Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz
Tümpel vor eurer Burg!“
Hermann schnappte röchelnd nach Luft, wobei ihm das Blut aus der Nase schoss und sein Hemd und den Boden besudelte. Zitternd und leise jammernd krümmte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden.
„Herr Ulrich, ich bitte Euch, bei allen Heiligen“, rief Wolfram Etzelroth beschwichtigend.
Ulrich von Hachberg warf noch einen angewiderten Blick auf die jämmerliche Gestalt in der Ecke, steckte das Schwert zögerlich wieder weg und setzte sich zu Wolfram Etzelroth an den Tisch. Fahrig griff er nach einem Becher mit Wein, der schon vorsorglich für ihn bereitstand, und spülte seinen Ärger hinunter.
„Hört zu, Etzelroth. Das, was Euer Sohn dort in der Schänke gemacht hat, ist nicht zu entschuldigen. Ich dulde es nur dieses eine Mal und nur deshalb, weil Adolph von Nassau mich beauftragt hat, Euch für uns zu gewinnen, da er den Wildbann Dreieich für strategisch wichtig hält. Ich verstehe nicht, was meinem Herrn an Euch liegt, aber es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Ihr seid für mich nur so viel wert wie jeder andere Handlanger. Aber so weit, wie jetzt schon alles fortgeschritten ist, werde ich in der Eile keinen Ersatz für Euch finden. Dies jedoch ist keineswegs ein Freibrief für Euch. Ich sage nur so viel: Die große Sache ist wichtiger als jeder einzelne von uns. Und ich bin nicht einmal sicher, ob Graf Adolph selbst Euren Sohn in dieser Situation nicht endgültig zum Schweigen gebracht hätte. Doch ich will Gnade vor Recht ergehen lassen und das Geschehene nicht weitergeben, denn es schadet auch meinem Ruf. Aber achtet künftig besser auf ihn, sonst kann ich für nichts garantieren. Haben wir uns verstanden?“
Sichtlich erleichtert sagte Etzelroth: „Ja, ich verspreche, dass es nicht wieder geschehen wird. Und mein Sohn hat seine Strafe auch von mir bereits zur Genüge erhalten.“
„Ich hoffe, sie war ausreichend bemessen und hat Eindruck hinterlassen“, sagte Ulrich von Hachberg und wandte sich wieder zu Hermann. Dieser hatte sich mittlerweile vom Boden erhoben und stand wie ein geprügelter Hund in der Ecke. Er presste eine Hand auf seine gebrochene Nase, um das immer noch fließende Blut zu stoppen. Hermann legte den Kopf in den Nacken und wimmerte.
„Deine schiefe Nase soll dich jeden Tag daran erinnern, dass man sich nicht mit Ulrich von Hachberg anlegt! Und nun troll dich! Ich habe Wichtiges zu besprechen mit deinem Vater. Da sind weibische Schwätzer und Säufer unerwünscht!“
Hermann war froh, dass er gehen konnte. Als er gerade die Tür hinter sich schließen wollte, rief ihm Ulrich hinterher: „Wenn du lauschst, schneide ich dir die Ohren ab und nagele sie eigenhändig ans Dreieichenhayner Stadttor. Ich warne dich!“
Hermann verharrte noch kurz in der halb geöffneten Tür und schloss sie dann. Schmerz, Wut und Hass trieben ihm Tränen in die Augen. Für diese Demütigung würde er sich rächen. Das wirst du mir büßen, Ulrich von Hachberg, dachte Hermann bitter. Und mag der Tag noch fern sein, er wird kommen! Ich schwöre es! Doch wie hatte der Kerl bloß von dem Vorfall in der Schänke erfahren? in Langen hatten selbst die Wände Ohren, wie es schien.
Hermann wischte sich mit dem Hemd das Blut aus dem Gesicht. Seine Rache würde warten müssen, aber jetzt wollte er erst einmal Schmerz und Wut mit einem kräftigen Schluck ersäufen.
Ulrich von Hachberg zog das Tuch von seinem Gesicht und legte den Helm ab. Sein grobes Gesicht kam zum Vorschein.
„Wolfram Etzelroth, wir haben Euch ausgewählt, weil Ihr hier im Dreieichenhayner Wildbann als Vogt großen Einfluss habt. Meinem Herrn Adolph von Nassau liegt das Schicksal dieses Berthold Graychen sehr am Herzen. Er will ihn haben. Besser gesagt der päpstliche Legat Monsignore Sarenno di San Pietro. Dieser will ihn – der Herr allein weiß, warum – unbedingt in die Finger kriegen.“
„Glaubt mir“, versicherte Etzelroth eilfertig, „auch ich möchte dieses Problem lieber heute als morgen lösen, aber der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt.“
„Wann und wo wurde er zum letzten Mal gesehen?“
„Nun, gesehen wurde er zuletzt bei der Hinrichtung dieses Hexers in Langen. Und einen Tag später hat ihn mein Sohn Hermann in einer Schänke im Ort getroffen.“
„Euer Sohn hätte selbst Schankwirt werden sollen, dann hätte er sein Himmelreich auf Erden und wir weniger Probleme“, sagte Ulrich spottend. „Aber sagt, wenn er ihn doch dort getroffen hat, warum hat er Euch nicht
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