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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nicht mal das Hinterteil eines Bullen treffen, wenn der ihm fast auf den Füßen stünde. Komm mit, Alec. Du kannst Windläufer wieder reiten, wenn du willst.«
     
    Die Pferde wieherten erwartungsvoll, als Alec und Beka in den Stall traten. Er ging zu Windläufer hinüber und wuchtete Decke und Sattel auf den glänzenden Rücken des kastanienbraunen Hengstes.
    Alec hatte leichte Schuldgefühle, weil Fleck ihren Hals über die Trennwand der Boxen zu ihm hinstreckte, aber die Gelegenheit, einen echten Aurënfaie-Hengst zu reiten, konnte man einfach nicht verstreichen lassen.
    »Es gibt da etwas Besonderes, das ich dir zeigen möchte«, sagte Beka, wobei sie ihm einen geheimnisvollen Blick zuwarf, während sie den Sattelgurt ihres Pferdes festzurrte.
    Dann ritten sie auf das freie Feld hinaus und ließen ihren Pferden die Zügel lang. Schnee stob auf, als sie über die kahlen Felder galoppierten. Alec bemühte sich, ihr zu erklären, welche Manöver Hauptmann Myrhinis Reitertruppe vollführt hatte, und so jagten sie einmal hierhin, dann wieder dorthin, schrien und schwenkten ihre Bögen wie Lanzen.
    »Ich kann es kaum glauben!« rief Beka und lenkte ihr Roß neben seines. »In ein paar Tagen gehöre ich auch zu ihnen.«
    »Wirst du deine Familie nicht vermissen?« fragte Alec. Sein kurzer Aufenthalt auf Watermead hatte ihm ein Leben gezeigt, wie er es noch nicht kennengelernt hatte. Es war ein lärmender, geschäftiger Haushalt mit Bediensteten, Hunden, und die meiste Zeit über mit Illia im Nacken, aber wie im Hahn strahlte all das eine Wärme und Geborgenheit aus, die ihn anzog.
    Beka blickte über die Berge hinaus und beobachtete die letzten Wolkenfetzen, die über den Himmel trieben.
    »Selbstverständlich«, antwortete sie und lenkte ihre Stute in Richtung des Flusses. »Aber ich kann ja nicht für immer hierbleiben, oder? Es ist mir nicht gegeben, so zu werden wie Mutter, eine Familie aufzuziehen und auf einen Mann zu warten, der oft monatelang weg ist. Ich will diejenige sein, die wegzieht. Ich dachte, du würdest das verstehen!«
    Alec lächelte. »Ich dachte, wie schön es gewesen sein muß, immer am selben Ort bleiben zu können. Aber mir ist natürlich klar, was du meinst. Mein Vater und ich sind mein ganzes Leben lang immer im gleichen Wald umhergezogen. Dann kam Seregil mit seinen Geschichten von fernen Orten und Wundern, wie ich sie mir kaum vorstellen konnte – na ja, ich schätze, ich war ziemlich leicht herumzukriegen.«
    »Du hast Glück, daß du so mit ihm zusammen sein kannst«, sagte Beka mit einer Spur von Neid in der Stimme. »Er und Vater – was die beiden nicht alles miteinander erlebt haben! Eines Tages möchte ich mit ihnen ausreiten, doch zuerst muß ich meinen eigenen Weg gehen. Deshalb wollte ich mich unbedingt der Berittenen Garde anschließen.«
    Eine Weile lang ritten sie schweigend weiter, und dann fragte Beka: »Wie ist es so, wenn man mit ihm zusammen ist?«
    »Es würde dir gefallen. Kein Tag gleicht dem anderen. Ich glaube auch, es gibt nichts, wovon er nicht wenigstens etwas versteht. Und dann ist da Nysander. Ich habe versucht, Elsbet ein Bild von ihm zu vermitteln, aber es ist schwierig, jemanden zu beschreiben, der gleichzeitig so mächtig und doch so normal und durchschnittlich ist.«
    »Ich habe ihn kennengelernt. Weißt du, daß er es war, der mir vorgeschlagen hat, zur Berittenen Garde zu gehen? Dann hat er gelacht und mich versprechen lassen, daß ich Mutter nie sagen würde, es sei sein Vorschlag gewesen. Ist das nicht komisch?«
    Alec glaubte zu wissen, worauf der alte Zauberer hinauswollte: Beka würde eine gute Beobachterin abgeben.
    Die Schwäne hatten den zugefrorenen Bach verlassen. Sie wandten sich bachaufwärts und ritten etwa eine Meile weiter ohne ein Anzeichen jagdbaren Wildes. So gaben sie den Gedanken an Jagd auf und übten sich im Zielschießen. Bekas grau und weiß gefiederte Pfeile kamen dem jeweiligen Ziel nur selten näher als die rotgefiederten Pfeile Alecs.
    »Komm«, sagte sie schließlich, als sie bemerkte, wie tief die Sonne bereits über dem Horizont hing, »wir sammeln jetzt besser unsere Pfeile ein. Ich will dir meine Überraschung zeigen.«
    Wieder folgten sie dem Bach, bis sie bewaldete Hügel erreichten und unter Bäumen weiterritten. Nach einer Biegung stiegen sie ab, und Beka führte sie zu einem breiten, halb zugefrorenen Teich. Sie bedeutete Alec mit einer kurzen Geste, still zu sein, versteckte sich hinter einem umgestürzten Baum und

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