Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
Vom Netzwerk:
anvertrauen willst.“
    „Siehst du, selbst mein Sohn hat darüber geschwiegen. Da kann ich mir als sein Vater wohl kaum erlauben, etwas zu verraten“, entgegnete Peter fast ein wenig triumphierend.
    Der Stadtschreiber lehnte sich wieder zurück, trank in aller Ruhe einen Schluck Bier und schaute Peter Graychen einfach nur an. Nach einiger Zeit wurde dieser ungeduldig und fragte etwas grob: „Was glotzt du mich so an? Warum sagst du nichts mehr?“
    Doch Ambrosius schwieg weiter. Erst nach einer geraumen Weile lehnte er sich wieder nach vorn und sagte mit leiser, konzentrierter Stimme: „Deine Motive sind edel, mein Freund, aber ich habe etwas dagegen vorzubringen, was ich nicht gerne sage. Es ist etwas Schlimmes. Dennoch muss ich es tun, weil ich fest daran glaube, dass es für Berthold besser ist, wenn ich weiß, wo er sich aufhält.“
    Peter Graychen schaute ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Ambrosius fuhr fort: „Was denkst du, Peter, wer ist in höherer Gefahr – du oder ich?“
    Peter Graychen war mit einem Mal ganz still und senkte den Blick. „Ich“, gestand er schließlich leise ein.
    Ambrosius nickte. „Und was glaubst du, wird geschehen, wenn sie dich verhaften? Soll ich es dir sagen? Sie werden mit allen Mitteln versuchen, aus dir herauszubringen, wo sich dein Sohn aufhält.“
    „Von mir erfahren sie nichts! Nur über meine Leiche!“, fiel ihm Peter erregt ins Wort und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Ambrosius Kufner blieb jedoch ganz ruhig und sprach unbeeindruckt weiter: „Natürlich wirst du ihnen nichts sagen. Das traue ich dir zu. Bei mir wäre ich da nicht so sicher, denn ich bin nicht so stark wie du und nicht zum Helden geboren. Aber wie weit gehst du? Über deine Leiche? Über die Leiche deiner Frau? Über die Leiche deines letzten Sohnes, der dir noch geblieben ist?“
    Peter war kreidebleich geworden, lehnte sich zurück und stammelte: „Sei ruhig, bei Gott, ich bitte dich!“
    „Verzeih mir, Peter. Ich will dich sicher nicht noch mehr quälen; du bist schon gestraft genug mit dieser Situation. Aber ich kann nicht ruhig bleiben, denn wenn es so weit kommen sollte – was wir alle nicht hoffen und Gott verhüten möge –, welche Möglichkeit hat Berthold dann noch? Niemand weiß, wo er sich aufhält. Keiner kann ihn warnen, schützen oder ihm etwas mitteilen. Darum geht es mir und um nichts anderes.“
    Peter Graychen stützte die Ellenbogen auf den Tisch, vergrub das Gesicht in seinen Händen und raufte sich verzweifelt die Haare. Er wusste, dass er jetzt eine Entscheidung treffen musste. Und er wusste auch, dass Ambrosius recht hatte. Er seufzte.
    „Gut, du sollst es erfahren. Berthold ist zu meinem Freund Walther Köppler nach Babenhausen geritten, aber ich weiß nicht, ob er jemals dort angekommen ist. Walther ist dort Baumeister. Jeder kennt ihn, du kannst ihn nicht verfehlen.“
    Erleichtert schaute Ambrosius Kufner seinen Freund an.
    „Gut, Peter! Ich danke dir für dein Vertrauen und brauche wohl nicht nochmals zu betonen, dass meine Lippen versiegelt sind. Und dass ich mich im – Gott bewahre –“, er bekreuzigte sich, „schlimmsten Falle selbstverständlich deines Sohnes annehmen werde, als wäre er mein eigen Fleisch und Blut.“
    Peter Graychen griff mit beiden Händen nach Ambrosius Kufners rechter Hand und drückte sie fest. Er schluckte und schwieg, aber seine Augen sagten in diesem Moment mehr, als Worte hätten ausdrücken können. Der Stadtschreiber erwiderte den Händedruck ebenso stumm und sah im fest in die Augen.
    „Ambrosius, wie gerne würde ich dich bitten, mit uns zu Mittag zu essen. Doch geh jetzt besser. Es ist gesagt, was gesagt werden musste. Und wir wollen doch den Verdacht nicht unnötig auf dich lenken, denn zum Anfertigen einer Abschrift wird man wohl kaum so lange benötigen, oder?“ Peter deutete auf Ambrosius’ Tasche, die über dessen Stuhl hing.
    „Ja, du hast recht. Besser ist besser, mein Freund. Und sei gewiss, in anderen Zeiten werden wir wieder öfter beisammen sein!“
    Ambrosius Kufner griff nach seiner Tasche und stand auf. Er umarmte zuerst Margarethe Graychen, die wieder in die Stube getreten war, innig, dann verabschiedete er sich von Peter. Als er den Hof verlassen hatte und sich auf dem Rückweg befand, überkamen ihn jedoch düstere Gedanken. Inständig hoffte er, dass dies nicht das letzte Mal gewesen sein sollte, dass er seinen Freund lebend gesehen hatte.
     

     
    Ambrosius Kufner saß in seiner

Weitere Kostenlose Bücher