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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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geschickt haben«, in Jovances goldenen Augen blitzte Erschrecken auf, »und sagen Sie Prasav, dass ich nicht erfreut bin, wie er Hauptmann Rupertis zum Verrat angestiftet hat.«
    »Das war nicht Prasav allein«, sagte Lapaxo, »sondern auch Schattengeborene – ich war in meinem Bericht noch nicht so weit gekommen. Und Rupertis ist tot.«
    Fejelis schluckte. Ihm wurde ganz schwindelig, als er sich kopfüber hineinstürzte, doch er spürte, dass seine einzige Möglichkeit, hier zu obsiegen, in Schnelligkeit bestand. Er hatte auf dem Fechtplatz geübt, rasch zu agieren und den richtigen Zeitpunkt zu finden – es wurde Zeit, diese Lektionen außerhalb des Übungsplatzes anzuwenden. »Dann eben in zehn Minuten. Ich muss mich umziehen.« Außerdem brauchte er ein Bad und mehrere Stunden Schlaf, aber die konnte er sich abschminken, ob er nun ein Prinz war oder nicht.
    Erneut berührte ihn Jovance am Arm, aber diesmal absichtlicher, und flüsterte in seinen Geist: ›Ganz ruhig.‹
    Lapaxo erteilte Befehle, die weitergegeben wurden, und während sie durch die Flure eilten, stellten sich Leibgardisten, Dienstboten und Angestellte ein. Er betrachtete ihre Gesichter und schätzte die Stimmung ein. Jovances berührte ihn und sagte: ›Sie scheinen sich zu freuen, Sie zu sehen.‹ Er vernahm Freude und Stolz in ihren Worten und wünschte, sie hätte ihre Hand nicht wieder zurückgezogen.
    Sein oberster Garderobier und zwei Assistenten erwarteten ihn bereits im Hauptempfangssaal. Einer der Assistenten trug einen Arm voll roter Stoffe und der andere eine dampfende Schale mit einer Rasierklinge, Lappen und einem Handtuch. Ein Magier der Leibgarde nickte Lapaxo hinter ihnen zu: Die Schale, die Handtücher und die Garderobiers selbst waren ungefährlich. Während die Leibgardisten ihre Posten an den Türen und auf dem Balkon bezogen, ließ Fejelis die Schultertasche auf das Podest fallen. Als ein Diener sie wegräumen wollte, wandte er rasch ein: »Nein, die brauche ich noch.« Dann ließ er sich von dem Garderobier bis auf die Unterwäsche entkleiden und mit der forschen Tüchtigkeit waschen, wie es eine Mutterkatze mit ihren Jungen tat. Er war froh, im Eisenbahnhäuschen die Gelegenheit gehabt zu haben, sich zu rasieren, denn es wäre eine arge Prüfung für seine Nerven gewesen, wenn man ihn mit einer Klinge derart schnell rasiert hätte. Er zog sich Hosen und Schuhe an, bückte sich nach einem Hemd und ließ sich das Haar kämmen. Für eine kunstvolle Frisur in der höfischen Mode blieb keine Zeit.
    Lapaxo zu seiner Rechten setzte seinen Bericht fort, zunehmend abgelenkt durch Diener, die in die Halle strömten, Spiegel untersuchten, Lichter abstaubten, Bilder gerade rückten, zusätzliche Lichter auf Ständer stellten, Blumen in gläsernen Schalen hereintrugen und versuchten, in fünf Minuten das zu vollbringen, was sie bei der Feier zu seiner Volljährigkeit, die unter einem schlechten Stern gestanden hatte, mehrere Tage gekostet hatte. Fejelis war sich sicher, dass seine Befehle all das nicht eingeschlossen hatten, doch er musste nur kurz überlegen, um zu dem Schluss zu kommen, dass sie es getan hätten, wenn er daran gedacht hätte. Lapaxo konnte es schließlich nicht mehr ertragen und fragte: »Was soll das Ganze?«
    Fejelis ließ seine Intuition für ihn sprechen: »Trotz.«
    Lapaxos Blick verlangte eine nähere Erklärung. »Das ist Trotz gegen das Chaos«, sagte Fejelis, »gegen den Umbruch und gegen die unrechtmäßige Regierung.«
    Er zog die eingewickelte Kappe aus der nachtgeborenen Tasche, warf dem zusammenzuckenden Garderobier einen reumütigen Blick zu und wickelte sie respektvoller und vorsichtiger aus, als er sie eingepackt hatte. Er reichte dem Garderobier die rote Trauerjacke, damit dieser sie ausschütteln und bürsten konnte, dann hielt er kurz die Kappe in seinen Händen fest. Einige helle Haare hatten sich in dem Draht verfangen. Waren es die seines Vaters oder seine eigenen? Die Kappe war noch immer der Kopfform seines Vaters angepasst, aber sie saß gut genug. Wie durch Zauberei holte der Garderobier einen Spiegel hervor und hielt ihn mit der Präzision langjähriger Übung genau in dem richtigen Winkel vor ihn hin. Fejelis machte sich auf den Schock gefasst, das Gesicht seines Vaters unter der Kappe zu erblicken – wie beim ersten Mal, als er sie aufgesetzt hatte –, aber zu seinem noch größeren Erschrecken sah er nur sein eigenes. Er spürte Lapaxos Hand an seinem Ellbogen, seine Augen mussten

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