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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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zu erobern.
    »Was willst du eigentlich in Sjøholt?«, fragte der Taxifahrer nervös. »Verwandte?«
    Derrien schüttelte langsam den Kopf. »Ich will gar nicht nach Sjøholt.«
    Der Fahrer warf ihm einen überraschten Blick zu. »Nicht nach Sjøholt?«
    »Nein. Bitte fahr hier rechts ran. Ich steige aus.«
    Entsetzen machte sich auf dem Gesicht des Fahrers breit. »Nein!«
    »Bitte halte hier an. Das ist kein Überfall oder so etwas. Ich will hier einfach nur aussteigen. Ich bezahle dir sogar die ganze Fahrt nach Sjøholt.«
    »Aber hast du die Schilder nicht gesehen? Du bist nicht von hier, oder? Der Wald ist
gefährlich

    »Ich bin gefährlicher«, erwiderte Derrien, der das Gespräch satt hatte. »Also halte jetzt endlich an. Jeden Meter, den du zu weit fährst, muss ich zurücklaufen!«
    Der Fahrer schluckte, vermutlich fasste er die Bemerkung als Drohung auf. Es sollte Derrien recht sein, Hauptsache, der Mann hielt endlich seinen Wagen an. Währenddessen las er den Betrag vom Taxameter ab, vermutete, dass sie etwa ein Drittel des Weges zurückgelegt hatten, und zählte das Dreifache davon aus seinem Geldbeutel ab.
    Der Fahrer bremste abrupt ab, so abrupt, dass es Derrien wahrscheinlich gegen die Windschutzscheibe geworfen hätte, wenn er nicht angeschnallt gewesen wäre. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen.
    »Los, los, Beeilung!«, bettelte der Fahrer.
    Derrien reichte ihm das Geld. Dann schnallte er sich ab und stieg aus. Sobald er die Tür zugeschlagen hatte, stieg der Fahrer auf das Gaspedal und fuhr mit heulendem Motor davon. Derrien sah ihm nachdenklich hinterher. Dann zuckte er mit den Schultern, überquerte die Straße und marschierte nach Süden. Hinein in den Germanenwald.
    Schon nach kürzester Zeit befand er sich in dichtestem Urwald. Waldkiefern und Birken dominierten die Hänge, unter denen sich dichtes, winterkahles Buschwerk gebildet hatte. Wenigstens hatten die Baumkronen den Schnee größtenteils abgefangen, so dass es Derrien relativ leicht fiel, einem Wildwechsel folgend tiefer in den Wald einzudringen. Bald war die Straße hinter ihm im Wald verschwunden, es dauerte auch nicht viel länger, bis die Geräusche der vereinzelten Autos, die sich durch das Gebiet wagten, nicht mehr zu hören waren. Stille machte sich breit, vom Rauschen der Baumkronen im steten Westwind mehr betont als verdrängt.
    Derrien blieb stehen und zog sich die Latexmaske vom Gesicht. Dann öffnete er die Postertrommel und zog
Waldsegen
hervor. Erst nachdem er sich die Waffe über den Mantel gegürtet hatte, ging er weiter. Er verschwendete keinen Gedanken daran, was wohl ein Förster oder Jäger über ihn denken mochte, sowohl über die Runennarben in seinem Gesicht als auch über das Schwert an seiner Seite. Ein Mann, der sich hier im Wald herumtrieb, hatte vermutlich selbst etwas zu verbergen und würde ihm wohl eher aus dem Weg gehen.
    Vor dem Wald machte eine Verkleidung ohnehin keinen Sinn. Und die Präsenz des magischen Schwertes ließ sich selbst durch Derriens Kraft der versteckten Aura nicht verbergen. Die Bäume wussten, wer er war und wo er war. Es lag am Wald, den nächsten Schritt zu tun.
    Es war ein relativ steiler Anstieg, der Derrien bald schwerer atmen ließ. Es war nicht allzu einfach, dem Wildwechsel zu folgen, der sich nicht darum scherte, dass Derriens eigentliches Ziel im Süden lag. Die Fährte mäanderte mal hierhin, mal dorthin,verschwand zum Teil ganz und tauchte dann ein paar Meter weiter wieder auf. Derrien ertappte sich bei der Hoffnung, dass der Wald möglichst bald die Konfrontation zu ihm suchen würde. Doch der ließ sich Zeit, und so marschierte Derrien weiter, immer weiter, bis er schließlich einen hochgelegenen See erreichte, zugefroren und von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Der Wald war mittlerweile schütterer geworden und bestand nun größtenteils aus kahlen Birken. Die Waldkiefern waren Bergkiefern gewichen, die verkrüppelt und windschief dem kargen Klima dieser Region trotzten. Hoch über ihm kreiste ein Seeadler, dessen weißgefiederter Schwanz im scharfen Kontrast zu seinen braunen Schwingen und dem dunklen Körper stand. Derrien beobachtete ihn eine Weile, während er einen Apfel und ein belegtes Brötchen aß, das er aus der Bäckerei mitgenommen hatte.
    Gerade als er weitergehen wollte, kam ihm der Gedanke, dem Adler folgen zu müssen. Irritiert blieb er stehen. Warum sollte er das tun? Misstrauisch sah er nach oben, wo der Vogel langsam Richtung

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