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Schattenfall

Schattenfall

Titel: Schattenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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eine Wolke aus Funken und Asche stob Iryssas entgegen. Er ließ sich nach hinten fallen, schrie auf und schlug instinktiv nach Haar und Bart. Xinemus sprang auf ihn zu und fuhr ihn an: »Was hast du da gesagt?«
    Zwar war der Marschall schlanker als der massige Iryssas, doch nun zog er ihn wie ein Kind auf die Knie, schimpfte wütend auf ihn ein und verpasste ihm ein paar Schläge mit der flachen Hand. Dinchases warf Achamian einen entschuldigenden Blick zu. »Wir sind nicht seiner Meinung«, sagte er schüchtern. »Wir sind nur sehr betrunken.«
    Zenkappa fand das Ganze so witzig, dass es ihn nicht mehr auf seinem Baumstamm hielt und er sich dahinter im Dunkeln vor Lachen kugelte.
    Sogar Iryssas lachte, allerdings auf die verkrampfte Art eines düpierten Pantoffelhelden. »Hör auf, Xinemus!«, rief er. »Es tut mir leid! Es tut mir doch leid!«
    Achamian beobachtete das Geschehen bass erstaunt. Die Unverschämtheit von Iryssas und die Heftigkeit der Reaktion von Xinemus erschraken ihn gleichermaßen. Dann begriff er, dass er Xinemus eigentlich noch nie im Kreise seiner Soldaten erlebt hatte.
    Iryssas schleppte sich wieder an seinen Platz. Sein Haar war zerzaust, sein schwarzer Bart voll Asche. Lächelnd und dabei doch finster dreinblickend bückte er sich zu Achamian vor. Der Hexenmeister begriff, dass es sich dabei um eine Verbeugung handeln sollte, dass der Hauptmann aber offenbar zu faul war, seinen Hintern zu bewegen. »Tut mir wirklich leid«, sagte Iryssas und sah Achamian dabei ratlos, aber aufrichtig an. »Ich mag Euch wirklich – auch wenn Ihr…« – er warf seinem Herrn und Vetter einen ausweichenden Blick zu – »… ein verdammter Hexer seid.«
    Zenkappa kugelte sich aufs Neue vor Lachen. Achamian konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, verbeugte sich seinerseits und begriff, dass Iryssas zu denen gehörte, deren Hass eher Marotte als Fixpunkt einer Leidenschaft war. Dieser Mann konnte völlig arglos zwischen Verachtung und Lobpreis wechseln. Achamian hatte die Erfahrung gemacht, dass solche Männer zwangsläufig Redlichkeit oder Verworfenheit ihres Herrn widerspiegelten.
    »Du volltrunkener Trottel!«, fuhr Xinemus ihn an. »Du schielst schon, als würdest du alles dreifach sehen!«
    Dem folgten weitere Lachsalven, und diesmal fand Achamian ihren Frohsinn unwiderstehlich.
    Doch er lachte viel länger als die anderen und jaulte dabei fast wie von einem Dämon besessen. Tränen der Erleichterung liefen ihm über die Wangen. Seit wie langer Zeit hatte er sich nicht mehr so befreit gefühlt?
    Die anderen wurden still und beobachteten, wie er um Fassung rang.
    »Ich war zu lange weg«, brachte Achamian schließlich hervor, und es schauderte ihn beim Ausatmen. Plötzlich brannten seine tränennassen Augen.
    »Viel zu lange, Akka«, bestätigte Xinemus und legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter. »Aber nun bist du wieder da und fürs Erste vor verschwörerischen Machenschaften sicher. Also lass uns einen heben!«
    In dieser Nacht schlief er unruhig. Warum auch immer – nach starkem Alkoholkonsum fielen seine Träume stets intensiver und doch bleierner aus als sonst. Ihr Ineinander-Übergehen ließ sie dann weniger unmittelbar und eher surreal erscheinen. Die Leidenschaften jedoch, die sie begleiteten, waren schon im nüchternen Zustand kaum zu ertragen – und wenn er getrunken hatte, wurde er vollends von furchtbarem Elend heimgesucht.
    Als Paäta, einer der Leibsklaven des Xinemus, mit einer Schüssel Wasser sein Zelt betrat, war Achamian schon wach. Während der Morgentoilette schob dann der Marschall sein lächelndes Gesicht durch den Zelteingang und forderte seinen Besucher zu einer Partie Benjuka heraus.
    Kurz darauf saß Achamian gegenüber von Xinemus im Schneidersitz auf einer Strohmatte und betrachtete das vergoldete Benjukabrett, das zwischen ihnen aufgebaut war. Ein schlaffes Segel schützte sie vor der Sonne, die so grell am Himmel stand, dass das Lager ringsum trotz der Kälte wie ein Bazar in der Wüste anmutete. Eigentlich fehlen nur noch Kamele, dachte Achamian. Obwohl die meisten Männer, die vorbeikamen, aus Conriya stammten und zum Haushalt des Xinemus gehörten, sah er alle möglichen Arten von Inrithi: halbnackte Galeoth, deren bemalte Oberkörper auf ein Fest hindeuteten, das sie vielleicht besser im Sommer als mitten im Winter hätten feiern sollen; Thunyeri in den dunklen Kettenhemden, die sie nie abzulegen schienen; sogar einen Adligen aus Ainon, dessen kunstvoll

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