie und Bradwarden über Nacht ihr Lager aufgeschlagen hatten. Draußen tobte ein Schneesturm; der Wind trieb den Schnee waagrecht vor sich her und häufte ihn vor Bäumen und Erhebungen zu hohen Wechten auf.
    Dabei war Ponys Bemerkung gar nicht so weit

Weitere Kostenlose Bücher