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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Schweif gekämmt worden. Es musste Gora gewesen sein, die die scheue Niam mit freundlichem Zureden bewegt hatte, sich von ihr pflegen zu lassen, und ganz sicher hatte Gora dabei das eine oder andere Silberhaar erbeutet.
    Die Zwerge waren nicht zu sehen, doch als Alina ihre Stute mit zärtlichem Streicheln begrüßte, öffneten sich vor ihnen die schweren Torflügel des Zwergenpalastes und gaben den Blick frei auf die graue Dämmerung, die wie eine trübe Dunstglocke über dem Tal lastete.
    »Jetzt gilt es, Niam«, flüsterte Alina ihrer Stute ins Ohr. »Der Feenbogen und seine weiß gefiederten Pfeile gegen die schwarzen Rabenkrieger und den Hass der Morrigan. Ein ungleicher Kampf, meine schöne Niam. Und doch muss ich ihn wagen um meiner Liebe willen.«
    Die Stute hatte den Kopf aufgeworfen, als die Türen sich öffneten, schnuppernd sog sie die einströmende Luft ein. Witterte sie den hässlichen Geruch der Morrigan, den Duft des Todes und der Verwesung, der ihr anhaftete? Die Flanken der weißen Stute zitterten, und ihre Nüstern weiteten sich, ein tiefer Ton kam aus ihrer Brust, dann wieherte sie hell über das graue Tal hinweg.
    »Psst, dummes Ross«, schalt Alina, die sich jetzt in den Sattel schwang. »Musst du sie jetzt schon auf uns aufmerksam machen? Lass uns lieber erst unten im Tal sein.«
    Das war leichter gesagt als getan. Fandur hatte sie damals auf seinem Rücken an den Abhang des steilen Berges getragen, wo sich die Pforte zur Zwergenburg befand. Nun aber mussten sie den Pfad hinabsteigen, der sich schlangengleich den steilen Hang entlangwand, in spitzen Kehren abwärtsführend, so schmal, dass ein Wanderer kaum zwei Füße nebeneinandersetzen konnte. Während sie den gefährlichen Abstieg wagten, erhoben sich die Raben aus dem Talgrund, schwangen sich flügelschlagend zu ihnen empor und glitten mit angriffslustigem Krächzen dicht an ihnen vorüber. Die Morrigan hatte die wagemutige Fee längst gesehen und schickte ihre Krieger aus, um sie zu warnen. Trotzig setzte das weiße Feenross seine Hufe, sah weder nach links noch nach rechts, hielt den Kopf gesenkt und achtete nicht auf die anfliegenden Gegner. Alina duckte sich und zog den Kopf ein, wenn einer der blauschwarzen Krieger sie mit den Schwingen streifte. Sie hatte einen Pfeil auf die goldene Bogensehne gesetzt, doch noch dachte sie nicht daran, ihn abzusenden, denn die wenigen Pfeile, die noch im Köcher steckten, sollten für die Morrigan aufbewahrt werden.
    Sie konnte sie nicht töten, denn die Göttin war unsterblich. Aber sie konnte sie verletzen und ihr beweisen, dass sie nicht so machtlos war, wie die Göttin glaubte. Sie konnte Fandur von ihr fordern und ihrer Forderung mit spitzen Feenpfeilen Nachdruck verleihen. Sie konnte ihr deutlich machen, dass sie nicht rasten noch ruhen würde, bis sie ihren Geliebten erlöst hätte.
    In Talnähe verlor sich der Schnee, und der nackte Fels trat zutage, graues und dunkles Gestein lag in schräger Schichtung, von durchsichtigem Eis wie mit einer gläsernen Decke überzogen. Niam rutschte oft aus, als sie den Talboden erreicht hatten, denn auch hier lag das Eis fingerdick über dem gefrorenen Boden, ließ darunter jeden Stein und jede Krume sehen, auch gelblich vertrocknete Halme, die einstmals frisches Gras gewesen waren.
    Immer noch strichen die Raben dicht über die Reiterin hinweg, versuchten, sie mit ihren scharfen Schnäbeln zu treffen, die Krallen in ihr Gewand und das leuchtende Feenhaar zu schlagen, und doch waren ihre Angriffe eher ein kunstvolles Spiel als blutiger Ernst. Langsam bewegte sich die weiße Stute über den glatten Talgrund, vorbei an verkrüppelten Bäumen, schwarzen Gerippen gleich, die ihre gebrochenen Arme ausstreckten. Gestein lag umher, Findlinge, vom Wasser der Urzeit geschliffen und gläsern überwachsen, große und kleinere breite Brocken und schmale, aufrecht stehende Felsen. Düster wölbte sich über dem Tal die Kuppel aus grauem Gewölk, weder Sonne noch Mond drangen durch den Dunst, das Licht war fahl und schattenlos.
    Eine dumpfe Stille war eingetreten, das Geschrei der Raben war verstummt, selbst die Tritte der Stute waren kaum hörbar, geräuschlos glitten die dunklen Krieger jetzt an Alina vorüber, streiften sie nur hin und wieder sacht mit ihren Flügeln, als trieben sie Ross und Reiterin ihrer Herrin zu. Niams Körper bebte leise, ihr Fell zuckte, die Göttin war nahe.
    Die Morrigan erwartete Alina auf einem schmalen Fels sitzend, größer als die

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