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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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versprechen, was du willst, Rabe. Es bleibt bei meinem »Nein!«
    »Du musst nicht glauben, dass ich dich zum ersten Mal ohne deine Gewänder sehen werde. Ich habe dich oft durchs Fenster betrachtet, wenn du dich gewaschen hast, auch an der Quelle habe ich dich gesehen …«
    »Jetzt erst recht nicht, du hinterhältiger Späher!«
    Er schwieg wieder eine ganze Weile, blieb neben dem Fenster stehen, und die Dunkelheit senkte sich immer tiefer auf sie herab. Es war die Stunde zwischen Nacht und Morgen, die kurze Zeit der Finsternis, bevor der erste, fahle Schein im Osten graute.
    »Und wenn ich dir morgen etwas offenbare, das du mehr als alles andere begehrst?«
    Wie schlau er es verstand, sie neugierig zu machen!
    »Was könnte das wohl sein!«, sagte sie abfällig.
    »Ich kann dir die weiße Burg zeigen, die du auf dem Teppich gesehen hast, dazu den silberfarbigen Teich und auch das Paar, das dort stand und sich bei den Händen hielt …«
    »Wie … wie willst du das bewerkstelligen? Es sind erfundene Bilder, meine Mutter hat sie sich ausgedacht!«
    »Nein«, antwortete er schlicht. »Es sind die Bilder der Vergangenheit, und du wirst sie sehen, als seien sie wieder lebendig.«
    Er hatte sie ins Herz getroffen. Ja, es war ihr heißester Wunsch, diese Dinge zu erblicken. Sie schwankte – er hatte eigentlich Recht, es war vollkommen dunkel im Gemach.
    »Du wirst dein Versprechen halten, Rabe?«
    »So, wie du jetzt deines einlöst, Herrin.«
    Sie atmete tief ein und aus, um ihre Scheu zu überwinden, dann schlüpfte sie aus den Schuhen, hob das lange, weite Obergewand und zog es sich über den Kopf. Gleich darauf fiel ihr ein, dass er sie ja sehen konnte, denn ihr Haar leuchtete in der Dunkelheit.
    »Mach die Augen zu!«
    »Ich gehorche …«
    Hastig zerrte sie sich nun auch das Hemd vom Körper, dann ging sie einige Schritte zur Mitte des Raumes hin und blieb stehen.
    »Ich bin bereit. Aber beeile dich. Und wenn ich es dir befehle, hörst du sofort auf damit!«
    Sie erhielt keine Antwort, doch sie spürte, wie er sich ihr langsam näherte, seine Wärme strömte zu ihr hinüber, sie roch seinen fremden Rabengeruch, hörte das Knistern seines Gewands, das leise Knarren der ledernen Stiefel.
    Zitternd erwartete sie seine Berührung, nackt bis zu den Zehen, schutzlos, voller Angst und zugleich mit unerklärlich süßem Herzklopfen. Er legte beide Hände auf ihre Schläfen, so zielsicher, dass sie nicht glauben wollte, er habe die Augen tatsächlich geschlossen. Es fühlte sich zart und liebevoll an, so angenehm, dass sie sich entspannte und den Kopf ein wenig nach hinten neigte. Weich strich er über ihre Wangen, folgte mit leichtem Finger der Wölbung ihrer Augenbrauen, glitt spielerisch die Nase herunter, streichelte das Grübchen in ihrem Kinn mit Andacht.
    »Deine Haut ist wie Silber, meine schöne Herrin«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Sie glänzt selbst in der Dunkelheit wie ein kostbarer Schatz. Zart ist sie und ohne Makel, nie spürten meine Hände etwas Sanfteres …«
    Seine leise Stimme betörte sie, und sie wehrte sich nicht, als er ihren Hals entlangstrich, einen Augenblick in der weichen Halsgrube verweilte und dann ihr langes Haar zurückschob, das ihre Brüste verdeckte. Doch obgleich es dunkel war, nahm sie die Arme hoch und schützte ihren Busen vor seiner Berührung. Sie hörte seinen Atem, spürte den warmen Hauch auf ihren Wangen, sie glaubte sogar, seine Lippen kaum merklich auf ihrer Stirn zu fühlen.
    Er nahm Besitz von ihren bloßen Schultern, strich über ihren Rücken und an der schmalen Mulde des Rückgrats entlang, bis sie erschrocken zusammenzuckte.
    »Nein!«, bat sie.
    Gehorsam hielt er inne, legte beide Hände auf ihre Hüften, vollzog streichelnd ihre Rundung nach, sank dann auf die Knie und strich ihre Schenkel entlang, rieb kreisend über ihre Knie, berührte mit zarten Fingern ihre kleinen Füße. Spielerisch tippte er auf jede ihrer Zehen, kitzelte sie dabei, so dass sie kichern musste. Sie hörte sein leises, tiefes Lachen und spürte erschauernd, dass er ihre Füße mit heißen Küssen bedeckte.
    »Hör auf!«
    Unwillig richtete er sich auf, sie hörte sein Gewand knistern, sein heißer Atem streifte ihre Schenkel, traf den gewölbten Hügel ihrer Weiblichkeit, und sie spürte, wie es in ihr wirbelte und zuckte, als habe er mit seinem Atem ein Feuer in ihrem Leib entfacht. Bebend wartete sie, fürchtete die Berührung ebenso wie sie sie ersehnte, und als er mit leichter Hand über

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