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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Weidenschläger, der ihr antwortete. »Nun. Er hat sich damals nach Ninas Tod nicht bei uns gemeldet und sich als ihr Freund zu erkennen gegeben. Das macht uns schon nachdenklich.«
    »Wir haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben«, schob Frau Keller nach.
    Kim nickte langsam. »Klar«, murmelte sie. »Sie müssen ihn verdächtigen. Vor allem, weil er ja auch schon vorbestraft ist.«
    Sie sagte das zu niemand Bestimmtem, aber sie bemerkte sofort das Erstaunen, mit dem Frau Keller und Jan Weidenschläger sich ansahen.
    »Vorbestraft?«, hakte der Kommissar nach.
    Sigurd räusperte sich leise. Kim bemerkte, dass an seinem Hals eine leichte Röte emporstieg. Sich Informationen aus Polizeiakten zu beschaffen, wie er es über Lukas getan hatte, war mit Sicherheit nicht legal. Wenn sie also jetzt weitersprach, brachte sie Sigurd in ernste Schwierigkeiten.
    Also legte sie den Kopf wieder auf ihre Arme und sagte stattdessen gar nichts mehr. Plötzlich fühlte sie sich einfach nur unendlich müde. An den Geräuschen erkannte sie, dass Weidenschläger ein Notizbuch aus seiner Jeans zog, es aufklappte und sich irgendeine Notiz machte.
    In diesem Moment klingelte es an der Haustür.
    Sigurd stand auf, um zu öffnen.
    Kim rührte sich weiterhin nicht. Plötzlich war ihr alles, was um sie herum vorging, völlig egal. Doch das änderte sich schnell, als sie Sigurds überraschten Ausruf hörte.
    »Lukas!«
    Kims Kopf fuhr in die Höhe.
    Lukas beachtete die Kommissare zunächst gar nicht, als er die Küche betrat, sondern hatte nur Augen für Kim. In seinem Blick lagen Schmerz und Scham und so vieles andere, dass Kim sich bei seinem Anblick ganz furchtbar fühlte. Plötzlich sah sie sich selbst einfach nur noch als Verräterin, weil sie Sigurd von dem Wolf auf seiner Brust erzählt hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. Das Chaos ihrer Gefühle war kaum noch auszuhalten. Warum nur musste plötzlich alles so kompliziert sein?
    Lukas sah ihr Kopfschütteln und er verstand es falsch. Hoffnungslos ließ er den Kopf sinken. Dann wandte er sich an Frau Keller und sagte: »Ich bin hier, weil ich mich stellen will.«
    Kim erstarrte. Würde er jetzt ein Geständnis ablegen?
    Sie suchte Lukas’ Blick, aber es gelang ihr nicht mehr, ihn einzufangen.
    »Ich habe weder Nina noch Marie ermordet«, sprach Lukas weiter. Seine Stimme zitterte ein wenig. »Aber ich war kurz vor Ninas Tod mit ihr befreundet.« Sein Blick zuckte zu Kim. »Ganz kurz.« Dann sah er wieder die Kommissare an. »Ich möchte helfen zu beweisen, dass ich unschuldig bin.«
    »Reichlich früh!«, brummte Jan Weidenschläger sarkastisch. Dann stand er auf und machte Anstalten, nach den Handschellen hinten an seinem Gürtel zu greifen, aber Frau Keller stoppte ihn.
    »Sie verstehen hoffentlich, dass Sie unter Tatverdacht stehen, Herr Neumann«, sagte sie zu Lukas. »Würden Sie mit uns aufs Revier kommen, damit wir ein paar Tests mit Ihnen machen können?«
    Lukas nickte. »Natürlich.«
    Er ließ es zu, dass Jan Weidenschläger neben ihn trat und ihn recht ruppig am Arm packte.
    »Das wird nicht nötig sein, Jan«, sagte Frau Keller ruhig.
    Bevor sie gemeinsam die Küche verließen, warf Lukas Kim einen letzten Blick zu.
    Ich war es nicht, las Kim darin.

Kapitel 17
    »Das ist jetzt aber wirklich nicht dein Ernst!« Ungläubig starrte Sigurd Kim am nächsten Morgen an, als sie fertig angezogen und mit der Schultasche im Arm nach unten in die Küche kam.
    Sie warf die Tasche auf den Boden und setzte sich an den gedeckten Frühstückstisch. »Was? Dass ich zur Schule gehe?«
    Sigurd sah sie an, als habe sie den Verstand verloren.
    Vielleicht hatte sie das ja auch. Jedenfalls hatte sie ständig das Gefühl, kurz davor zu sein. Die Nacht war ziemlich mies gewesen. Immer wieder war Kim weinend hochgeschreckt, weil sie geglaubt hatte, Marie um Hilfe rufen zu hören. Wenn es ihr gelungen war, für eine Weile einzuschlafen, dann hatte sie wirre Träume gehabt, in denen erst Nina, dann Marie mit Kabelbindern gefesselt vor ihr gestanden und flehendlich die Hände nach ihr ausgestreckt hatte.
    Nur der letzte Traum kurz vor dem Weckerklingeln war anders gewesen. Sie hatte in einem dunklen Raum gestanden. Alles um sie herum war schwarz gewesen, so schwarz, dass sie die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Irgendwo vor ihr ging eine Tür auf und ein etwas helleres Rechteck erschien in der Finsternis. In dem matten Schimmer konnte Kim das Geweih an der Wand erkennen. Sie war im Waldschlösschen, das

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