Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
in seinen Armen lag wie das Opfer Jiris. Dann verspürte sie nur noch ohnmächtigen Zorn und den Wunsch, ihn zu töten.
Eliska führte sie zielstrebig durch ein Labyrinth von engen Gassen, bis sie die Brückengasse, die unterhalb der Prager Burg lag, erreichten. Dieses Viertel gehörte der reichen, adligen Gesellschaft. Es war offensichtlich, dass sie sich in dieser Gegend auskannte. Karolina fand das recht seltsam für ein Mädchen aus einfachen Verhältnissen. Dennoch schwieg sie. Carlotta hatte einen Narren an diesem Mädchen gefressen und verteidigte sie jedes Mal gegen Karolinas Vorwürfe.
Eliska verhielt sich in letzter Zeit recht seltsam. Jeden Abend schlich sie heimlich aus dem Haus und kehrte erst in den frühen Morgenstunden zurück. Sie war schon immer ein in sich gekehrtes Ding gewesen. Als Carlotta davon erfuhr, machte sie Eliska bittere Vorwürfe. Eliska, die sich von Carlotta in die Enge gedrängt fühlte, redete sich damit heraus, Hinweisen zu einem geplanten Geheimtreffen der Vampire nachzugehen. Ihren Informanten wollte sie jedoch nicht preisgeben. Carlotta glaubte ihr.
Aber Eliskas Worte verstärkten nur Karolinas ohnehin schon bestehenden Argwohn. Karolina besaß zwar keine Beweise, aber irgendetwas stimmte nicht mit Eliska, das spürte sie. Wenn diese von ihren nächtlichen Ausflügen zurückkehrte, umgab sie ein seltsamer Geruch, der bei Karolina eiskalte Schauer auslöste.
„Hier ist es“, flüsterte Eliska und bedeutete allen mit einer Geste, näherzukommen. Sie standen vor einem imposanten Palais, dessen Mauern aus Sandstein im Laufe der Zeit nachgedunkelt waren. In den Fenstern im Erdgeschoss brannte Licht. Es herrschte eine bedrückende Stille.
Ein Vibrieren durchlief Karolinas Körper, ein sicheres Zeichen für die Präsenz von Vampiren.
Sie blieb stehen und schloss für einen Moment die Augen, um sich ganz ihrem Spürsinn hinzugeben, der sie bislang immer beschützt hatte.
„Nehmen wir etwa das Stadtpalais der Gräfin ins Visier?“, flüsterte Adela.
„Ja.“ Adela quittierte die Antwort Eliskas mit einem erschrockenen Blick.
„Das hat mir gerade noch gefehlt.“ Adela presste vor Angst die Hand an die Kehle.
„Und wie gehen wir jetzt vor?“ Malvina brannte vor Ungeduld.
„Wir sollten warten, bis die Vampire das Palais verlassen, um ihnen dann zu folgen“, schlug Eliska vor.
„Dann wissen wir aber noch lange nicht, was sie planen. Wir müssen uns aufteilen, eine Gruppe wartet draußen, die andere schleicht sich hinein, um sie zu belauschen“, warf Carlotta ein, was bei Karolina nicht auf Zustimmung stieß, weil sie Gefahr witterte.
„Das halte ich für keine gute Idee“, sagte sie deshalb fest. Eliskas Miene verdüsterte sich schlagartig.
„Uns bleibt keine andere Möglichkeit, Karolina. Nach meiner Erfahrung wäre es besser, wenn wir uns aufteilen. Selbst wenn wir keinen Hinweis erhalten, würden wir nicht gemeinsam in die Falle geraten und könnten auf die Hilfe der anderen zählen.“
„Mag sein, aber mein Gefühl rät mir davon ab. Irgendetwas stimmt da nicht.“
„Was sollte denn nicht stimmen? Lächerlich. Ihr wollt Dceras sein? Ein lächerlicher Haufen ängstlicher Weiber seid ihr, mehr nicht“, ereiferte sich Eliska.
„Nimm das ja zurück, sonst ...“ Die aufgebrachte Malvina hob die Hand, um Eliska einen Schlag zu verpassen.
Aber Karolina war schneller und hielt ihren Arm zurück.
„Nicht, Malvina, wir haben keine Zeit, um uns zu streiten. Wir werden hier alle in der Nähe des Einganges warten.“
„Dann gehe ich eben allein hinein!“ Eliska schüttelte ihre schwarze Lockenpracht.
„Und ich werde dich begleiten.“ Carlotta folgte ihr.
„Ich auch“, meldete sich zu aller Überraschung Adela. Karolina hielt die Freundin am Arm zurück.
„Bist du verrückt? Du musst niemandem was beweisen. Was ist, wenn du auf die Gräfin triffst?“
„Einmal in meinem Leben möchte ich etwas wagen“, antwortete Adela bestimmt. „Daran wirst du mich nicht hindern.“ Karolina spürte eine Übelkeit in sich aufsteigen, aus Sorge um die Freundin.
„Bitte, überleg es dir und folge meinem Rat.“
„Wir werden auf deine Freundin achtgeben“, mischte sich ihre Tante ein und legte den Arm um Adelas Taille.
Karolina vertraute Carlotta. Dennoch konnte sie die aufsteigenden Zweifel nicht einfach mit einem Handstreich beiseiteschieben. Unschlüssig stand sie da und sah in die Runde.
„Vertrau mir. Uns wird nichts geschehen.“ Die Zuversicht in
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