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Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz

Titel: Schattenfehde - Verschwoerung gegen Hessen und Kurmainz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alf Leue
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Verarbeitung. Das Haus besaß sogar echte Fenster aus kostbarem, verschiedenfarbigem Butzenglas. Jakob Herms begrüßte den Stadtarchivar, der gerade die Schreibstube besetzte, und übergab ihm ein Schreiben von Vogt Etzelroth. Nach kurzer Besprechung kam man überein, dass Ambrosius Kufner mit seiner Tochter sogleich mit der Arbeit beginnen könne.
    „Alles, was ihr benötigt, findet ihr hier“, sagte der Archivar und deutete auf das großzügige Schreibpult, das direkt am Fenster stand. „Und wenn es doch an etwas mangeln sollte, dann fragt mich. Ich sitze im hinten im Archiv und muss Urkunden ordnen und prüfen.“ Er wies auf einen Stapel Papier. „Davon müssen Abschriften angefertigt werden. Wenn ihr das erledigt habt, bringt ihr sie zu mir. Morgen sehen wir dann weiter. An Arbeit mangelt es nicht, eher an Unterstützung, aber nun seid ihr zum Glück ja da!“
    „Wo ist denn der alte Stadtschreiber?“, wollte Ambrosius Kufner wissen.
    Der Archivar schaute ihn erstaunt an. „Hat man euch das nicht gesagt? Nun, niemand weiß es. Er ist verschwunden, einfach so, von einem Tag auf den anderen. Er war auf dem Weg zu einem Gehöft, um einer Vermessung beizuwohnen und diese zu beurkunden. Doch dort ist er nie angekommen – und zurück kam er auch nicht mehr. Die ganze Familie und der Dieburger Stadtrat sind sehr besorgt und haben bereits begonnen, nach ihm zu suchen. Bisher leider ergebnislos. Es ist alles sehr rätselhaft.“
    Katharina und ihr Vater warfen sich einen kurzen Blick zu. Sie dachten beide das Gleiche.
    Ambrosius Kufner ließ sich nichts anmerken, als er sagte: „Das ist in der Tat rätselhaft und bedauerlich. Aber wir wollen unser Bestes tun, um Euch zu helfen. Was ist mit Euch, Herms? Wollt Ihr den ganzen Tag hier bei uns Wache stehen, oder was gedenkt Ihr zu tun?“
    „Aber nein!“, lachte Jakob Herms. „Das brauche ich nicht. Was wollt ihr denn machen? Aus Dieburg fliehen? Warum und wohin? Etwa nach Langen zurück? Ach, was! Ihr habt ja euren Auftrag. Ich werde jetzt erst einmal beim hiesigen Vogt Meldung machen, dass wir angekommen sind, und ihm auch eine Nachricht von Vogt Etzelroth überbringen. Danach werde ich ein wenig über den Markt schlendern und mich um unsere Bleibe kümmern. Die Pferde nehme ich gleich mit. Willst du mich begleiten, Katharina? Vier Hände ziehen mehr Gäule als zwei und so weißt du auch, wo wir schlafen werden. Danach kannst du dich hier mit deinem Vater an die Arbeit machen. Einverstanden?“
    Katharina sah fragend zu ihrem Vater hinüber, der ihr beruhigend zunickte. „Ja, einverstanden“, sagte sie daraufhin und ging mit Jakob Herms nach draußen. Das anschwellende Marktgeräusch drang wieder in die Schreibstube.
    „Katharina, warte noch einen Augenblick, ich werde dir ein paar Münzen geben. Besorge uns doch etwas zu essen auf dem Markt und bringe es mit, wenn du wieder kommst“, rief Ambrosius Kufner auffällig laut.
    Katharina drehte sich in der Tür um und ging wieder zu ihrem Vater herüber. Der kramte aus seinem Geldbeutel ein paar Münzen hervor und drückte sie Katharina in die Hand.
    „Aber das ist viel zu viel“, wandte sie ein.
    Ambrosius Kufner legte den Zeigefinger auf seine Lippen und senkte die Stimme: „Kauf etwas zu essen, aber mit dem großen Rest wirst du dich mit einem Torwächter anfreunden. Verstehst du, was ich meine? Mach ihm schöne, traurige Augen. Such dir das Tor aus, welches am schlechtesten bewacht wird. Und den gierigsten oder eben den dümmsten Wachmann, die Wahl überlasse ich dir. Mit dem verabredest du, dass er jetzt eine Silbermünze und morgen eine weitere erhält, wenn er dich heute Nacht unbemerkt passieren lässt, da du zu deinem Liebsten reiten willst – was ja nicht einmal gelogen ist. Aber sei vorsichtig!“
    Katharina nickte und steckte die Münzen ein.
    „Dauert es noch länger?“, rief Jakob Herms, dessen Kopf wieder im Türrahmen erschienen war.
    „Nein, ich komme ja schon!“
    Katharina ging zur Tür und verschwand mit ihm und den Pferden im Getümmel. Ambrosius Kufner legte sich das erste Dokument zur Abschrift auf das Schreibpult und holte tief Luft. Hoffentlich würde der Plan gelingen.
     

     
    Ambrosius Kufners Bedenken waren jedoch unbegründet, denn alles klappte ganz hervorragend. Katharina hatte sich unter dem Vorwand eines Spaziergangs von Jakob Herms getrennt und war die Dieburger Stadtmauer entlanggegangen. Schließlich hatte sie sich für das kleine, südlich gelegene Stadttor

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