Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
veränderte sich Wolfs Gesicht.
Oh Mist. Jetzt habe ich mir den Mund verbrannt.
„Waaas?«
„ Ja ..., ich ... ähm ..., ach Scheiße, Scheiße«, wetterte Anke ungeniert los.
Wolf starrte sie noch immer an .„ Du bist ... mir doch ... nicht etwa mit einem Taxi ... gefolgt?« Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Mit einem Taxi ...?«
Es stand grad nichts anderes zur Verfügung.
Ja, nein ..., nicht direkt. Okay, ich versuche es mit der Wahrheit.«
„ Nicht doch ...«
Anke wollte sich nicht um ihre Selbstbeherrschung bringen lassen, reckte sich und sah ihm in die Augen. „Ich wollte zu dir. Da kamst du gerade mit ...«
„ Ach du lieber Herr Jesus.«
„ Ich stand wie belämmert da, und als ein Taxi vorbei kam, hab ich spontan ... alles spontan ... nun ja, sonst stünde ich jetzt nicht hier.«
Wolf blickte sie in einer Weise an, die Anke ärgerlich werden ließ. Erst die Demütigung und jetzt sollte sie sich auch noch schuldig fühlen.
„ Jedenfalls hatte ich die richtige Eingebung«, fuhr sie kühn fort, „sonst hättet ihr beide mich schön verschaukelt. Aber ...«, sie lachte spöttisch, „es sollte nicht sein, Anke kommt zu ihrem Recht.« Ha, das fühlt sich jetzt wieder gut an. „Also, was ist jetzt? Ja oder nein, die Uhr läuft.«
Wolf setzte sich langsam in Bewegung. Sie ging voran. „Durch den Shop geht‘s schneller.«
„ Wohin?«
Der Fahrer sah über die Schulter zu ihnen nach hinten. Anke wiederum schaute Wolf an. Der richtete seinen Blick gegen die Wagendecke und meinte.
„ Ich brauche einen Drink.«
„ Ins Aktuell« , warf Anke dem Fahrer zu.
Die ersten Kilometer der Fahrt schwiegen sie, bis Wolf plötzlich sagte: „Übrigens, Laura war heute in meiner Sprechstunde.«
Anke schlug sich gegen die Stirn.
„ Oh heiliger Bimbam, jetzt hätte ich es bald vergessen.« Sie ignorierte Wolfs fragenden Blick, angelte ihr Handy hervor und wählte die eben im Tankshop eingespeicherte Nummer.
„ Die alte Frau, die eben auf dem Bildschirm war, wird doch polizeilich gesucht, oder?«, platzte sie sofort los.
Der Beamte in der Remagener Polizeistation bejahte, wollte wissen, wer sie sei und wo sie wohne und woher ... Anke unterbrach ihn. „Ich kenne die Frau. Sie heißt Koll und wohnt oben Auf Kirres , schräg gegenüber vom Lützelbachhof , die Einfahrt rein.«
Anke drückte aus, ehe der Beamte weiter nachfragen konnte.
„ Was war denn das jetzt?«, fragte Wolf.
„ Was war mit Laura?«, entgegnete Anke.
Wolf antwortete nicht und blickte aus dem Seitenfenster, während sich der Wagen durch den Bonner Abendverkehr schob. Schließlich sagte er:
„ Sie leidet sehr, glaubt, sie und ihr Bruder seien schuld an der Verwirrtheit ihrer Mutter.«
„ Mutter? Also doch!«, trumpfte Anke auf. „Mir hat sie die alte Dame als ihre Tante verkaufen wollen. Verwirrt ist sie, das stimmt wohl, und sicherlich wieder ausgebüxt. Ihr Foto war vorhin in der Tanke im Fernseher.«
Wolf sagte nichts darauf, sondern lehnte seinen Kopf zurück und schloss die Augen. Anke betrachtete seine abgespannten Gesichtszüge. Gern hätte sie seine Wange gestreichelt.
Er sieht fertig aus.
Doch während sie den Impuls verspürte, schnellten andere Gedanken in ihr hoch. Mit mäßigem Erfolg schaffte Anke es, diese unschönen Fantasien zu unterdrücken. Nach einer Weile bemerkte sie, wie sein Mund unkontrolliert zuckte. Er ist tatsächlich eingeschlafen. Wie oft hatte sie fasziniert und amüsiert die Verselbstständigung seiner Mundpartie unter dem buschigen Schnauz beobachtet, wenn sie noch wach neben ihm im Himmelbett gelegen hatte. Warum ist er so müde? Natürlich, sein Sex mit BvP hat ihn geschafft. Und mich auch. Sie senkte die Lider und ließ ihren Kopf nach hinten in den Sitz fallen.
Nach gut einer viertel Stunde Fahrt näherte sich der Wagen dem Aktuell . In wilden Bildern abgetaucht über Wolf und BvP hatte Anke die Fahrtzeit bis hierher verbracht. Sowohl Wolf als auch sie selbst erschraken regelrecht, als es in Ankes Handtasche klingelte. Nachdem sie ihr Handy in der Hand hielt, blickte sie einen längeren Moment auf das Display.
„ Nun geh schon ran«, maulte Wolf neben ihr.
„ Das ist Laura«, murmelte Anke, was ihr sogleich Wolfs Aufmerksamkeit schenkte. Er schwenkte seinen Kopf ein wenig herüber.
Woher hat sie meine Nummer?
Natürlich. Sie hatte Laura ja selbst angerufen und somit war die Nummer in ihrem Handy. Mit einem saloppen „Hallo«, meldete sich Anke. Bestürzt hörte
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