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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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haben, aber Rachael glaubte, daß sie ihren Weg erst nach Norden und dann nach Osten fortsetzen mußte, um zum Wagen zurückzukehren zum Mercedes, der jetzt mindestens anderthalb Kilometer entfernt war.
    Das grelle Aufblitzen am Himmel erfolgte in immer kürzeren Abständen.
    Ein besonders langlebiger Blitz tauchte die Wüste in einen geisterhaften weißen Glanz, schuf für fast zehn Sekunden eine Brücke aus kochender Elektrizität zwischen den schwarzen Gewitterwolken und den Dünen und Felshügeln
    - ein gewaltiges Spinnennetz aus purer Energie.
    Und dann begann es zu regnen. Die dicken Tropfen waren wie Geschosse, klebten Rachaels Haar an Stirn und Wangen, verwandelten die schwüle Hitze in eine angenehme Kühle. Sie leckte sich über die spröden Lippen, dankbar für die Feuchtigkeit.
    Mehrmals blickte sie zurück und fürchtete sich davor, Eric
    zu sehen. Doch er blieb verschwunden.
    Sie war ihm entkommen. Selbst wenn sie Fußspuren im Sand hinterlassen hatte: Der Regen würde sie innerhalb weniger Sekunden verwischen. Vielleicht war Eric aufgrund seiner erschreckenden Metamorphose in der Lage, ihre Witterung aufzunehmen, aber auch in dieser Hinsicht kamen die herabströmenden Fluten einem Segen gleich, denn sie wuschen alle Gerüche fort. Und selbst wenn er mit Hilfe seiner veränderten Augen weitaus besser sehen konnte als ein Mensch: Der Regen schuf einen dichten Vorhang, der die Düsternis noch dunkler machte.
    Du hast es geschafft, sagte sich Rachael stumm, als sie nach Norden weiterlief. Du bist in Sicherheit.
    Möglicherweise stimmte das sogar.
    Aber sie glaubte nicht so recht daran.
    Ben war erst einige Kilometer weit gekommen, als der Regen die Welt nicht nur ausfüllte, sondern zu ihrem Synonym wurde. Abgesehen von dem metronomischen Pochen der Scheibenwischer stammten alle Geräusche vom Wasser: das unaufhörliche Klopfen auf dem Dach des Merkur, das unablässige Hämmern der Tropfen auf der Windschutzscheibe, das Zischen und Rauschen der Reifen, deren Profil wahre Fluten verdrängen mußten, um nicht den Kontakt mit dem Asphalt der Straße zu verlieren. Jenseits der beschlagenen Fenster des Wagens verdunkelte sich das Universum, schien alles in ein schwarzes Loch zu stürzen und nur noch Platz für den allgegenwärtigen Regen zu lassen, für Millionen und Abermillionen graue Streifen. Wenn Blitze zuckten, was recht häufig geschah, schimmerten Milliarden Tropfen wie silberne Perlen, und dann konnte man fast den absurden Eindruck gewinnen, als schneie es über der Mohavewüste.
    Der Regen wurde immer heftiger, und schon nach kurzer Zeit waren die Wischer nicht mehr in der Lage, Ben klare Sicht zu gewähren. Er beugte sich vor und starrte in das Unwetterchaos, beobachtete die Straße, die sich irgendwo im sintflutartigen Schäumen zu verlieren schien. Er schaltete die Scheinwerfer ein, was jedoch kaum etwas nützte. Das Licht entgegenkommender Fahrzeuge zerfaserte grell im Wasserfilm auf der Windschutzscheibe und blendete ihn.
    Ben nahm den Fuß vom Gas, reduzierte die Geschwindigkeit erst auf sechzig und dann auf fünfzig Stundenkilometer Die nächste Raststätte war noch ein ganzes Stück entfernt, und deshalb blieb Shadway schließlich nichts anderes übrig, als auf dem Seitenstreifen zu halten. Er ließ den Motor laufen und betätigte die Taste der Warnblinkanlage. Da er Whitney Gavis nicht erreicht hatte, dachte er mit besonderer Sorge an Rachael, verfluchte das Wetter, das ihn daran hinderte, die Fahrt fortzusetzen und die Entfernung zum schwarzen Mercedes zu verringern. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als so lange zu warten, bis das Gewitter weitergezogen war, und das kostete ihn wertvolle Zeit. Andererseits: Es hatte keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen. Wenn er weiterfuhr und auf der regennassen Straße ins Schleudern geriet, wenn er mit einem der Achtzehnmeterzüge auf der Interstate zusammenstieß und bei dem Unfall ums Leben kam... Als Toter konnte er Rachael in keinster Weise helfen.
    Ben wartete zehn Minuten lang und fragte sich, ob er eine Neuauflage der biblischen Sintflut erlebte, ob es bis zum Jüngsten Tag weiterregnete. Er beobachtete, wie schmutzigbraunes Wasser über den Rand des Abflußgrabens neben der Straße wogte. Der Highway war auf einer Art Damm angelegt, und der Wüstenboden zu beiden Seiten befand sich etwa zwei Meter tiefer. Aus diesem Grund konnte das Wasser nicht auf den Asphalt fließen, sondern ergoß sich auf Sand und Felsen. Als Ben aus dem Seitenfenster

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