Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Barien und Lord Teukros.«
»Ich gehe davon aus, daß eure Truppen heute nachmittag zur Inspektion bereit sind?« fragte der General kurz und erwiderte den Gruß mit ihrer Hand, an der die beiden letzten Finger fehlten.
»Zu Befehl, General!«
Phorias blasser Blick fiel auf Alec, als hätte sie ihn nun erst bemerkt. »Und wer ist das?«
»Ein Gast des Magiers Nysander, General. Ich begleite ihn zum Ring.«
Alec blickte verstohlen auf Myrhini, mischte sich aber wohlweislich nicht ein. General Phoria taute sichtlich auf, als Nysanders Name fiel.
»Ihr seht nicht aus wie ein Magier«, stellte sie fest.
»Nein, General, ich bin kein Magier«, erwiderte Alec rasch. »Ich bin hier, um die Stadt zu studieren.«
»Ah, ein junger Student!« Der ältere Mann lächelte anerkennend. »Hoffentlich bleibt Ihr lange genug, um das Festival mitzuerleben. Es ist die schönste Feier der Stadt.«
Alec hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach, aber er nickte feierlich und tat sein Bestes, würdig dreinzusehen. Glücklicherweise schien General Phoria in Eile. Mit kurzem Kopfnicken ritt sie mit ihrer Begleitung weiter.
Alec stieß langsam den Atem aus. »War das derselbe Barien, von dem Klia sprach?«
»Lord Barien«, mahnte Myrhini. »Lord Barien í Zhal Khameris Vitulliein von Rhilna, um genau zu sein. Er ist der Viceregent von Skala, die mächtigste Person im Land nach der Königin selbst. Der andere war sein Neffe, Lord Teukros í Eryan.«
»Und der General?«
»Sie ist nicht nur der Oberste Kommandierende aller skalanischen Kavallerieregimenter, General Phoria ist auch die älteste Tochter der Königin. Du hast soeben die künftige Königin getroffen, mein Freund. Komm jetzt, ich stelle dir einen Paß aus.«
Sie saßen vor einer der Kasernen ab, und Alec folgte Myrhini in die Offiziersmesse. Dort saß eine Handvoll Soldaten beim Bakshi-Spiel. Als ihr Vorgesetzter eintrat, sprangen sie auf und salutierten. Myrhini erwiderte den Gruß und setzte sich an einen Tisch, um einen Paß für Alec auszuschreiben. Nachdem sie Alec ein wenig gemustert hatten, kehrten die Soldaten zu ihrem Spiel zurück.
Myrhini setzte ihr Siegel auf den Paß und reichte ihn Alec. »Zeige das an jedem Tor am Ring vor, und du wirst kein Problem haben. Eines der Tore liegt direkt hinter der Kaserne. Hol dein Pferd. Ich lasse dich hinaus.«
Sie führte Alec zu einem schwer bewachten Tor nahe am Palast.
»Du kannst dich gar nicht verlaufen«, versicherte ihm Myrhini. »Bleib zwischen den beiden Mauern, und du gelangst um die ganze Stadt und wieder hierher zurück. Am einfachsten erreichst du das Orëska-Haus, wenn du den Weg über den Erntemarkt nimmst. Folge dort der Straße der Korngarbe zum Brunnen des Astellus, dann die Straße der Goldenen Helme, und bald siehst du wieder das Orëska.«
Myrhinis Beschreibung klang recht einfach, dennoch fühlte Alec ein wenig seiner Beklommenheit wiederkehren, als sich das Tor hinter ihm schloß.
Er sah sich um und stellte fest, daß er sich in einem sehr schönen Park befand, mit Bäumen und gut gepflegten Straßen, auf denen sogar Wagen fahren konnten. Einige Händler hatten hier ihre Geschäfte, und viele elegant gekleidete Kunden bummelten zwischen den bunten Auslagen. Andere ritten oder fuhren in Kutschen die Wege entlang. Er sah Männer in bunten Überröcken oder Roben unter schweren Umhängen und in Felle gehüllte Frauen, an deren behandschuhten Fingern und kunstvoll gesteckten Frisuren Juwelen blitzten. Viele hatten zahme Tiere bei sich, und Alec fragte sich, ob er oder sein Vater den einen oder anderen dieser Falken oder eine der gefleckten Katzen gefangen haben mochte. Sie hatten viele der Tiere an die Händler aus dem Süden verkauft.
Er ritt gemütlich in nördlicher Richtung und gelangte an das erste Tor. Die Wachen besahen sich seinen Paß nur kurz und winkten ihn durch, mitten ins Treiben des Erntemarktes.
Dieser Markt war wesentlich kleiner als der Markt am Seetor, auch war zu dieser Jahreszeit wenig Geschäft im Gange. Das Tor, das aus der Stadt führte, stand für Wagen offen, und viele Gasthäuser und Schenken luden zur Einkehr. Er suchte nach den Markierungszeichen der Straßen, um festzustellen, wo die Straße der Korngarbe in den Platz mündete. Dann überquerte er den Markt und setzte seinen Streifzug auf dem Ring fort.
Er kam in einen Bereich, der als Weide für Vieh diente. Dort ritt er an kleinen Schaf- und Rinderherden vorüber. Die Tiere fraßen unter den wachsamen
Weitere Kostenlose Bücher