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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Strumheller?« Magie wirbelte um ihn herum wie vergifteter Wind, und er war dankbar, dass er einen leeren Magen hatte und sich an den Türsturz lehnen konnte. Er setzte alles daran, denn die Hand mit der Waffe zitterte. »Sie sind doch angeblich ein Magier. Was haben Sie mit sich angestellt?«
    Er bleckte die Zähne; ihm kam gerade der angenehme Gedanke, dass ihm seine Überanstrengung ersparte, eine Kugel für sich selbst aufbewahren zu müssen. »Ich habe mir einen schlimmen Fall von Überanstrengung zugezogen, als ich mich um einen dieser hässlichen Feuertricks Ihrer Leute gekümmert habe. Und wie lautet Ihr Name, mein Herr?«
    »Glauben Sie, mein Name sagt Ihnen irgendetwas? Ich heiße Neill.«
    Stimmt, der Name sagte ihm nichts. Sein Sonar zeigte Neill als einen schlaksigen Mann in den Zwanzigern mit einem grobknochigen Körperbau, den Ishmael als Spätentwickler oder als faulen Drückeberger gedeutet hätte, je nachdem, welches Wohlwollen er aufbrachte. Vielleicht war dies Neills normale Gestalt, vielleicht aber auch nicht. Er trug eine Jacke aus unregelmäßig genähten Fell- und Lederstücken sowie ein besticktes Hemd und Lederhosen. Selbst von seiner Position aus konnte Ishmael Neills magische Macht spüren, und dass der Magier diese nicht gänzlich unter Kontrolle hatte. Ließ man die durch und durch abstoßende schattengeborene Aura außen vor, fühlte sich Neill an wie einer der stärksten Magier in der Gemeinschaft der Broomes zu Beginn seiner Lehrzeit, der schneller Fähigkeiten lernte, als er kontrollieren konnte. Doch im Unterschied war der junge Mann aus der Gemeinschaft ein Magier fünften Ranges und mit einem Gewissen gesegnet. Aber dieser Mann schien erheblich stärker. Und schattengeboren.
    »Und die Dame?« Ihre Gestalt war gewiss nicht ihre eigene, nicht mit dieser Aura von Stärke, die sie umgab. Sie war kaum größer als einen Meter fünfunddreißig und besaß die zierliche, unmenschliche Schönheit einer teuren Puppe, wenn man von den verzogenen Lippen absah. »Mach schon, Neill!«
    »Wir haben abgemacht, dass wir es auf meine Weise regeln«, erwiderte Neill, ohne sich umzudrehen. An Ishmael gewandt, fügte er hinzu: »Ich würde gern mit Baron Stranhorne sprechen, wenn ich darf.«
    »Sprechen?« Er war zu seiner Zeit einigen glattzüngigen Gaunern begegnet, darunter auch Gesetzeshütern aus der Flussmark, aber keiner von ihnen hatte die Mauer eines Mannes gesprengt, bevor er sich von seiner charmanten Seite zeigte. Obwohl er vermutete, dass Jeremiah Coulter vielleicht dazu in der Lage gewesen wäre, bevor man ihn bekehrt hatte. »Wenn Sie reden wollten, hätten Sie einfach mit einem Namenskärtchen an der Haustür klopfen können. Wir sind zwar nach städtischen Maßstäben nicht allzu kultiviert, trotzdem ist das immer noch die Art, wie es sich gehört.«
    Neill lächelte bitter. »Jetzt haben Sie mich erwischt. Sagen wir, diese Strategie hat sich erst herauskristallisiert. Zum einen glaube ich, dass Sie etwas haben, das uns gehört.« Er hob die Stimme, und Macht rauschte an Ishmael vorbei. »Sebastien«, sagte er.
    Ishmael hatte gedacht – nein, gehofft – , dass der Balthasar Hearne, dem Laurel die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte, der Schattengeborene gewesen war. Eine falsche Hoffnung, wie die Brunst brennender Hitze in seinem Rücken bestätigte. Er fuhr herum – selbst mit eiserner Willenskraft hätte er sich nicht davon abhalten können, sich den Flammen zuzuwenden – und prallte gegen den Türsturz zurück. Als er den Kopf jedoch erneut drehte, schloss ihn das Feuer vollkommen ein. Er konnte spüren, wie die Haut auf seinem Gesicht zu versengen begann. Seine durchnässten Kleidungsstücke und Haare würden ihm nur Sekunden verschaffen.
    Doch dann wurde der Hitzeschwall erstickt und war verschwunden, als sei das Feuer nie da gewesen, wenn nicht der schwere Geruch nach rauchigem Holz, versengtem Stoff und Leder sowie heißem Metall noch in der Luft gehangen hätte. Er peilte die schmächtige Gestalt in der Ecke des Flures und schwenkte den Revolver herum. Gerade als sein Finger den Abzug drücken wollte, drang der Geruch des heißen Metalls in seine Weisheit vor. Es war gefährlich, dieses verfluchte Ding abzufeuern. Mit einem leichten Keuchen nahm er den Finger vom Abzug.
    Bei dem Neuankömmling – eben jener Schattengeborene, nach dem er gesucht hatte – handelt es sich um einen Jungen von vierzehn oder fünfzehn, allerhöchstens sechzehn Jahren, griesgrämig und mager.

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