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Schattengefährte

Schattengefährte

Titel: Schattengefährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ihren Bauch strich, glaubte sie, ein glühendes Eisen führe über ihre Haut.
    Er stand aufrecht vor ihr, sein Atem ging schwer, und sein Körper erschien ihr so mächtig, als trüge er noch das schwarze Federkleid und die breiten Rabenschwingen. Sacht zog er ihr die Arme herab, fand sie wehrlos und legte beide Hände auf ihre bloßen Brüste, als wolle er sie verbergen.
    Süße Lust und herbes Leid
    Schmerzerfüllte Seligkeit
    Glück ist nah, Erfüllung weit
    Fluch dem Mann im Rabenkleid.
    Er hatte die Worte leise gemurmelt und da im Osten der erste, schwache Lichtstreif aufstieg, konnte sie sehen, dass er den Kopf dabei gesenkt hielt. Plötzlich jedoch umschloss er sie mit beiden Armen, presste ihren bloßen Körper dicht an sich, und sie spürte eine Erschütterung, die ihn durchbebte, wie ein Lachen oder ein Schluchzen.
    Danach sah und fühlte sie lange Zeit nichts mehr. Als sie am Morgen erwachte, lag sie vollständig bekleidet und zugedeckt auf ihrem Lager. Sie trug sogar die Schuhe an den Füßen.

Kapitel 8
    Macha hing die Haube schräg über dem Ohr, so dass man ihr flusiges graues Haar sah, das sie sonst sorgfältig unter der Kopfbedeckung verbarg. In ihrer Aufregung wunderte sie sich nicht einmal, dass Alina schon fertig angezogen am Fenster stand, als sie ihr das Frühmahl brachte.
    »Endlich!«, rief die alte Magd und stellte Schüssel und Teller ab. »In aller Frühe ist ein Bote gekommen. Der König hat die Feinde besiegt, er und seine Ritter sind auf dem Weg zu uns.«
    Alina nahm die Neuigkeit ohne große Begeisterung auf. Sie wusste ja, dass ihr Vater die Wolfskrieger geschlagen hatte, nun kehrte er also in die Burg zurück, wahrscheinlich in froher Stimmung. Doch das Gespräch, das sie mit ihm führen musste, war nicht dazu angetan, seine Freude über den Sieg zu vergrößern. Ganz im Gegenteil.
    »Was ist los mit dir, Mädchen?«, fragte Macha enttäuscht. »Die ganze Burg ist in Aufruhr, alle sind glücklich und erleichtert, aber du stehst hier am Fenster und tust, als ginge dich diese frohe Kunde gar nichts an.«
    »Ich bin ein wenig müde …«
    Alina wandte sich vom Fenster ab und seufzte. Sie hatte nach Fandur ausgespäht, gehofft, sie könnte ihn zwischen den anderen Raben auf dem Torbogendach entdecken. Doch die schwarzen Burschen sahen alle gleich aus, und die Entfernung war zu groß, um die weiße Feder zu erkennen. Ob er überhaupt dort zwischen seinen Kameraden hockte? Ob er sie beobachtete? Sie wünschte es sich sehr, denn sie sehnte sich unendlich nach ihm. Wenn es doch nur schon wieder Abend wäre, dann würde er zu ihr kommen und sein Versprechen einlösen. Sie würde auf seinen gefiederten Rücken steigen, seinen warmen Körper umschlingen, von ihm in die Lüfte getragen werden, dorthin, wo die weiße Burg stand. Die Burg ihrer Mutter …
    »Bist du etwa mit den Schuhen zu Bett gegangen?«
    Macha hatte die Decken zurückgeschlagen und am Fußende des Bettes Spuren von rötlichem Staub entdeckt. Verärgert klopfte sie auf dem Laken herum und schimpfte vor sich hin.
    »Wie alt bist du jetzt, Mädchen? Wenn eine Fünfjährige vergisst, die Schuhe auszuziehen, bevor sie sich niederlegt, das ist noch zu begreifen. Aber du bist jetzt eine junge Frau, wirst bald heiraten und eigene Kinder haben …«
    »Heiraten?«, entfuhr es Alina. »Wen sollte ich wohl heiraten?«
    Doch Macha war schon wieder aus dem Gemach hinausgelaufen, um warmes Wasser herbeizutragen, sie hatte es eilig, denn überall in der Burg bereitete man sich auf die Ankunft des Königs vor.
    Vor allem in der Küche – Alina schaffte es gerade noch, die Fenster zu schließen, bevor der beißende Rauch in ihr Zimmer zog. Gerupfte Enten wurden unter dem Feuer geflammt – was für ein scheußlicher Geruch. Wahrscheinlich bereitete das Küchengesinde ein großes Festmahl vor – sie würde den Tag wohl bei geschlossenen Fenstern verbringen müssen.
    Immerhin schien das Durcheinander in der Burg so groß, dass Nessa sogar die beiden Knechte benötigte, die Alinas Tür bewachen sollten. Im Flur hasteten verschwitzte Mägde vorbei, die schwere Eimer mit dampfendem Wasser schleppten. Die Königin hatte befohlen, ihr ein Bad zu bereiten.
    Ob Ogyn auch damit beschäftigt war, sich für die Rückkehr des Königs zu schmücken? Noch bunter konnte er sich ja eigentlich nicht kleiden, aber vielleicht kam er ja auf die Idee, seinen zottigen Bart und den wallenden Haarkranz zu stutzen?
    Leise schlüpfte sie aus ihrem Schlafgemach, schob

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