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Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren

Titel: Schattengeboren - Sinclair, A: Schattengeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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allen Informationen besteht, die wir bekommen können, damit wir nicht in eine Konfrontation stolpern, in der wir keine Chance haben.«
    »Ich werde Ihnen alles erzählen, was ich weiß«, versicherte sie ihm.
    »Es schmerzt mich zwar, das zu sagen, aber es wird vielleicht nicht annähernd genug sein, denn Sie verstehen nur so viel von Magie wie ein Novize, so stark Sie auch sein mögen. Es wäre eine unschätzbare Hilfe für uns, wenn Sie mir oder meiner Tochter Phoebe gestatteten, dass Geschenk der Schattengeborenen direkt zu untersuchen.«
    Für einen Moment sträubte sie sich, weil sie verstand, dass er das Ding durch seine Magie in ihrem Geist berühren wollte. Mit steifen Lippen brachte sie hervor: »Ich kann nicht glauben, dass Sie mir einen solchen Vorschlag unterbreiten, mein Herr.«
    Sie hoffte – und zwar inbrünstig – , ihre Entrüstung wäre überzeugend genug.
    »Doch, das tue ich«, erwiderte er mit zuckersüßem Lächeln, ohne sich zu entschuldigen.
    Sollte sie wütend aus dem Abteil gehen? Ihn hinausschicken? Sie beschlich das untrügliche Gefühl, dass er ihrer Bitte nicht nachkommen würde. Ohne große Anstrengung konnte er das Wissen aus ihrem Geist saugen, so, wie sie Herzog Kalamays Pläne gegen den Turm aus dessen Geist gezogen hatte, und dann würde er wissen … Hektisch kämpfte sie den Gedanken nieder.
    »Ich weiß, dafür ist es eigentlich noch viel zu früh«, sagte er – wie ein stürmischer Verehrer, so dachte sie benommen, der einen verfrühten Antrag machte – »aber bitte überlegen Sie es sich. Weder Phoebe noch ich würden Sie jemals dazu zwingen, vor allem jetzt nicht, da uns die Verletzung unserer Prinzipien auf lebendige Weise vorgelebt wird. Beruhigen Sie sich, liebe Dame; wir wollen die braven Menschen in diesem Zug nicht erschrecken oder die Ruhe von Fürst Vladimer stören.«
    Dann war sie plötzlich allein und nur das Echo seiner Magie blieb zurück. Er hatte nicht einmal die Tür des Abteils geöffnet. Sie schluckte angesichts dieser derart beiläufigen Machtdemonstration. Wie konnte sie sich da widersetzen? Sie glaubte, Rauch zu riechen, und hektisch hielt sie den Atem an und machte ihren Geist frei. Als sie wieder einatmen musste, war es nur die abgestandene Luft des Abteils, wie alter Zigarrenrauch, die sie inhalierte. Vielleicht hatte sie sich den Rauch nur eingebildet.
    Grundgütige Imogene, der Gedanke an Farquhar oder Phoebe in ihrem Geist entsetzte sie, wenn auch nicht annähernd so sehr, wie er dies vor ihrer Begegnung mit Ishmael getan hätte. Ishmael würde sie, ohne zu zögern, in ihren Geist einlassen und hatte es auch schon getan. Die Gesellschaft besaß nicht die geringste Ahnung von all den Unschicklichkeiten, die Magie ermöglichte – sie hatte nicht die geringste Ahnung gehabt.
    Wenn sie doch nur mit Ishmael sprechen könnte, dann hätte sie ihm ihr Geständnis unterbreitet, obwohl … Würde er verstehen, wie sie von Herzog Mycenes und Herzog Kalamays Plänen erfahren hatte, den Magierturm der Lichtgeborenen ohne Vorwarnung oder Provokation anzugreifen – nur weil solche Männer die bloße Existenz des Turms als Beleidigung betrachteten? Würde er verstehen, warum sie ihre Magie derart missbraucht hatte? Warum sie mit diesem Wissen zu Vladimer gegangen war, im Vertrauen, er würde entsprechend handeln? Ishmael hatte Respekt vor Vladimers außerordentlicher Gerissenheit. Und sie dachte, er würde gewiss verstehen, warum Vladimer sich entschieden hatte, nichts zu unternehmen.
    Aber das lag daran, dass er nach Jahren des Dienstes und der Freundschaft Vladimer kannte, und Ishmael gehörte nicht zu den Menschen, die zu Entrüstung oder Verbitterung neigten. Er würde nicht zögern, Vladimers Nichtstun zu verurteilen, aber er würde es verstehen. Sie konnte nicht darauf vertrauen, dass die Broomes, die Vladimer kaum kannten, genauso verständnisvoll waren.
    Vladimer – und sie – konnten dies nicht allein schaffen. Sie brauchten die Broomes und ihre Gemeinschaft. Sie konnte nicht …
    Eine Frau schrie aus Leibeskräften ihr Entsetzen hinaus, Telmaine stand spontan auf, wischte ihre Röcke beiseite und riss die Tür auf. »Phineas!«, schrie Phoebe Broome.
    Die Magierin lehnte im Gang, und ihr Vater stand neben ihr. »Phineas! Oh, Mutter Aller, Phineas. « Sie streckte einen Arm aus, und Telmaine konnte die Magie spüren, die von ihr ausging.
    » Was ist los? «, fragte Vladimer hinter Telmaine schroff. Er stand ohne Mantel, das Haar wirr, das Hemd

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