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Schattenfluegel

Schattenfluegel

Titel: Schattenfluegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Vorschein.
    Vor Aufregung zitterte Kims Hand so stark, dass sie sie nur mit Mühe in den Hohlraum hineinstecken konnte. Ihre Fingerspitzen ertasteten etwas Hartes. Sie griff danach, zog es heraus.
    Es war Ninas Handy!

Kapitel 21
    Darf ich?« Lukas’ Stimme vibrierte, als er die Hand nach dem Handy ausstreckte.
    Kim zögerte, aber dann gab sie es ihm.
    Rasch betrachtete Lukas das Gerät von allen Seiten. Er fand den Anschaltknopf und drückte darauf, aber nichts geschah.
    »Mist!«, murmelte er. »Der Akku ist leer. War ja klar.«
    Kim dachte an ihr eigenes Gerät. »Kein Wunder«, sagte sie. »Es lag zwei Jahre lang hier herum.« Sie zog ihr Handy aus der Jeans. »Warte mal, vielleicht funktioniert es mit meinem Akku.« Während sie sich daranmachte, den Akku auszubauen, hob Lukas lauschend den Kopf. »Was ist?«, fragte Kim. Er sah aus, als hätte er etwas gehört.
    »Scht!« Er legte den Zeigefinger an die Lippen.
    Draußen vor dem Saal polterte es. Kim zuckte zusammen. Dort war jemand!
    »Bleib hier!«, flüsterte Lukas. »Ich gehe mal nachsehen. War vielleicht nur eine Katze.« Mit diesen Worten verschwand er durch die Terrassentür nach draußen.
    Kim sah ihm nach. Die Sonne war inzwischen recht tief gesunken. Das Licht im Saal hatte sich in den letzten Minuten merklich verändert, die Schatten waren länger geworden. Plötzlich fröstelte Kim. Auf der weiten Fläche der schwarz-roten Fliesen fühlte sie sich mit einem Mal unwohl und verloren und so ging sie zur Küche. In diesem kleineren abgeschlossenen Raum fühlte war es irgendwie sicherer.
    Vorsichtig nahm sie den leeren Akku aus Ninas Handy, legte ihn auf die Platte einer alten Anrichte – dem einzigen Möbelstück, das hier noch übrig geblieben war. Dann schob sie ihren eigenen Akku an die Stelle des alten. Diesmal ging das Handy an. Das Display leuchtete auf, das Logo der Firma erschien, dann signalisierte eine kurze Melodie, dass das Gerät betriebsbereit war.
    Kim klickte sich durch den Ordner mit Videos, die Nina vor mehr als zwei Jahren aufgenommen hatte. Gleich würde sie die Stimme ihrer toten Schwester hören. Sie kämpfte mit der Panik, die ihr bei diesem Gedanken die Kehle zusammenschnürte. Die Videos waren unter dem jeweiligen Datum abgelegt, an dem sie gemacht worden waren. Das letzte in der Liste trug das Datum von Ninas Todestag. Kim zögerte, doch dann startete sie es.
    Zuerst war nichts zu sehen außer verschwommenen Brauntönen. Dann erklang Ninas Stimme.
    »Hab dich doch nicht so!«, sagte sie.
    Kims Herz zog sich zusammen und schlagartig schossen ihr Tränen in die Augen. Es tat weh, ihre Schwester reden zu hören. Kim sah wieder Ninas Gesicht vor sich, die Libelle darauf, und sie musste schwer schlucken.
    »Nina, bitte!« Eine zweite Stimme. Die von Lukas. »Nina, mach das Handy aus!«
    »Warum? Ist doch lustig!« Nina lachte. Sie hatte ein glasklares Lachen gehabt, eines, das absolut ansteckend wirkte. Kim jedoch war nicht nach Lachen zumute. Gebannt hörte sie zu, was weiter gesprochen wurde. Das Bild wurde scharf. Eine zwei Jahre jüngere Version von Lukas erschien auf dem kleinen Bildschirm. Er hatte damals schon diese alte Jeansjacke getragen. Damals war sie allerdings noch neu gewesen.
    »Nina!« Lukas’ Stimme klang jetzt fast wie ein Flehen.
    »Ich will das aufnehmen«, lachte Nina. »Ich will mir das später ansehen können. Lukas? Magst du mich eigentlich?«
    Über Lukas’ Gesicht glitt ein Schatten. »Darüber wollte ich mit dir reden, Nina. Ich …«
    Kim lehnte sich mit dem Rücken gegen die Anrichte. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    »Du magst mich, nicht wahr?«, fragte Nina erneut. Das Bild wackelte etwas, stabilisierte sich dann aber wieder. »Sag, dass du mich liebst!«
    Lukas presste die Lippen zusammen, ganz kurz nur, aber so fest, dass sie hinterher schneeweiß waren. »Nein, Nina. Das ist es, was ich dir die ganze Zeit sagen wollte.«
    »Wie?« Das Bild hüpfte. Für einen Augenblick geriet Lukas aus dem Fokus, dann wurde ganz dicht an sein Gesicht herangezoomt. Er war ziemlich blass.
    »Ich … ich mag dich, Nina. Ich würde gern mit dir befreundet sein. Aber ich liebe dich nicht.« Er senkte den Kopf. »Tut mir leid.«
    »Du lügst!«
    Sofort sah er wieder auf. »Nein.« Er hielt dem Blick des Kameraauges stand und Kim konnte sehen, wie unangenehm ihm die ganze Situation war.
    »Das …« Jetzt rutschte das Bild weg. Im Fokus lag nun der geflieste Boden. »Du lügst!«, schniefte Nina. Der Ton lief ohne

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