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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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aber brausten ungestüm durch den Berg, hatten tiefe Ausbuchtungen ins Gestein geschliffen und verschwanden gurgelnd im dunklen Fels. Als sie endlich in eine weite Halle traten, erkannte Alina die gläsernen Säulen wieder, in denen die blauen Lichter eingeschlossen waren, und sie wusste, wohin die Zwerge sie geführt hatten.
    Die Erschöpfung war abgrundtief, Alina war kaum noch in der Lage, die Füße zu heben, und auch Niams Beine zitterten.
    »Ruht euch aus«, wisperte Gora mitleidig. »Die Morrigan ist noch nicht im Tal, ich werde dich wecken, wenn sie mit ihren Kriegern erscheint.«
    Dort war die Pforte, das Gemach, das Fandur für sie hatte einrichten lassen, das Lager, auf dem Fandur sie geliebt und mit ihr geruht hatte. Nichts hatte sich verändert, fast schien es, als brauche sie nur zu warten, bis ihr geflügelter Gefährte zu ihr zurückkehren würde.
    »Hast du Fandur gesehen?«, flüsterte Alina, schon halb von der Müdigkeit überwältigt.
    Morin war verschwunden, vermutlich schleppte er jetzt seine Beute in eine Kammer, doch Gora blieb bei Alina zurück, zog ihr die Decken auf dem Lager glatt, trug eine Schale mit Hafer für die Stute herbei.
    »Fandur?«, flüsterte sie heiser. »Den schönen Rabenkrieger? Sie hat ihn bestraft, die Morrigan.«
    »Hat sie ihn … getötet?«
    »Tod wäre Erlösung.«

Kapitel 32
    Mit unüberwindlicher Macht legte sich der Schlaf über sie, drückte sie in die Polster des Lagers, zog sie hinab auf den Grund seines dunklen Reiches, dorthin, wo weder Bild noch Traum den Schläfer berühren. Ohne Zeit ruhte sie in wohligem Vergessen, denn der Schlaf nahm alle Sorgen von ihr, auch die Verzweiflung und die brennende Sehnsucht, dafür gab er ihr großmütig die verlorenen Kräfte zurück.
    »Sie ist gekommen!«
    Die Zwergenstimme war leise, kaum ein Flüstern, und doch drang sie in Alinas Schlummer und riss sie in die Wirklichkeit zurück. Die Morrigan! Endlich! Jetzt würde sich alles entscheiden.
    Sie setzte sich auf und fuhr sich durch das wirre Haar. Fünkchen sprühten auf, und Gora musste rasch die Augen mit der Hand schützen, denn das Licht, das heute von dem Feenhaar ausging, war gleißend hell.
    Alina zog den Wandteppich beiseite und kroch in die Mauernische hinein. Ärgerlich zerschlug sie das Gitter aus Eis, das den freien Blick störte, dann starrte sie mit weiten Augen hinunter in das trostlose, mit Eis überzogene Tal. Da waren sie, die großen Vögel der Göttin, die blauschwarzen Krieger in Rabengestalt, um die Herrin versammelt, hockten sie auf den toten Bäumen, zankten sich flügelschlagend um die besten Plätze auf den niedrigen Felsen, krächzten, krakeelten, schnarrten mit tiefen Rabenstimmen. Wie widerlich dieses Gesindel doch war, diese ergebenen Vasallen der blutdurstigen Kriegsgöttin, stets bereit, auf ihren Befehl hin zu kämpfen und zu morden und sich im nächsten Augenblick als Liebhaber ihrer Herrin zu bewähren. Einst war auch Fandur ein Diener der Göttin gewesen, jetzt schauderte Alina bei dem Gedanken. Doch er war es nicht mehr, er war ein anderer geworden um der Liebe willen, die eine Fee ihm eingehaucht hatte. Wie sollte die Morrigan noch Macht über ihn haben? War nicht die Liebe stärker als jede andere Kraft in diesem Universum?
    Sie schlüpfte aus der Nische hinaus, nahm den Mantel um und griff nach ihren Zauberwaffen, die neben dem Lager an der Wand lehnten.
    »Wo ist Fandur, Gora? Wo hat sie ihn verborgen?«
    Die Zwergin hatte ihr eine Schale mit Brei gebracht, doch Alina würdigte die Gabe keines Blickes.
    »Fandur?«, wisperte Gora und verzog sorgenvoll ihre Runzeln. »Er ist dort.«
    »Dort? Unten im toten Tal?«
    »Dort.«
    Mehr war aus der Zwergin nicht herauszubekommen, denn sie lief jetzt auf leisen Sohlen davon, als habe sie Sorge, weiter in das Schicksal der Fee hineingezogen zu werden. Wahrscheinlich ahnte sie, was Alina vorhatte, und – feige wie das Zwergenvolk war – hielt ihr Unterfangen für puren Wahnsinn.
    Alina rief sich noch einmal den Anblick des Tals ins Gedächtnis zurück und überlegte verwirrt, wo Fandur in dieser kahlen Ödnis wohl sein könne. Er war als Rabe aus dem Kerker geschlüpft – hatte die Morrigan ihm das Federkleid gelassen? War er einer der schwarzen Gesellen, die dort unten herumhockten? Wie aber hatte sie ihn bestraft?
    Niam wartete in der großen Halle auf sie, die Zwerge hatten das Feenross gut versorgt, es wieder gesattelt und aufgezäumt, und wie es schien, waren auch Mähne und

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