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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die sich bewegenden Dinge. »Es ist nahezu unmöglich, einen Dyrmagnos zu töten, wenn er ein so hohes Alter erreicht hat. Man kann nur den Körper zerteilen und die Teile einschließen. Diese Symbole auf den Nägeln sind Bestandteil der ursprünglichen Bannsprüche, die die Körperteile an einen Ort binden und die Macht des Burschen brechen sollten. Mit der Zeit wird das Leben aus den Händen weichen.«
    Alec blickte auf die Hände. »Wenn nun alle Teile wieder zusammengebracht würden, ehe das geschieht, was wäre dann?«
    »Sie würden sich wieder vereinen und der Dyrmagnos erwachte zu neuem Leben. Wenn ich mich recht entsinne, liegen einige andere Teile von ihm irgendwo in den Gewölben, aber die meisten wurden zur Aufbewahrung zu anderen Magiern gebracht. Der gefährlichste Teil ist der Kopf. Er wurde in Blei eingeschlossen und auf den Meeresgrund versenkt.«
    Seregil fühlte ein Kribbeln über den Rücken rieseln, als er sich den Kopf vorstellte, der eingeschlossen in der Dunkelheit des kalten Wassers lag. Vielleicht träumte er oder schrie seinen Haß unterseeischen Wesen entgegen, die nicht den geringsten Anteil daran nahmen. Diesem angenehmen Gedanken folgte jedoch ein weiterer. Wann hatte er zum letzten Mal gesehen, daß sich die Hände so stark bewegten wie heute?
    »Gibt es hier noch andere tote Dinge?« fragte Alec und ging weiter.
    »Keine, die sich bewegen.«
    »Gut!«
    Sie gingen nicht mehr weit, denn Seregils Kraft ließ nach.
    Es hatte keinen Sinn, Alec etwas vorzumachen. »Du siehst wieder blaß aus«, sagte er. »Komm, vielleicht wird dir etwas frische Luft doch guttun.«
     
    Der blasse Winterhimmel versprach baldigen Schneefall, aber innerhalb der Mauer wehten süße Düfte durch die Gärten, und im weichen Boden zu ihren Füßen wuchs Kamille, und es duftete nach süßem Thymian.
    Seregil stützte sich nun schwerer auf Alecs Arm als zuvor, und Alec fragte sich, ob es nicht ein Fehler gewesen war, nicht zu ihrem Zimmer zurückzugehen.
    »Dort«, sagte Seregil und deutete auf einen nahen Brunnen. Dort angekommen, sank er ins Gras und lehnte sich mit dem Rücken an.
    Alec betrachtete ihn mit wachsender Besorgnis. »Du bist kalkweiß!«
    Seregil tauchte eine Hand ins Wasser und preßte sie dann gegen die Stirn. »Ich muß nur wieder zu Atem kommen.«
    »Das tut er nur, um Valerius zu trotzen«, bemerkte eine amüsierte Stimme.
    Zwei Frauen schlenderten heran. Beide trugen die grüne und weiße Uniform der Königlichen Reitergarde. Alec erkannte erschreckt, daß es Prinzessin Klia war. Neben ihr stand ihre Begleiterin, eine dunkelhaarige, ernst wirkende Frau.
    Klia ließ sich vor Seregil ins Gras fallen, ohne ihn zu beachten, aber sie grüßte Alec, als wären sie alte Freunde.
    »Tja, wenn Valerius ihm befohlen hätte, so rasch wie möglich aufzustehen, wäre er bis zum Frühjahr im Bett geblieben. Ich muß schon sagen, du bist besser gekleidet als bei unserem ersten Treffen. Welchen Namen trägst du denn heute?«
    Er lächelte verlegen. »Alec.«
    »Nun denn, hallo, Alec. Das ist Kapitän Myrhini.«
    Die dunkelhaarige Frau überraschte ihn mit einem strahlenden Lächeln, als sie neben ihnen auf dem Gras Platz nahm.
    »Ich war recht überrascht, einen weiteren Silberblatt kennenzulernen«, fuhr Klia im Plauderton fort. »Hätte ich gewußt, daß Seregil bei dir war, hättest du mit uns reiten können.«
    »Ich war zu der Zeit indisponiert«, sagte Seregil und zog so zum erstenmal ihren neckenden Blick auf sich. »Woher wußtest du, daß ich zurück bin?«
    »Ich traf Nysander gestern abend, als er auf dem Weg zu einem Treffen mit Mutter und Lord Barien war.« Ihre blauen Augen leuchteten. »Aus dem, was sie heute morgen erzählte, schließe ich, daß wieder Interessantes bevorstehen könnte.«
    Seregil verzog das Gesicht. »Ich denke, ihr habt genug Schlachten gesehen im vergangenen Jahr. Das bißchen Spaß hätte dich beinahe einen Arm gekostet, und Myrhini beide.«
    Myrhini gab Klias Stiefel einen leichten Tritt. »Du kennst sie ja. Sie ist von Sakor berührt. Das macht sie nur um so wilder auf den nächsten Kampf.«
    »Du bist doch kein bißchen besser.« Klia lächelte. »Wir beide könnten schon längst mit einem Kind zu Hause sein, wenn uns die Kämpfe nicht wichtiger wären als ein hübsches Gesicht! Seregil, komm mit und sieh dir das Pferd an, das mir Alec in Cirna kaufen half. Hwerlu wartet mit ihm dort in dem Wäldchen.«
    Klia half Seregil auf die Beine, dann stützte sie ihn, indem sie

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