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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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soll ich dich Heim bringen?«
    „ Das Erste.«
    „ Pass auf dich auf«, hauchte Anke ihr ins Ohr.
     
    Im Wagen sprach sie alles, was sie erfahren hatte, auf ihr Diktiergerät und wechselte ihre Kleidung.

21
    „Herr Nett ist ab heute für längere Zeit verreist«, teilte ihr Walter Bruns in der Business-Bar mit. Ich vertrete ihn.«
    Anke überfiel der Eindruck, als hätte er bereits auf sie gewartet, jedenfalls empfing er sie im Eingangsbereich.
    „ Wie schön«, murmelte Anke. „Geschäftsreise?«
    Die Vertretung zuckte die Schultern. Leise Musik vermischte sich mit dem Gemurmel der Gäste. Während der augenblicklichen Bühnenpause wirbelten die eleganten Kellner zwischen den Tischen umher, um die Bestellungen aufzunehmen, bevor die nächste Aufführung begann.
    „ Wir haben unsere Kontrollen verschärft«, versicherte die Vertretung, „auch hier im Lokal und unter dem Personal. Bisher konnten wir nichts Auffälliges, was Drogen oder Ähnliches betrifft, feststellen.«
    „ Hmm.«
    „ Es war sicherlich ein einmaliges Unglück, dem der Engländer hier zum Opfer gefallen ist.«
    „ Vielleicht«, so resümierte Anke, „wollte man ausprobieren, ob hier der richtige Umschlagsplatz sein könnte? Nur warum sollten sie den Käufer dann hinterher zusammenschlagen und ausrauben?«
    „ Weil uns nur finanziell begüterte Gäste besuchen.«
    „ Aber so machen sie doch kein Geschäft. Wenn sich in den Kreisen herumspricht, dass sie hier zwar Kokain bekommen können, aber Gefahr laufen, es anschließend bei einem Überfall wieder zu verlieren und womöglich auch noch ihr Leben.«
    „ Das klingt logisch«, konnte ihr Walter Bruns nur beipflichten.
    Es war zum Verzweifeln, sie kam nicht weiter. Der letzte Akt in so einer Situation war immer die Übergabe ihrer Visitenkarte mit der Bitte um einen Anruf, falls ...
     
    Zerknirscht lehnte Anke an ihrem Wagen. Gleich Mitternacht. Also nach Hause. Mit dem Anspringen des Motors bimmelte ihr Handy.
    Wolf? Wie gerne würde sie jetzt neben ihm im Himmelbett liegen. Doch es war nicht seine Nummer. Enttäuscht meldete sie sich. Anke hatte noch nie mit dieser Stimme telefoniert,  trotzdem glaubte sie zu wissen, wer dran ist. Laura. Mitten in der Nacht?
    „ Frau Contoli«, Lauras Stimme bebte und klang überaufgeregt. „haben Sie Zeit für mich?«
    Bei jedem anderen hätte Anke sich empört, ob er wisse, wie spät es sei, bei Laura fragte sie nur: „Wo?«
     
    Anke wartete etwa eine viertel Stunde unten im Wagen vor ihrer Haustür, bis Laura angefahren kam. Erst oben unter dem Dach sahen sie sich an. Anke deutete auf den kuscheligen Backensessel, der allerdings überladen war mit abgelegten Klamotten, die kurzerhand auf dem Bett landeten. Laura ließ sich in den Sessel fallen wie jemand, der völlig erschöpft ist und begann zu weinen.
    „ Was ist passiert?«
    „ Es ist wieder da! Es ist so stark! Ich musste raus ... und dann fielen Sie mir ein«, murmelte Laura und blickte geistesabwesend an Anke vorbei auf irgendeinen imaginären Punkt. „Ich wollte in der besagten Nacht nicht vor Ihren Wagen laufen, ich wollte ins Wasser, zum Rhein, um dort ...« Sie sprach nicht weiter, aber Anke wusste auch so, was Laura meinte und nickte flüchtig.
    „ Was bedeutet ‚ es« , forschte Anke feinfühlig, aber sprach jeden Buchstaben bewusst deutlich. Laura antwortete nicht, zog geräuschvoll die Nase hoch und ließ die Tränen fließen. Anke reichte ihr die angebrochene Box Kosmetiktücher. Mit angespannter Aufmerksamkeit beobachtete sie jede von Lauras Gebärden. Erstaunt stellte Anke fest, dass Laura gänzlich in schwarze Seide gehüllt war. Auf ihrem Kopf glänzte eine blonde Langhaarperücke. Unversehens wusste Anke, auf was ‚ es‘ abzielte . Laura brauchte es ihr gar nicht mehr zu erklären.
    „ Ich lasse Sie nicht alleine«, versicherte Anke mit fester Stimme, während sie vor Laura in die Hocke ging. Sie riss gerade ein Tüchlein aus der Box, wischte sich erst über die Augen, fuhr damit runter zur Nase und trompetete ungeniert wie ein Walross das vorher hochgezogene Sekret in die Gegenrichtung. Anke wich unmerklich zurück und murmelte „fühl dich nur wie zu Hause«. Nachdem Laura mit ihrer Nase im Reinen war, senkten sich ermattet ihre Hände auf den Schoß. Anke neigte sich wieder vor. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf Lauras Schenkel und fühlte die angenehme Berührung der Seide. Wie geistesgegenwärtig sie passend die Farbe des Todes zu ihrer Absicht gewählt

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