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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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der Hand über die Stirn, wo immer noch eine rote Schwellung zu sehen war, und er wollte noch etwas hinzufügen, da legte sich eine kräftige Hand auf seine Schulter.
    »Es gibt keine Hexen und auch keine Feen! Mach, dass du in die Halle kommst, kleine Schwatzdrossel«, sagte Fergus schmunzelnd. »Die lange Tafel wird aufgebaut, und die Bänke müssen gerückt werden. Die Weiber warten schon ungeduldig mit den Tischtüchern und dem ganzen anderen Kram, mit dem sie die Tafel schmücken wollen.«
    Baldin musste gehorchen, er verneigte sich tief vor Alina und flitzte davon. Auch Fergus wollte sich wieder seiner Arbeit zuwenden, doch Alina hielt ihn zurück.
    »Ist es wahr, Fergus, dass mein Vater die Burg mit Ebereschen umgeben ließ, um sie vor den Feen zu schützen?«
    Der Knecht sah sie mit seinen kleinen, hellen Augen an, die immer ein wenig gerötet waren und tränten. Die Antwort schien ihm schwerzufallen, denn er blinzelte und sein Mund wurde schmal wie ein Faden.
    »Ihr solltet Euch festlich ankleiden, junge Herrin«, wich er aus und deutete mit dem Finger zu den oberen Fenstern des Wohngebäudes hinüber. »Die Damen der Königin und auch sie selbst sind schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt, sich so schön wie möglich herzurichten, um dem Herrscher zu gefallen.«
    »Ich hatte dir eine Frage gestellt, Fergus!«
    »Herrin, ich habe keine Zeit, die Arbeit ruft …«
    Ein Hornsignal vom Turm her ließ alle aufhorchen, man vernahm erschrockene Rufe, denn die Vorbereitungen waren noch längst nicht beendet. Königin Nessa erschien im blauen Untergewand und ohne Haube am Fenster und schrie hastige Befehle nach unten.
    »Die Zweige! Wo sind die Küchenmägde? Der Mundschenk! Ein Trunk zur Begrüßung! Sind die Stallburschen bereit? Ich werde jeden Faulenzer in den Kerker werfen lassen! Wo sind die Pagen?«
    »Besser, sie würde sich ihr Gewand überziehen und das Haar unter die Haube stecken«, murmelte Fergus. »Wenn sie ihren Mann so empfängt, wie sie da oben steht, wird er gleich wieder umkehren und davonreiten.«
    Alina musste sich vorsehen, dass die aufgescheuchten Leute sie nicht umrannten, während sie über den Hof zum Wohngebäude ging. Auch für sie war es Zeit, sich umzukleiden, doch obgleich Macha sie vor ihrem Gemach mit Vorwürfen überhäufte, hatte sie keine Eile dabei. Im Gegenteil, es fiel ihr schwer, das Festgewand anzulegen und das Haar schön zu flechten, denn sie spürte nur allzu deutlich, dass es keinen Grund zu einer großen Feier gab.
    Sie sollte auf schlimme Art Recht behalten.
    Schon während sich der Zug näherte, entstand Geflüster ringsum. Die Knechte und Knappen waren auf die Türme gestiegen, auch einige der Frauen hatten sich auf die hohen, hölzernen Wehrgänge hinter den Zinnen gewagt, denn man wollte Fahnen und Tücher schwenken, um den König willkommen zu heißen. Doch nur wenige Arme hoben sich, die meisten starrten mit schmalen, ungläubigen Augen hinaus, und der Jubel erstarb ihnen auf den Lippen.
    König Angus kehrte mit allen seinen Rittern heim – doch nur ein Teil von ihnen war noch am Leben. Viele trug man auf Bahren und Tüchern, blutbefleckte Mäntel und lange Schilde deckten die toten Körper der Gefallenen. Andere waren schwer verwundet, hatten Fuß oder Hand verloren, so dass sie nie wieder ein Ross besteigen und das Schwert führen konnten. Sie redeten im Fieber oder hingen teilnahmslos in den Sätteln, nur mit großer Mühe gelang es ihnen, sich auf dem Pferd zu halten.
    Entsetztes Schweigen herrschte auf dem Burghof, als die Ritter langsam durch das Tor einzogen, nur die Raben, die die Kämpfer begleiteten, schienen munter und stritten sich laut krächzend um die Plätze auf dem Torbogendach. Nessa, die mit einer Schale Wein bereitstand, ihren Mann zu begrüßen, wusste kaum die richtigen Worte zu finden, denn all die großartigen Reden, die sie sich zurechtgelegt hatte, würden jetzt wie blanker Hohn klingen. So hob sie die gläserne Schale schweigend ihrem Mann entgegen und Angus, der noch im Sattel saß, nahm sie ohne ein Wort aus ihren Händen, trank sie bis zur Neige aus und ließ sie dann auf dem Pflaster zerschellen.
    »Bereitet die Halle vor – wir werden dort die Toten aufbahren!«, befahl er mit dumpfer Stimme. Dann stieg er vom Pferd, trat ins Wohngebäude und schloss sich dort in einer Kammer ein.
    Jetzt erst löste sich die Erstarrung der Burgbewohner. Weinend liefen die festlich gekleideten Frauen zu den Erschlagenen, hoben die Schilde und

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