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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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sich an Nessas Mägden vorbei, jeden Augenblick darauf gefasst, dass eines der boshaften Weiber nach den beiden Knechten rief, die die Königstochter bewachen sollten. Doch die Frauen rannten jetzt mit allerlei Stoffbeutelchen, Töpfchen und Fiolen herum, sie mussten eilen, denn dem Badewasser der Königin mussten verjüngende Essenzen beigefügt werden. Andere waren mit Reiserbesen und Eimern unterwegs, um die Gemächer des Königspaares zu kehren und mit wohlriechenden Kräutern auszustreuen, der Mundschenk trug Kannen mit Wein hinauf, Honiggebäck, Nüsse und gedörrtes Obst wurden bereitgestellt. Der Treppenaufgang war von dem aufgescheuchten Gesinde nahezu verstopft, jeder drängelte und schalt, hielt seinen Auftrag für den wichtigeren und trachtete danach, die anderen beiseitezuschieben. Alina blieb einem breitschultrigen Knecht dicht auf den Fersen und gelangte so rasch in den Burghof hinunter.
    Auch hier war die Unruhe groß. Den Schweinchen ging es ans Leben, die Hühner flüchteten sich gackernd und flügelschlagend in die Nebengebäude, und nur die Hunde, die wussten, dass sie ungeschoren davonkommen würden, lagen träge neben dem Misthaufen, hoben nur hin und wieder die Köpfe, um das Durcheinander misstrauisch zu beäugen. Alina fand ein einigermaßen ruhiges Plätzchen unter der Linde und blickte von dort aus kopfschüttelnd auf das Geschehen. Sie konnte sich nicht erinnern, dass es je zuvor solch eine Aufregung vor der Rückkehr ihres Vaters gegeben hatte. Aber solange sie lebte, war er auch niemals in den Kampf gezogen.
    Am Burgtor erschienen jetzt mehrere junge Knappen, sie hatten grüne Zweige geschnitten, mit denen man die Mauern und Eingänge schmücken wollte. Auch Baldin war unter ihnen, er trug das größte Bündel und handelte sich eine Maulschelle ein, als er seine Last auf dem niedrigen Backhäuschen ablegte.
    »Dummkopf! Willst du, dass die Zweige verbrennen? Der Ofen ist angeheizt, gleich werden die Brote gebacken!«
    Der Junge steckte den Schlag ein, ohne mit der Wimper zu zucken, denn er hatte Alina unter der Linde entdeckt. Während die anderen Knaben den grünen Schmuck nach Anweisung eines Knechts an den Mauern befestigten, stahl sich Baldin davon und lief zu der Königstochter.
    »Du wirst dir Ärger einhandeln«, begrüßte Alina ihn lächelnd.
    »Das macht mir nichts aus, Herrin. Ich habe ein Geschenk für Euch.«
    Er zog einen Strauß unter seinem Gewand hervor und hielt ihn vor sie hin. Es waren kurze, grünende Zweige, die er mit Halmen geschickt zusammengebunden hatte.
    »Es war mir leid, dass sie Euch gestern eingesperrt hat«, gestand er leise. »Sie ist eine böse Herrin, ich wünsche mir sehr, dass Ihr bald unsere Königin werdet, Alina.«
    Es klang treuherzig, und Alina war tief gerührt. Mit Dank nahm sie den kleinen Strauß aus seinen Händen, mahnte ihn aber, solche Reden niemanden hören zu lassen.
    »Was für ein schöner Strauß! Du hast mir eine große Freude gemacht, Baldin.«
    Er glühte vor Stolz und machte sich eifrig daran, ihr Erklärungen zu geben.
    »Das Eichenlaub bedeutet Kraft und Stärke. Die grüne Eibe mit den roten Beeren schenkt Euch ewiges Leben. Und der Haselzweig …«
    Jetzt wurde er noch röter und scharrte vor Verlegenheit mit dem Fuß. Aber da er den Satz begonnen hatte und Alina ihn fragend ansah, musste er ihn auch zu Ende sprechen.
    »Der Haselzweig schenkt Euch Glück in der Liebe, junge Herrin.«
    Noch vor einigen Tagen hätte sie jetzt fröhlich und unbefangen gelacht – heute jedoch spürte sie eine seltsame Enge in der Brust.
    Süße Lust und herbes Leid
    Schmerzerfüllte Seligkeit…
    »Glück in der Liebe«, wiederholte sie. »Woher weißt du all diese Dinge?«
    »Von zu Hause, Herrin. Meine Mutter kennt die Kräfte aller Kräuter und Bäume. Als ich noch ein kleines Kind war, hat sie mir oft davon erzählt.«
    Nachdenklich sah Alina ihn an. Er war der Sohn eines einfachen Kämpfers und wohl schon zwei lange Jahre von zu Hause fort, um auf der Burg zum Krieger gemacht zu werden. Sie hoffte sehr, dass es nicht gelingen würde.
    »Meine Mutter sagte auch etwas über die Ebereschen«, schwatzte er weiter, glücklich darüber, dass Alina ihm so aufmerksam zuhörte. »Die Eberesche schützt uns vor den Hexen und bösen Feen. Deshalb hat der König die ganze Burg mit Ebereschen umpflanzen lassen, sie umgeben uns wie ein Wald. Keine Hexe und auch keine boshafte Fee wird es wagen, uns hier aufzusuchen.«
    Gleichgültig wischte er sich mit

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