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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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schwach bin ich nicht!
    Psammatus setzte sich neben sie, um seine Sandalen zu binden. Er sah nachdenklich aus, sogar ein wenig ängstlich. Männer wie er gingen zu Huren, um quälende Spannungen loszuwerden und zugleich darin zu schwelgen.
    »Hast du von einem jungen Priester namens Inrau gehört?«, fragte sie, um ihm die Befangenheit zu nehmen und zugleich über eine traurige Erinnerung an ihr Leben mit Achamian zu reden.
    »Allerdings«, gab Psammatus zurück. Im Profil wirkten seine Züge so überrascht wie erleichtert. »Das ist doch der, der Selbstmord begangen haben soll.«
    Das sagten alle anderen auch. Die Nachricht vom Tod Inraus hatte in der Hagerna einen Skandal ausgelöst. »Selbstmord? Bist du dir da sicher?« Und wenn das wirklich stimmt? Was machst du dann, Akka?
    »Ich bin sicher, dass es so gewesen sein soll .« Psammatus drehte sich um, sah sie düster an und strich ihr mit dem Finger von der Schläfe bis zum Kinn. Dann stand er auf und warf sich den blauen Umhang, unter dem er seine Robe verbarg, über den Arm.
    »Lass bitte die Tür angelehnt«, sagte Esmenet.
    Er nickte. »Mach’s gut, Esmi.«
    »Mach’s besser.«
    Esmenet streckte sich in der frühen Abenddämmerung nackt auf dem Bett aus und döste kurz, wobei ihr nur traurige Gedanken in den Sinn kamen: Inraus Tod, Achamians Flucht und – wie immer – die Erinnerung an ihre Tochter… Als sie hochschrak, stand eine dunkle Gestalt wartend in der Tür.
    »Wer bist du?«, fragte sie müde und räusperte sich. Wortlos trat der Mann an ihr Bett. Er war groß und stattlich, wirkte statuarisch und trug einen kohlschwarzen Umhang überm versilberten Brustharnisch und eine schwarze Hemdbluse aus zerknittertem Damast. Ein neuer Kunde, dachte sie und sah ihm mit der Unschuld der gerade Erwachten ins Gesicht. Und was für ein hübscher…
    »Macht zwölf Talente«, sagte sie und stützte sich im Bett auf. »Oder ein halbes Silberstück, wenn du…«
    Er gab ihr eine schallende Ohrfeige. Esmenets Kopf schnellte seitlich zurück, und sie stürzte mit dem Gesicht voran aus dem Bett.
    Der Mann lachte auf. »Du bist keine zwölf Talente wert – ganz sicher nicht.«
    Mit klingenden Ohren rappelte Esmenet sich auf und warf sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    Der Mann setzte sich ans Fußende ihres einfachen Betts und begann, seine Lederhandschuhe Finger für Finger auszuziehen. »Kleine Benimmregel: Fang Beziehungen nie mit einer Lüge an – sonst geht’s gleich schief.«
    »Haben wir denn eine Beziehung?«, fragte sie atemlos. Die linke Seite ihres Gesichts war ganz taub.
    »Durch einen gemeinsamen Bekannten, ja.« Sein Blick blieb kurz auf ihrer Brust haften und glitt dann zwischen ihre Schenkel. Esmenet schob die Beine beiläufig und wie aus Erschöpfung etwas weiter auseinander.
    »Und wer soll das sein?«, fragte sie mit klopfendem Herzen.
    Der Mann musterte ihren Unterleib mit der Schamlosigkeit eines Sklavenhalters. »Einer vom Orden der Mandati…« – er hob die Augen, als erwachte er aus einer Träumerei – »… namens Drusas Achamian.«
    Akka. Du wusstest, dass das passieren würde.
    »Den kenne ich«, sagte sie vorsichtig und unterdrückte den Wunsch, den Mann erneut zu fragen, wer er sei.
    Stell keine Fragen. Ignoranz ist deine Lebensversicherung.
    Stattdessen erkundigte sie sich, was er wissen wollte, und öffnete die Knie noch weiter.
    Mach ihn an…
    »Alles«, gab der Mann mit beinahe geschlossenen Augen und einem süffisanten Lächeln zurück. »Ich will alles wissen. Und die Namen von allen, mit denen er Kontakt hatte.«
    »Das kostet«, sagte sie möglichst entschieden. »Beides.«
    Du musst ihn verkaufen.
    »Seltsam, dass mich das nicht überrascht… Herrlich, wenn Leute einfach nur miteinander ins Geschäft kommen wollen! Das macht alles so unkompliziert, stimmt’s?« Er summte vor sich hin, während er in seiner Börse kramte. »Hier, elf Kupfertalente – sechs für deinen Körper, fünf für den Ordensmann.« Er grinste brutal. »Das ist ja wohl ein fairer Preis – für das eine wie für das andere.«
    »Das Minimum ist ein halbes Silberstück«, sagte sie. »Jeweils ein halbes Silberstück.«
    Verhandle mit ihm… Treib den Preis eiskalt nach oben.
    »Wie kann man nur so eingebildet sein!«, gab er zurück, stöberte aber doch mit zwei bleichen Fingern weiter in seiner Börse herum. »Wie wär’s denn mit einem von diesen hier?«
    Sie sah mit unverhohlener Gier nach dem funkelnden Goldstück.
    »Das würde reichen«,

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