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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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müsse, damit sie das Kind, wie sie sich ausgedrückt hatte, effizient unterrichten könne. Frau Möller wurde sehr gut bezahlt und schwieg über Paolas genetischen Defekt. Doch mittlerweile, nach jahrelanger Therapie, hatten die Ärzte eine beinahe völlige Anfallsfreiheit erreicht.
    Paola öffnete die Augen, als Laura sich über das Bett beugte. Das erste, was ihr dabei durch den Kopf ging, war: Sie sieht mich an mit dem Blick meines Vaters. Nein, ich will nicht zurückdenken, sagte sich Laura, aber sie erlangte keine Kontrolle mehr über das, was sich an Assoziationen in ihrem Kopf zusammenbraute. Ja, es war die Wahrheit, am Anfang, als sie selbst soeben dreizehn Jahre war, hatte sie Paola nicht lieben können. Und auch heute noch sind ihre Gefühle diesem wunderschönen Mädchen gegenüber zwiespältig. Geschwind überwandt Laura ihre Rückblende und lächelte Paola zu.
    „ Ich muss in die Stadt und werde gegen Mittag zurück sein. Bitte sieh ab und zu nach Mutter. Essen steht in der Mikrowelle.« Laura zauderte einen Augenblick, ehe sie weitersprach. Wie hasste sie den folgenden Hinweis: „Und, du weißt, öffne niemandem, wenn ihr allein seid.«
    „ Heute mal brünett, Laura«, grinste Paola und Laura schien es, als wären all ihre Anweisungen an Paola abgeprallt.
    „ Blond mag ich dich lieber«, setzte Paola noch nach.
    „ Ach lass mich!«
    „ Tu ich ja! Ich weiß doch, dass du diesen Tick hast«, konterte Paola und fragte mit dem nächsten Atemzug, wo denn Fabio sei?
    „ Er ist schon früh aus dem Haus, keine Ahnung wohin.«
    Aber sie wusste es, spürte jedoch keine Lust, weiter zu verweilen. Laura quälte heute etwas wesentlich Wichtigeres. Der vierte Anlauf in Sachen Therapeut stand ihr bevor.
     
    In einem Café auf dem Bonner Marktplatz schlürfte Laura einen Cappuccino. Eigentlich, so überlegte sie, wäre es ja egal, zu wem auf der Liste sie ging. Ein einziger Grund allerdings hatte sie daran gehindert, blindlings auszuwählen. Sie wollte, bevor sie sich auch nur im Entferntesten öffnete, denjenigen vorher inspizieren. Und deshalb hatte sie auch nicht einfach den zu oberst Aufgeführten genommen. Aber ihre Bemühungen waren gescheitert. Beim Ersten hätte sie in etwa neun Monaten einen Termin bekommen. Der Zweite war schwul, was nichts über seine Qualifikation aussagte, aber Laura spürte, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht wohl fühlte. Der Dritte, ein hünenhafter muskulöser Mann mit einem Milchgesicht hatte sie eine Weile erzählen lassen und später während des Gespräches mehrmals eingeworfen: „Ja, ja, alle Männer sind Schweine«, als wäre das ihre Meinung. Nachdem er dieses ein viertes Mal geäußert hatte, war sie aufgesprungen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Nun startete sie einen weiteren Versuch, die Auflage der Klinik zu erfüllen.
    In der Poppelsdorfer Allee fand sie keinen Parkplatz. Also stellte sie ihren gelben Sportwagen kurz entschlossen auf einen der Anwohnerparkplätze ab, Strafzettel hin oder her. Der Wagen war auf Fabio zugelassen, alles lief auf Fabio. „Spielt keine Rolle« , hörte sie ihn im Geiste sagen. Aber dann stöberte sie doch einen Kuli samt einem kleinen Notizblock aus dem Handschuhfach, malte einen Kreis auf das Blatt und setzte die Zeiger darin auf elf Uhr. Bin dann zurück, schrieb sie darunter und legte ihre Kreation auf die Konsole und verließ das Fahrzeug.
    Eigentlich könnte das Leben schön sein, wären da nicht diese immer wieder ausbrechenden grässlichen Bilder ihrer Kindheit. Und diese wollten sie nun jemandem, der schweigen musste, anvertrauen, auch wenn Fabio das nicht wünschte. Er würde es nicht erfahren.
    Laura nahm die wenigen Stufen des Eingangs bis zur Haustür. Das weiße Schild an der Hauswand links daneben informierte: Analytisches Gestaltinstitut Dr. Wolf Heinzgen. Psychotherapeut
    Nach ihrem Läuten antwortete ein leises Summen. Sie stupste die Tür auf. Mittlerweile war sie erheblich nervös. Zögernd setzte sie einen Fuß vor den anderen und gelangte in einen vom Tageslicht dezent belichteten Flur. Niemand war zu sehen, so schlich sie weiter hinein, bis er sich zu einer quadratischen Diele formte. Sie enthielt einen runden Tisch und zwei Stühle. Daneben ein stehendes Pinnboard aus Metall, an dem reichlich Informationsmaterial über psychologische Seminare und Gruppenarbeit geheftet war. Der Raum wurde durch ein breites Fenster in den Garten hinaus erhellt. Laura schaute auf eine Grasfläche ähnlich der

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