Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Lars Weimer ...«, Anke sah Wolf fragend an, „ ... kennst du den?« Als Wolf verneinte, fuhr sie fort, „ ... der Drogenfahnder, hat mir mitgeteilt, dass die beiden dabei waren, sich auf eigene Geschäfte zu konzentrieren. Und das ist in den Kreisen tödlich.«
„ Überlass das der Kripo, Anke, gib um Himmels Willen Hauff den Brief.«
„ Das Komische ist, ich kann irgendwie nicht.« Sie zuckte zur Bestätigung mit den Schultern. „Keine Ahnung, warum? Aber ich werde spüren, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist.« Während dieser Worte ließ sie ihre Hand über den Bauch kreisen.
„ Diese Leute sind ernst zu nehmen, Anke, und wer weiß, da steckt sicherlich die Drogenmafia hinter.«
„ Du hast womöglich recht. Ich sollte es der Polizei überlassen, aber ich kann doch jetzt nicht einfach aufhören!«, begehrte sie auf. „Klaus Nett hat mich zu seinem Werkzeug erkoren. Sehen wir es mal so, und ich hab stumm eingewilligt, als ich den Brief an mich genommen und behalten habe.«
„ So ein Blödsinn habe ich selten gehört, du bist doch zu nichts verpflichtet, Himmel noch mal«, protestierte Wolf energisch. „Du lässt dich durch seinen Brief manipulieren, seine Fehde mit Kolls zu rächen, wie ich das herausgelesen habe. Und das Selbst nach seinem Tod noch!« Bedenklich setzte er nach. „Falls er das denn tatsächlich ist. »
„ Alles gut und schön und richtig, aber du weißt, und jetzt kommen wir wieder zum leidigen Thema, für eine informative Story lasse ich mich gern missbrauchen«, beharrte sie leidenschaftlich.
Wolf zog resigniert die Schultern hoch.
Hoffentlich war's das mit seiner Reaktion.
„ Dann lass wenigstens für heute Abend alles ruhen und entspann dich.«
Anke nickte und sank in seine Arme. Wie früher. Doch da schob sich Babette von Preuen vor ihr geistiges Auge, und diese zog sie wie an einem unsichtbaren Faden wieder zurück.
„ Der alte Geist«?, flüsterte Wolf.
„ Was ist mit ihr, bitte die Wahrheit.«
„ Sie coached mich.«
„ Was?«, entfuhr es Anke erstaunt. „In was coached sie dich?«
„ Ein besserer Therapeut zu werden.«
„ Noch besser? Wie viel besser geht denn noch?« Anke war ehrlich überrascht.
„ Und in eigener Sache.«
„ Aha.«
„ Aber darüber will ich jetzt nicht reden. Heute Abend vergessen wir einfach unsere Trennung auf Zeit und sorgen dafür, dass du in Sicherheit bleibst.«
Sie hatten es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, um zur Ablenkung eine DVD anzuschauen. Erneut meldete sich Ankes Handy.
„ Dieses verdammte Ding! Ich stell es gleich aus.«
Das geht nicht.
„Vielleicht ist es Hauff«, vermutete sie, doch das Display kündete den Rechtspfleger Peter Bender an, den sie mit der Recherche in Dortmund beauftragt hatte. Gespannt fragte sie, was er erreicht habe.
„ Also, ich weiß nicht, ob es das ist, wonach du suchst«, leitete Bender das Gespräch ein.
„ Nun rede endlich.«
„ Das Einzige, worauf deine Angaben zutreffen, ist der Fall Varelli.«
„ Hab ich auch gelesen, aber mein Fall heißt Koll.«
„ Genau deswegen bin ich ja dran geblieben. Dieser Name taucht in allen Straffällen des genannten Jahres in Dortmund nur ein einziges Mal auf, und zwar im Mordfall Varelli.«
Anke verstand nicht sofort, aber in ihrer hintersten Gehirnspalte rührte sich etwas. Sie wagte kaum, Luft zu holen. „Und ...?«
„Und zwar nur bei den Personalien der Verurteilten. Eine Maria Varelli, geborene Koll.«
Anke schluckte, konnte kaum antworten. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Es fiel ihr schwer, konzentriert bis zum Ende des Gespräches Benders Ausführungen über den Fall Varelli und dem Urteil zuzuhören.
„ Danke dir«, verabschiedete sie sich.
„ Hey, vergiss die Revanche nicht, bis dann.«
Wie in Trance drückte sie das Handy aus. Du lieber, allmächtiger, großer Gott.
Wolf blickte sie mit hochgezogenen Brauen an.
„ War das der Teufel persönlich? Du siehst aus, als stündest du mit einem Bein im Grab.«
„ Interessant«, murmelte sie, ohne auf Wolfs makabere Bemerkung einzugehen. „Bender, das war Bender.« Ihre Stimme gewann an Kraft. „Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat Maria Varelli, geborene Koll, die jetzt Irrsinnige, ihren Mann, das Schwein, wie Laura ihn bezeichnet hat, umgebracht und saß dafür jahrelang im Gefängnis.“
„ Aber wieso sagt sie dann, sie und Fabio seien schuld am Wahnsinn der Mutter?“
„ Familiendrama?« Anke zuckte die Schultern. Im Augenblick wusste sie
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