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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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darin gewesen war, Mutters Fragen zu beantworten.
    Gwezhenneg presste die Lippen zusammen. »Das ist nicht mehr viel wert. Ich bin Leibeigener wie alle anderen auch.«
    Das ist sehr wohl noch etwas wert.
Falls Seog einen Aufstand gegen die Germanen plante, brauchte er keltische Hauptmänner. Männer wie Gwezhenneg. »Passiert das öfter, dass die Germanen Truppen hin und her verschieben?«
    »Manchmal. Soweit ich gehört habe, tauschen sie jeden Monat die Garnison aus. Ich frage mich nur, warum sie das nachts tun.«
    Seog zog die Augenbrauen hoch.
Ein guter Einwand
, befand er. Einen, auf den er selbst nicht gekommen wäre, wie er zu seiner Schande eingestehen musste.
    Gwezhenneg fuhr sich nachdenklich durch die braunen Haare. »Aber was soll es sonst sein? Wenn etwas auf Trollstigen passiert wäre, hätten wir die Glocke gehört.« Doch
Andraste
hatte geschwiegen, seitdem Seog zurück war, also musste Trollstigen weiterhin in der Hand der norðmenn sein. Die Fackeln auf der Treppe konnten nur Germanen gehört haben. »Aber Ihr müsst wissen«, fügte Gwezhenneg hinzu, »dass Trollstigen schon einmal gefallen ist, ohne dass die Glocke geläutet hat.«
    Seog sah überrascht auf. »Wann?«
    »Nach dem Germanenaufstand. Derrien hat ein paar Waldläufer als Garnison auf der Festung zurückgelassen. Als die norðmenn schließlich die Festung genommen hatten, ging das Gerücht um, dass Trollstigen nur fallen konnte, weil ein Jarl im Alleingang die Tore geöffnet hatte. Der Mann der Fürstin Gudrun ist es angeblich gewesen, ein Sachse namens Wolfgang. Jedenfalls hat die Glocke damals ebenfalls nicht geläutet.«
    Seog schüttelte den Kopf. Entschlossen meinte er: »Trollstigen lässt sich von einem einzelnen Mann nicht einnehmen, niemals.« Die Uneinnehmbarkeit der Festung war einer der Grundpfeiler, an die die Bewohner des Romsdalsfjordes glaubten, Seog mit eingeschlossen. Irgendjemand hatte da wohl ziemliches Seemannsgarn verbreitet, vielleicht, um Verrat oder Bestechung zu vertuschen. »Abgesehen davon, was hätte es den Waldläufern gebracht, die Glocke zu läuten? Wen hätten sie denn herbeirufen sollen? Die Germanen aus dem Tal?«
    Gwezhenneg legte den Kopf schräg, nickte dann. »Ihr habt natürlich Recht, Herr.«
    Seog zog die Augenbrauen nach oben. Er hätte nicht gedacht, Gwezhenneg damit so einfach überzeugen zu können. Er grübelte selbst noch einmal über sein Argument und stellte fest, dasses tatsächlich ziemlich viel Sinn ergab. Den Rest des Mahls versuchte er den Stolz über seinen klugen Einwand nicht allzu sehr zu zeigen.
    Die Männer – neben Gwezhenneg auch sein Bruder und sein ältester Sohn – brachen nach dem Frühstück zur Arbeit auf. Sie schulterten Hacken und Taue und machten sich auf den Weg. Mit Hilfe des einzelnen Ochsen, der ihnen verblieben war, würden sie weiter Baumstümpfe aus dem Linsenacker reißen, Tag für Tag, den ganzen Monat lang, bis jener Acker schließlich von sämtlichen Überresten des einstigen Waldes befreit war. Der Ertrag – das hatte ihm Gwezhennegs Vater Hervé erzählt – würde sich um bis zu ein Drittel erhöhen, während die Arbeit auf dem Feld deutlich leichter werden würde. Der Grund, warum die Stümpfe nicht gleich nach der Rodung herausgerissen wurden, war ebenso einleuchtend: Nach ein paar Jahren waren die Wurzeln morsch und faulig geworden und würden leichter reißen, während sich ein frischer Baumstumpf mit der in ihm noch immer lebendigen Kraft des Baumes in der Erde festkrallen würde. Dies alles war neu für Seog, in dessen Ausbildung nie ein Platz für Landwirtschaft gewesen war – wozu auch, waren doch die Fischsunde vor dem Romsdalsfjord geradezu legendär für ihren reichen Ertrag. Es hatte während seiner Jugend wichtigere Dinge zu lernen gegeben: die Kriegskunst, die Fischerei, die Silbernen Regeln und Lektionen seiner Eltern.
    Während die Männer draußen auf dem Feld waren, spannen die Frauen in der Rundhütte ihr Garn. Seog lauschte ihnen mit mäßigem Interesse und erfuhr so, dass es entgegen Gwezhennegs vorherigen Aussagen einige Mädchen und junge Frauen im Dorf gab, die Hoffnungen auf eine baldige Entwurzelung hegten. Die Frauen sahen diese Entwicklungen skeptisch: Zum einen freuten sie sich, wenn einer aus ihren Reihen der Aufstieg gelang, zum anderen hielten sie es für einen kleinen Verrat an ihnen persönlich wie auch am Stamm der Bretonen und am Volke der Kelten ganz allgemein. Seog hielt den Mund. Als Kind hatte er einmal zu

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