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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Scharlachspitzen. Wisst Ihr, was das heißt? Was das nach sich zieht? Wenn Ihr uns verratet, Ikurei, dann kann Euch niemand…« – er warf einen düsteren Blick auf Cememketri – »… dann können Euch nicht einmal Eure Kaiserlichen Ordensleute vor unserem Zorn bewahren. Wir sind die Scharlachspitzen, Xerius… Denkt darüber nach!«
    »Ihr droht mir?«, keuchte der Kaiser geradezu.
    »Wir wollen Sicherheiten, Xerius. Alle Vereinbarungen erfordern Sicherheiten.«
    Der Kaiser wandte den Kopf mit einem Ruck ab und konzentrierte sich auf Skeaös, der ihm heftig ins Ohr flüsterte. Cememketri hingegen konnte sich nicht länger beherrschen.
    »Ihr geht zu weit, Eli. Ihr verhaltet Euch, als säßen wir bei Euch in Carythusal – dabei sitzt Ihr bei uns in Momemn. Zwischen Euch und Eurer Heimat liegen zwei der Drei Meere. Bei solchen Entfernungen solltet Ihr keine Drohungen äußern!«
    Eleäzaras runzelte die Stirn, schickte dem ein verächtliches Schnauben hinterher und wandte sich an Conphas, als existierte der Hochmeister der Kaiserlichen Ordensleute gar nicht. »In Carythusal nennt man Euch den Löwen vom Kiyuth«, sagte er lässig. Seine kleinen dunklen Augen musterten den Oberbefehlshaber flink unter buschigen weißen Brauen.
    »Tatsächlich?«, fragte Conphas und war ernstlich überrascht, dass der Beiname, den seine Großmutter für ihn geprägt hatte, sich so schnell so weit herumgesprochen hatte. Überrascht und zufrieden war er – sehr zufrieden.
    »Meine Archivare haben mir berichtet, Ihr seid der Erste, der die Scylvendi je in offener Feldschlacht besiegt hat. Und meine Kundschafter haben gemeldet, Eure Soldaten vergöttern Euch. Stimmt das?«
    Conphas lächelte und war sicher, der Hochmeister würde ihm das Fell abziehen, wenn er dazu Gelegenheit bekäme. Trotz seines Scharfsinns hatte Eleäzaras ihn falsch eingeschätzt.
    Es wurde Zeit, ihn auf den Sachverhalt zu stoßen. »Was Cememketri gesagt hat, ist nur zu richtig. Egal, was Ihr mit Maithanet ausgehandelt habt – Ihr habt die Scharlachspitzen in die größte Gefahr seit dem Ordenskrieg gebracht. Ich meine damit nicht nur die Bedrohung durch die Cishaurim. Ihr werdet ein kleiner weltlicher Fremdkörper inmitten einer gewaltigen Horde religiöser Fanatiker sein und braucht darum jeden Freund, den Ihr kriegen könnt.«
    Zum ersten Mal tauchte etwas wie Ärger in den Augen von Eleäzaras auf – als sähe man durch dichten Rauch für einen Moment glühende Kohlen. »Wir können die ganze Welt mit unseren Zauberformeln in Flammen setzen, junger Conphas. Wir brauchen niemanden.«
     
     
    Trotz der taktlosen Bemerkungen seines Onkels verließ Conphas die Verhandlungen in der Überzeugung, das Haus Ikurei habe der Gegenseite erheblich mehr Zugeständnisse abgerungen als gemacht. Auch hatte er den Eindruck, er wisse nun so gut wie sicher, warum die Scharlachspitzen Maithanets Angebot, sich dem Heiligen Krieg anzuschließen, angenommen hatten.
    Kaum etwas enthüllt die Absichten eines Konkurrenten so gut wie Vertragsverhandlungen. Im Laufe ihres Feilschens hatte sich gezeigt, dass die Cishaurim die Hauptsorge von Eleäzaras waren. Im Gegenzug für die Signatur Chepheramunnis unter dem Vertrag des Xerius hatte der Hochmeister der Scharlachspitzen verlangt, Cememketri und seine Ordensleute sollten ihm alle geheimdienstlichen Erkenntnisse über die Hexenpriester der Fanim zugänglich machen, die die Kundschafter der Nansur in all den Jahrhunderten des Kriegs gegen sie zusammengetragen hatten. Das war zu erwarten gewesen, denn die Scharlachspitzen hatten ihr Wohl und Wehe darauf gesetzt, die Cishaurim zu bezwingen. Doch der Hochmeister hatte ihren Namen mit einem unüberhörbaren Nachdruck ausgesprochen: Eleäzaras hatte das Wort »Cishaurim« mit jenem Unterton versehen, mit dem man im Kaiserreich Nansur »Scylvendi« sagte – so nämlich, wie man von einem alten, verhassten Feind sprach.
    Für Conphas konnte das nur eines bedeuten: Die Scharlachspitzen lagen schon viel länger mit den Cishaurim im Krieg als Maithanet, der erst im letzten Jahr den Heiligen Krieg erklärt hatte. Wie das Haus Ikurei hatten sich auch die Scharlachspitzen in Maithanets Krieg nur hineinziehen lassen, um ihn für ihre Absichten zu nutzen. Für die Scharlachspitzen war er ein Mittel der Rache.
    Als Conphas diesen Verdacht aussprach, erntete er von seinem Onkel spöttische Bemerkungen – jedenfalls anfangs. Eleäzaras, so erklärte Xerius mit Nachdruck, denke viel zu kaufmännisch,

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