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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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gelockert, eingerahmt in der Tür von einem der beiden Privatabteile und stützte sich am Türsturz ab.
    Phoebe schrie ein weiteres Mal Phineas’ Namen und fiel auf die Knie, die Hände so aneinandergehalten, als wolle sie das Wasser des Lebens darin auffangen. Hinter ihr standen Magier dicht gedrängt im Gang; in Vladimers Rücken öffnete sich die Tür des Maschinenraums, und einer der Lokführer trat mit gezogenem Revolver heraus.
    Phoebe sah ihren Vater an. »Warum hat er nicht nach uns gerufen!«
    »Es ging zu schnell, mein liebes Mädchen.« Er legte die Hände unter ihre Ellbogen und hob sie mit unerklärlicher Mühelosigkeit an. Telmaine spürte die Magie. Phoebe hing schlaff wie ein Wimpel an der Stange.
    Sie hörte, wie Vladimer den Maschinisten wegschickte, nachdem er ihm versichert hatte, sich darum zu kümmern.
    »Ich habe gerade den Tod meines Bruders gespürt«, erklärte Phoebe den Umstehenden schluchzend. »Ich weiß nicht, was geschehen ist. Olivede ist dort, aber sie antwortet mir nicht. Ich konnte spüren, dass sie Magie ausgesandt hat … heilende Magie.«
    »Es ist nicht der Tod, den du gespürt hast, mein liebes Kind«, sagte Farquhar.
    »Warum ist dann – oh, nein. Er fühlt sich wie Ishmael an. Er fühlt sich genau wie Ishmael an. Phineas … «
    »Telmaine«?, fragte Vladimer so nah hinter ihr, dass sie seinen Atem spüren konnte.
    »Ich weiß es nicht «, erwiderte sie auf seine unausgesprochene Forderung, ihm mehr Informationen mitzuteilen. Phineas Broome hatte zuletzt im Dienst des Herzogs von Mycene gestanden, obwohl vielleicht nur er allein erklären konnte, warum er diese Stellung überhaupt angenommen hatte. Er hatte behauptet, dem Staat gegenüber loyal zu sein und Vladimer und den Erzherzog vor einer gefährlichen Magierin beschützen zu wollen – vor Telmaine selbst.
    Vladimer hatte jedoch geschlussfolgert, dass Phineas Zugang zur Waffenkammer der Mycenes erlangen wollte, um seine revolutionären Verbündeten zu unterstützen, und Vladimer hatte dieses Wissen ausgenutzt und mit dem Magier ein Abkommen getroffen: Er würde niemandem etwas von Phineas’ Absichten verraten, wenn dieser niemandem von Telmaines Flucht verriet. Telmaine war zutiefst erleichtert gewesen, dass sich Phineas ihnen nicht angeschlossen hatte und seine Taten ihn von seiner Familie entfremdet zu haben schienen, denn Phineas wusste , dass Vladimer wegen des Turms wissentlich nichts unternommen hatte.
    Falls Phineas beim Herzog von Mycene geblieben und auch Olivede Hearne dort gewesen war, lag die Vermutung nah, der Erzherzog habe sich ebenfalls dort aufgehalten. Und falls Phoebe mit ihrer Aussage, Phineas fühle sich wie Ishmael an, meinte, er habe sich gefährlich überanstrengt und sich wie ausgebrannt angefühlt, dann bedeutete dies, dass die Schattengeborenen …
    »Hier herein!«, befahl Vladimer mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    »Meine Lieben«, wandte Farquhar sich an den Rest seiner Gruppe, »wir geben euch Bescheid, sobald wir können.«
    Er geleitete die strauchelnde Phoebe in das Abteil und bewegte sich dabei so sicher, als ginge er durch die Hallen des gewaltigen, unerschütterlichen Sitzes des Erzherzogs. Phoebe ließ sich schlaff auf ihren Platz fallen und murmelte: »Es tut mir leid.«
    Vladimer setzte sich. »Magister Broome«, begann er mit einer Stimme, bei der sich Telmaines Magen verkrampfte. »Setzen Sie mich ins Bild.«
    Farquhar Broome seufzte. »Ich wünschte, ich könnte es, mein lieber Junge.« Bei diesen Worten wurden Vladimers Lippen gefährlich schmal, obwohl Telmaine nicht wusste, ob wegen der ausweichenden Antwort oder der ungebührlichen Wortwahl. »Ich kann derzeit weder Phineas noch Olivede spüren, da ist zu viel lichtgeborene Magie, die mich blockiert. Sie sind erheblich stärker als ich.«
    »Lichtgeborene?«
    »Gerade bei heiklen Verhandlungen ist es Brauch, magische Überwachungen zu verhindern.«
    »Magister Broome, ich könnte sofort den Befehl zur Umkehr dieses Zuges geben.«
    »Mein lieber Junge, was würde das denn bringen? Was gerade in Minhorne geschieht, ist bis zu unserer Ankunft längst vorüber, und die Ereignisse in den Grenzlanden bedürfen unbedingt unserer Aufmerksamkeit.«
    Vladimer sah dies ein, wenn auch mit augenfälligem Widerstreben. »Waren die Lichtgeborenen verantwortlich für den Angriff auf Ihren Sohn?«
    »Nein«, meldete Phoebe sich schwach zu Wort. »Es war ein Schattengeborener. Er fühlte sich stärker an als Phineas. Mein

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