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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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mein Leben eingebüßt, um sie zu besitzen. Es wäre doch Verschwendung, sie nicht zu benutzen.«
    Seregil schlief noch, als sie in das Zimmer traten.
    »Wir sollten uns nahe zu ihm setzen«, Nysander schenkte Alec ein verwegenes Zwinkern. »Du wirst in Anbetracht meines hohen Alters mir den Stuhl überlassen. Setz dich auf das Ende seines Bettes. Ein Teil von ihm weiß, daß wir hier sind, und es wird ihm guttun.«
    Alec nahm im Schneidersitz am Fußende Platz, füllte ihre Pokale mit rotem Wein und hob seinen Pokal.
    »Trink, mein Junge! Das ist Wein, der die Zunge löst, und ich weiß, daß du viele Fragen hast. Ich sehe, wie sie hinter deinen Augenlidern fiebern.«
    Alec nahm einen tiefen Schluck und fühlte die angenehme Wärme, die sich in ihm ausbreitete. »Ich würde gerne mehr über die hölzerne Scheibe erfahren. Wie habt Ihr sie genannt?«
    »Ein Telesma. Ein magisches Objekt, das eigene Kräfte besitzt und auch als Machtfokus verwendet werden kann von jemandem, der diese Kräfte versteht. Das Gift, das sie umgab, kann all das verstärken, wie Valerius und ich gestern besprochen hatten. Unglücklicherweise gibt es nicht viel mehr, was ich dir darüber sagen könnte.«
    »Nun, diese dunkle Gestalt, die Seregil gesehen haben will. Gab es sie?«
    Nysander wirkte nachdenklich. »Ich werde Seregil danach befragen müssen. Was auch immer geschehen ist, man hat sich große Mühe gegeben, euch und die Scheibe zu finden.«
    Alec blickte hoch. »Meint Ihr, sie suchen uns immer noch?«
    »Das ist durchaus denkbar. Aber du hast nichts zu befürchten, lieber Junge. Die Scheibe ist nun unerreichbar für sie. Wer immer euch verfolgte, ist jetzt auf einer kalten Fährte, und zwar seit dem Augenblick, an dem ich die Scheibe in dem Gefäß versiegelte, oder vielleicht schon, als du es von Seregils Hals gezogen hattest. Solange du dich innerhalb der Mauern des Orëska aufhältst, kann dir selbst eine Armee nichts anhaben.«
    »Aber wenn Mardus ein solch mächtiger Magier ist …«
    »Mardus ist kein Magier!« Nysander sah Alec abwägend an. »Was ich dir nun anvertraue, muß unter uns bleiben, verstehst du? Ich wiederhole, er ist kein Magier. Mardus ist einer der mächtigsten plenimaranischen Adligen. Man sagt auch, er sei ein unehelicher Sohn des alten Hochkönigs. Was auch immer, er ist ein rücksichtsloser Mann von grausamer und gefährlicher Intelligenz, ein schlauer Krieger und bekannterweise ein Meuchelmörder. Es war ein höchst unglücklicher Umstand, daß er euch zu Gesicht bekam in dieser Nacht in Wolde; hoffen wir, daß es nie wieder dazu kommen wird. Aber ich habe dich nicht hierher gebracht, um dich zu ängstigen. Du hast während der vergangenen Wochen genug durchgestanden, daher werde ich dir mehr von diesem ausgezeichneten Wein einschenken, und dann reden wir über weniger unangenehme Dinge. Hat Seregil davon gesprochen, daß er einst mein Schüler war?«
    »Nein, aber Micum sprach davon, in Boersby.« Alec betrachtete das Lichtspiel der Flammen in den roten Tiefen seines Pokals. In all den Tagen auf der Ebene und danach hatte Seregil nie von seiner eigenen Vergangenheit gesprochen. »Micum sagte, es hätte nicht geklappt.«
    Nysander lächelte ihm über den Rand seines Pokals zu. »Lieber Junge, das ist eine wunderbare Untertreibung. Kein Zauberer hatte je einen so hingebungsvollen und katastrophalen Schüler! Aber ich werde am Anfang beginnen. Seregil kam als armer, entfernter Verwandter an Idrilains Hof, seine Familie hatte ihn verstoßen, und er war völlig auf sich gestellt. Bei Hof versuchte man, einen Pagen aus ihm zu machen, aber das ging nicht lange gut – was du dir vorstellen kannst. Als nächstes erhielt er einen Posten als Schreiber, glaube ich. Auch das ging nicht lange gut. Nach einem oder zwei weiteren derartigen Fehlschlägen wurde ich auf ihn aufmerksam.
    Ich war begeistert, ihn zu mir holen zu können, und konnte mein Glück gar nicht fassen. Er hat die Gabe, und er war eifrig bemüht zu lernen. Aber nach einigen Monaten wurde es offensichtlich, daß etwas nicht stimmte. Er meisterte die Grunddisziplinen mit einer Leichtigkeit, die uns beide erfreute, aber sobald wir zu höherer Magie übergingen, begannen die Dinge schiefzulaufen.«
    Nysander schüttelte den Kopf. »Zunächst wirkten die Zaubersprüche bei ihm nicht. Oder sie wirkten, und wir erhielten höchst unerwartete Resultate. Er wollte einen kleinen Gegenstand bewegen – einen Salzstreuer –, und er fiel um. Dann versuchte er es

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