Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfreundin

Schattenfreundin

Titel: Schattenfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Drews
Vom Netzwerk:
Brille wirkte alles andere als modern. Der Mann tippte etwas in sein Handy und sah erst auf, als die Beamten vor ihm standen.
    »Ludger Franke?«, fragte Käfer.
    Der Mann nickte enthusiastisch. »Der bin ich.«
    »Hauptkommissar Käfer, das ist meine Kollegin Charlotte Schneidmann, Kripo Münster. Wir haben telefoniert. Bitte schildern Sie uns genau, was Sie heute Morgen beobachtet haben.«
    »Ja natürlich«, sagte Franke beflissen und steckte sein Handy in die Sakkotasche. »Also, ich bin heute wie jeden Morgen aus Münster weg. Als Erstes muss ich nach Steinfurt, da sitzt ein wichtiger Kunde, und der wartet nicht gern. Also bin ich ein bisschen früher los, man weiß ja nie, wie der Verkehr ist, und dann ist da plötzlich eine Baustelle oder eine Umleitung, und dann muss man weiß Gott wo lang fahren, und dann kommt man zu spät, und Sie wissen ja, der Kunde …«
    Charlotte unterdrückte ein Lachen. »Wann sind Sie denn losgefahren, Herr Franke?«
    »Pünktlich um sieben.« Herr Franke strahlte.
    »Und um wie viel Uhr waren Sie hier?«
    »Schon um Viertel vor acht. Es ging viel schneller, als ich dachte. Aber wie gesagt, wenn man einen Kunden …«
    »Natürlich, Herr Franke«, warf Charlotte ein.
    »Und wie ging es dann weiter?«, fragte Peter. Er gab sich keine Mühe, seine Ungeduld zu verbergen.
    »Ich hatte noch ein bisschen Zeit«, sagte Franke, »ich wollte ja auch nicht zu früh bei dem Kunden … Na ja, und da habe ich mich hier auf den Parkstreifen gestellt. Eigentlich wollte ich noch einen Schluck Kaffee trinken – ich nehme mir immer eine Thermoskanne voll Kaffee mit, wissen Sie, der eigene Kaffee schmeckt doch am besten …« Er bemerkte, dass Käfer die Stirn krauste. »Also ich stelle mich mit meinem Kaffee neben das Auto, da sehe ich auf der anderen Seite der Straße, dort drüben, im Garten des Bauernhauses …«, er wies mit ausgestrecktem Arm auf das Haus gegenüber, von dem man wegen der hohen Bäume nur einen Teil des Daches sehen konnte, »… diesen blonden Jungen. Zu Hause hatte ich die Suchmeldung in der Zeitung gelesen, und ich konnte mich noch gut an das Foto von dem Jungen erinnern.«
    Charlotte nickte. »Und weiter?«
    »Ich habe mir dann gleich noch mal das Foto angesehen, und, ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass es der gesuchte Junge ist.« Vor lauter Aufregung war Franke im Gesicht ganz rot geworden.
    »Und wo genau haben Sie das Kind gesehen?«, fragte Käfer.
    »Im Garten. Direkt hinter der Mauer, rechts vom Eingang.«
    Käfer und Charlotte sahen zu dem Grundstück auf der anderen Seite der Straße. Die niedrige Backsteinmauer, die den Garten von der Straße trennte, sah alt und verwittert aus. An der linken Seite, dort, wo sie im rechten Winkel von der Straße nach hinten wegführte, war sie an mehreren Stellen eingebrochen.
    »Es schien dort zu spielen. Womit, das konnte ich nicht sehen. Dann trat es plötzlich direkt an die Mauer und sah zu mir herüber. Ich sage Ihnen, ich war richtig erschrocken.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«, fragte Charlotte.
    »Nichts. Was sollte ich denn machen?« Franke sah sie vorwurfsvoll an, als müsse er sich gegen Kritik wehren. »Ich habe die Polizei angerufen. Ich hoffe, dass ich das richtig gemacht habe.«
    Jetzt ist er auch noch beleidigt, dachte Charlotte. Sie setzte ihr charmantestes Lächeln auf und sagte: »Das haben Sie genau richtig gemacht. Geradezu vorbildlich.«
    Franke nickte zufrieden. Er schien wieder versöhnt zu sein.
    »Können Sie uns noch etwas sagen über das Kind?«
    »Es sah schmutzig aus, richtig verwahrlost, als wäre es länger nicht gewaschen worden. Das konnte ich sogar von hier aus sehen«, sagte er. »Als wenn sich keiner darum kümmern würde.«
    »Und was ist dann passiert? Wie lange hat das Kind dort gestanden? Hat es vielleicht gerufen oder gewinkt?«, fragte Charlotte.
    Franke sah sie verständnislos an. »Gerufen? Gewinkt? Nein, wieso?« Plötzlich schien er zu begreifen, denn er erschrak und schlug die Hand vor den Mund. »Meinen Sie, weil er Hilfe brauchte? Ach Gott …«
    »Jetzt beruhigen Sie sich, Herr Franke. Sie trifft keine Schuld.«
    Franke nickte.
    »Sonst noch was?«, fragte Käfer.
    »Dann hat eine Frau nach ihm gerufen.«
    Käfer und Charlotte merkten auf.
    »Eine Frau?«, fragte Charlotte. »Das ist jetzt sehr wichtig, Herr Franke. Bitte erinnern Sie sich an jede Einzelheit. Wie ist das abgelaufen?«
    Franke dachte angestrengt nach. Dann begann er zögernd: »Wie ich schon sagte, eine

Weitere Kostenlose Bücher