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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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lachen.
    „ Ich geh zum Friseur, wenn es sein muss.«
    „ Du würdest es nicht schaffen, selbst wenn der Salon hier eine Tür nebenan auf dem Flur läge«, gab sie zum Besten und konnte nicht umhin, sich über sein unwirsches Gesicht zu amüsieren.
    „ Hör auf damit, Anke. Du erinnerst mich an vergangene Zeiten.«
    Genau das will ich auch. Sie betrachtete sein Hemd. Einen Moment zögerte sie, doch sie verspürte Lust, ihn noch ein wenig aufzuziehen. Spontan griff sie seinen Arm und streckte ihn weit von seinem Körper.
    „ Hey ...!«, maulte Wolf auf. „Was soll das?«
    Aber Anke packte fest zu, denn Wolf machte Anstalten, ihr seinen Arm zu entziehen.
    „ Schick, hier die beiden parallel laufenden Bügelfalten auf dem Ärmel.«
    Bewusst liebevoll strich sie bei den Worten mit der freien Hand über die zwei Falten.
    „ Jetzt reicht es!«
    Wolf konnte ihre Hand abschütteln, aber nur, weil sie es zuließ.
    „ Nein wirklich«, betonte Anke, das muss man erst mal so präzise hinbekommen. Ich hab immer nur eine Falte geschafft.«
    „ Lass das, ich komme gut allein zurecht.« Seine Stimme klang ärgerlich.
    „ Allein?«
    „ Falls du auf meine Supervisorin anspielst, halt einfach den Mund.«
    „ Okay, okay, lauf rum, wie du willst, Hauptsache ...«, Anke grinste ihn an, „... du wäscht dich noch.«
    Wolf holte Luft. „Meine Güte, wie habe ich es bisher nur ohne dich ausgehalten?«
    „ Du kannst es wieder haben«, gab sie ihm sofort zu verstehen. Aber möglichst nicht unter einem Dach. „Ach ja«, fuhr Anke fort, „um dort anzuknüpfen, wo sie vor einiger Zeit stehen geblieben waren, „es hat doch alles, was einem im Leben passiert, einen Grund, aus dem heraus es geschieht, und zwar genauso, wie es einen trifft.«
    „ Wenn du so sehr nach einem Sinn suchst, warum die Frau dir vor den Wagen gelaufen ist, könnte ich dir einen anbieten.«
    „ Und welchen?«
    „ Dass du sie von ihrem Leiden erlösen solltest. Ihr Schicksal dich dazu ausgesucht hat und deines es ist, anzunehmen.«
    Wolf grinste, als glaube er selbst nicht, was er da von sich gab. Anke schluckte. Treibt er mal wieder seinen Schabernack mit mir?
    „ Von welchem Leiden sprichst du?«
    „ Von all ihren Leiden.«
    Sie setzte eine missverstehende Miene auf. „Ich dachte, ich könnte mit dir ernsthaft reden wie früher.«
    „ Anke, ich weiß beim besten Willen nicht, ...« Wolf rang in gespielter Verzweiflung mit den Armen. „Du hast schon recht, es ist alles erheblich verworren und auf eine Art auch widersinnig zusammenhängend. Und wie ich dich kenne, wirst du aufgrund deiner chaotischen Fantasie die Details solange in deinem Kopf ausschmücken, bis sie sich zu schauderhaften, grässlichen Visionen geformt haben. Erst dann bist du glücklich.«
    „ Worauf du wetten kannst«, meinte sie geschwollen. Meine überaus begnadete Fantasie kommt mir zwar beim Schreiben zugute, aber sie beschert mir auch oft Albträume.«
    Nach einem kunstvollen Seufzer sah sie ihn verzehrend an und wusste genau, wie dieser Blick auf ihn wirken würde. Der erotische Ton ihrer Stimme erledigte das Übrige.
    „ Hilfst du mir?«, schmeichelte sie.
    „ Also ...«, Wolf streckte beide Hände abwehrend in die Höhe. „Ich gehe garantiert nicht für dich in die Bar und verlange nach Drogen und willenlosen jungen Mädchen.«
     

26
    Am nächsten Morgen nach dem Erwachen war ihr, als hätte sie eine Tonnenlast im Schlaf verloren, derart beschwingt und optimistisch fühlte sich Anke. Vor allem schien der Bleiklumpen in ihrer Brust seine ursprüngliche Beschaffenheit in Herzform wieder angenommen zu haben. Das Gefühl, in der alten verfahrenen Sache mit Wolf sei etwas Neues angebrochen, flog sie an wie eine warme Frühlingsbrise. Beinahe wäre Wolf gestern doch noch ihrem Charme erlegen, und sie wären gemeinsam im Himmelbett gelandet. Aber eben nur um ein Haar. Sie hätte sich etwas mehr anstrengen können, allerdings wollte sie sich nicht anbieten wie Sauerbier. Er würde schon kommen, durstig nach ihr lechzend. Bei der Perspektive kribbelte es ihr in der Brust. Ein Hochgefühl gespannter Erwartung erfüllte sie. Babette von Preuen rückte für Anke weiter in den Hintergrund. Meist siegt die Ehefrau. Leise pfiff sie vor sich hin und stieg sie aus dem Bett, ging leichtfüßig wie lange nicht mehr zum Fenster und öffnete es weit. Über Bonn lag ein blank geputzter blauer Himmel. Nicht ein Schleierwölkchen war zu sehen. Heute wird ein guter Tag.
    Die allmorgendliche

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