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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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wandern, wo er einen Umhang über einem tunikaähnlichen Kleidungsstück beleuchtete. Eine klauenbewehrte Hand war unter dem Umhang hervorgestreckt, die Finger gekrümmt, zupackend. Eine Kapuze war tief in das sehnige, verhungerte Gesicht gezogen und verdeckte Augen und Stirn.
    »Ein Schatten«, murmelte Keelin.
    Wolfgang nickte. Ein Grauschatten in seiner Wahren Gestalt. Das Weiß des Alabasters strahlte geradezu obszön.
    Sie beleuchtete nun auch die zweite Statue, ebenso groß wie die erste. Das Licht fiel auf ein blankes Skelett. Fußknöchelchen, Unterschenkel, Oberschenkel, eine Hüfte, darüber Wirbelsäule, Brustkorb und Schädel. Das Skelett hielt ein Buch unter dem Arm, während die zweite Hand ebenfalls nach vorne ragte und nach etwas zu greifen schien. Verglichen mit der ersten Statue wirkte sie grob und unförmig, als ob sich der Bildhauer sehr viel weniger Mühe damit gegeben hätte. Oder der Steinmetz der zweiten hatte deutlich weniger Talent besessen als der erste.
    Keine der beiden Statuen trug auch nur einen Hauch von Magie in sich.
    »Weiter«, murmelte Wolfgang.
    Als sie die Halle durchquerten und sein Licht tiefer in den Raum dahinter fiel, sah er, dass der Boden dort bedeckt war von einer grünlichen Substanz.
Galle
, dachte er sofort und erinnerte sich an manch eine durchzechte Nacht seiner Jugend, wo ihn sein Körper auf unsanfte Art und Weise mit der Farbe bekannt gemacht hatte.
    Als sie den zweiten Durchgang erreichten, war klar, dass es sich hier um etwas gänzlich anderes handelte. Der Raum war noch größer, vielleicht zehn Meter breit und fünf Meter tief, dafür aber erheblich niedriger. Wände und Boden waren dort, wo sie sichtbar waren, vom gleichen Baumaterial wie die Räume zuvor, waren jedoch größtenteils verdeckt. Gallengrün war die alles dominierende Farbe, sie bedeckte den Boden, sie hing an Wänden und tropfte an manchen Stellen sogar von der Decke.
    Inmitten des Raumes befand sich eine weißliche Struktur, mindestens fünf Meter lang und anderthalb breit, ihr Aufbau segmentiert wie der einer Made. Sie schien zu pulsieren, ihr Leib mit langsamen, rhythmischen Bewegungen geringfügig an- und wieder abzuschwellen. Die Bewegung ließ das Ding noch vielmal mehr wie eine Insektenlarve erscheinen. Blassgraue, mit galligem Schleim bedeckte Stränge zogen sich von ihr über den Boden zu den Wänden, wo sie sich bis unter die Decke hochrankten und sich dort weiter entlangzogen. Der Schleim schien von ihnen auszugehen.
    An den Wänden aufgereiht waren weitere Strukturen, dieses Mal jedoch in einem helleren, gelbgrünen Mischton, länglich oval und unregelmäßig geformt, vierundzwanzig Stück an der Zahl auf etwa hüfthohen Podesten aus Alabaster. Einige der blassen Stränge aus der Mitte führten in diese Strukturen hinein und nahmen dort das Aussehen bleicher, vielfach aufgezweigter Adern an. Auch diese Strukturen bewegten sich, jedoch deutlich unregelmäßiger als die große weiße in der Raummitte. Es sah ganz so aus, als ob sich etwas in ihrem Inneren bewegen würde, eine Bewegung, der die äußere Hülle passiv folgte.
    Mit den Strukturen verwachsen waren menschliche Köpfe, für jede von ihnen einer, ausschließlich Männerköpfe mit geschlossenen Augen. Die aderartigen Stränge von der Außenhaut der blassgrünen Strukturen gingen direkt auf ihre Hälse über.
    Wolfgang aktivierte sein Magiegespür.
    Das madenähnliche Ding in der Mitte erstrahlte in einem satten Rot, so intensiv, wie er es sonst nur von Geistern her kannte, und auch die bleichen Stränge schimmerten rötlich. Die äußeren Strukturen auf den Podesten waren ebenfalls auf irgendeine Art und Weise magisch, am meisten die Köpfe, was Wolfgang nicht im Geringsten überraschte.
    Tönnes trat neben ihnen in den Durchgang. »Was zum Teufel ist das?«
    Vierundzwanzig Köpfe wandten sich ihnen zu und öffneten beinahe synchron ihre Augen. Keelin wich mit einem erschrockenen Aufschrei zurück, Tönnes fluchte bitterlich, während Wolfgang instinktiv die Maschinenpistole hochriss.
    Dann begannen sie zu schreien. Mit weit aufgerissenen Augen kreischten sie und brüllten, heulten und zischten, eine irrsinnige Kakophonie aus Boshaftigkeit und Hass. Wolfgang sah sich hastig um, wartete darauf, dass jeden Moment ein Wächter auftauchen würde, durch einen versteckten Gang oder aus dem Nichts. »HÖRT AUF!«, schrie Keelin, »HÖRT AUF!«, während Tönnes das Gewehr auf einen dieser Köpfe richtete. »Sollen wir schießen?«,

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