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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Bruder hat versucht, gegen ihn anzukämpfen … da war Feuer … und er … « Sie schlug sich die behandschuhten Hände vors Gesicht. »Es tut mir leid, Fürst Vladimer, aber er ist mein Bruder .«
    »Und war mein Bruder auch dort?«
    Sie schluckte. »Ja«, sagte sie mit festerer Stimme. »Ja, ich denke, das war er. Ich weiß nicht, wo sie sich befanden, aber ich glaube, sie hielten sich nicht im erzherzoglichen Palast auf. Es waren noch andere Personen dort – Sie wissen gewiss besser als ich, wer zugegen gewesen sein sollte. Aber das Erste, was ich mit Sicherheit gespürt habe, war Phineas’ Schreck, seine Panik, sein Schmerz – seine Qual – , als er versuchte, die Flammen zu löschen. Und dann nahm ich wahr, wie er bei der Anstrengung alles aus sich herauspresste. Und von Olivede – Doktor Hearnes Schwester, die nicht so mächtig wie Phineas ist – spürte ich nur, wie sie versuchte, einen Mann zu heilen. Nein, zwei Männer. Und ihre Gefühle befanden sich in Aufruhr. Es hatte etwas mit ihrer Familie zu tun. Sie wollte oder konnte mir nicht antworten. Und dann fühlte ich nichts mehr.«
    »Die Schattengeborenen haben in der Vergangenheit schon einmal die Gestalt von Lysander Hearne angenommen, vielleicht haben sie es wieder getan. Das hätte seine Schwester gewiss aufgewühlt – so wie seinen Bruder auch.«
    »Ja«, erwiderte Phoebe. Suchend streckte sie eine Hand aus, und einen Moment später ergriff ihr Vater sie.
    Vladimer stützte sich ab, als der Zug über unebene Gleise holperte. »Wenn wir den Bahnknoten von Strumheller erreichen, werde ich sofort nach Norden telegrafieren und um weitere Informationen bitten. Aber wenn Sie auf anderem Wege mehr erfahren«, sagte er durch zusammengebissene Zähne, »muss ich es wissen.«
    Balthasar
    Trotz Olivedes Bemühungen war Herzog Mycene gestorben. Phineas Broome lebte noch, doch sein Leben hing am seidenen Faden. Sein Herzschlag ging unregelmäßig, sein Blutdruck war sehr niedrig, und sie trugen keine Stimulanzien bei sich, die sie ihm hätten geben können. Ein Mann aus der erzherzoglichen Wache war schwer verletzt worden, als sein Revolver explodierte. Allein das schnelle Handeln seiner Gefährten mit Aderpressen und Druckverbänden hatte verhindert, dass er verblutete. Alle anderen hatten Brand- und Fleischwunden davongetragen und waren halb taub, aber sie standen noch immer auf ihren Füßen. Der Erzherzog hatte zwei seiner Wachen bei den Ärzten und Verwundeten in der Nebenhalle zurückgelassen und die verbliebenen drei in den Hauptkonferenzsaal mitgenommen. Balthasar hörte zwar noch die Stimmen von dort, konnte aber die Worte selbst nicht verstehen.
    »Balthasar«, sagte seine Schwester und blickte ihn an. Ihr Gesicht schien binnen Minuten um zwanzig Jahre gealtert zu sein. »Es tut mir so leid wegen Telmaine. Ich hatte keine Ahnung, dass sie eine Magierin war. Wenn sie mir nur vertraut hätte … « Ihre Stimme verlor sich.
    Für Olivede war es nie eine Frage gewesen, ihrer Magie zu folgen. Sie hatte nie ihr Bedauern geäußert, dafür ihr Leben und ihre gesellschaftliche Stellung geopfert zu haben. Aber aus dem offenen, einfühlsamen Mädchen war eine argwöhnische Frau geworden, arg mitgenommen von den vielen Verletzungen, die die Welt ihresgleichen zufügte. Balthasar war sich nicht sicher, ob Olivede wusste, wie sehr sie sich verändert hatte. Er bezweifelte, dass sie seine Frau verstehen konnte – oder hätte verstehen können.
    Olivede zwang sich aufzustehen und ging zu Balthasar hinüber. Dieser saß neben Sebastien, dem er es auf einer langen, gepolsterten Bank so bequem wie möglich gemacht hatte. Aus der Wunde trat kaum noch Blut aus, und der Junge schnarchte leicht in seinem von Drogen umnebelten Schlaf. In Olivedes Gesicht stand unterdrückter Abscheu, als sie den Jungen peilte, doch ob es seiner Magie galt, seinen Taten, seiner Ähnlichkeit mit ihrem älteren Bruder oder allen drei Dingen, vermochte er nicht zu sagen.
    Sie nahm Balthasars verbundenen Arm in die Hand – er hatte ihn mithilfe einer der Wachen ordentlich versorgt – , untersuchte ihn und ließ ihn wieder los. Es kam nicht infrage, Magie für so eine leichte Verletzung zu vergeuden. »Ich kann deine Verhexung nicht aufheben«, sagte sie leise. »Ich wäre nicht mächtig genug, selbst wenn ich nach dem noch genügend Kraft gehabt hätte.« Sie zeigte mit einer ruckartigen Kopfbewegung in die Richtung, wo der tote Herzog Sachevar Mycene unter einem improvisierten

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