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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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schnell er kann.«
    »Ich nehme an, die Gefangennahme hat ihn genauso überrascht wie uns?« fragte Micum und warf Seregils Schwertgurt auf den Tisch.
    »Die Ereignisse haben sich schneller entwickelt, als irgend jemand von uns erwartete. Nysander macht sich Sorgen darüber, daß Idrilain nicht seinen Rat gesucht hat, bevor sie den Befehl zum Arrest erteilte.«
    »Was ist überhaupt geschehen?« fragte Alec aufgeregt, während er frustriert auf und ab ging. »Nysander hat den Brief zurückgehalten! Seregil meinte, sie würden nicht wagen, einen weiteren abzuschicken, ohne zu wissen, was aus dem ersten geworden ist.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Die Königin hat mitgeteilt, daß er zum Roten Turm gebracht wurde, das ist alles. Wurde die Verhaftung diskret vorgenommen?«
    Micum blickte finster drein. »Wäre nicht Runcer gewesen, hätten wir überhaupt nichts erfahren.«
    Thero rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das läßt auf jeden Fall hoffen.«
    Zum ersten Mal in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft kam Alec der Gedanke, daß Thero ebenfalls ein Beobachter sein könnte. Mit dieser Erkenntnis ging das sichere Gefühl einher, daß genau diese Tatsache, viel mehr als jede persönliche Empfindung gegenüber Seregil, sein Interesse erweckte.
    »Meint Ihr vielleicht, sie könnten …« Erinnerungen schnürten Alecs Brust zusammen. »Meint Ihr, sie könnten ihn foltern?«
    Theros Augenbraue wölbte sich nachdenklich. »Das hängt von der Schwere der Anklage ab, vermute ich.«
    »Der Büttel sprach von Verrat.«
    »Ah. Ja, ich würde sagen, in diesem Fall ist es ziemlich wahrscheinlich.«
    »Verdammt, Thero! Zeigt ein wenig mehr Taktgefühl!« knurrte Micum und packte den blaß gewordenen Alec am Arm. »Ruhig, Junge. Es nutzt nichts, wenn du dir solche Gedanken machst. Nysander würde so etwas niemals zulassen.«
    »Ich bezweifle, daß Nysander eingreifen könnte«, konterte Thero, der Alecs Elend nicht bemerkte. »Der Rote Turm ist durch Magie mindestens ebensogut geschützt wie durch Gitterstäbe. Nysander und ich haben selbst daran mitgearbeitet. Und nicht nur das; wenn man bedenkt, wie eng Nysander mit Seregil verbunden ist, kann er sich nicht den Hauch eines Verdachts erlauben, das Gesetz zu beugen.«
    »Was werden wir unternehmen?« erkundigte sich Alec.
    »Wir werden hier sitzen und auf Nysander warten, wie befohlen«, antwortete Micum gelassen. Mit finsterem Blick zu Thero fügte er hinzu: »Und bis dahin macht es überhaupt keinen Sinn, müßige Zeit mit Spekulationen zu verschwenden.«
     
    Nysander spürte Erleichterung, als der königliche Bote ihn statt in die Versammlungshalle in das private Audienzgemach der Königin führte.
    Zwischen ihnen beiden hatte es nie besonderer Förmlichkeiten bedurft; Nysander kannte Idrilain seit ihrer Kindheit, und obwohl er ihr stets den Respekt erwiesen hatte, den ihre Herkunft verlangte, erlaubte ihre gegenseitige Sympathie, Formalitäten zu übergehen, wenn sie sich privat trafen.
    Doch ihre kühle Begrüßung bedeutete eine deutliche Warnung.
    Selbst in der abendlichen Garderobe, mit dem ergrauenden Haar offen über den Schultern, sah Idrilain noch ganz nach der Kämpferin aus, die sie war. Nysander gesellte sich zu ihr an den kleinen Tisch und gab sein Bestes, die wachsende Unruhe zu verbergen. Keiner von beiden sprach ein Wort, bevor sie sich nicht mit den Weinkelchen zugeprostet und den rituellen Schluck getrunken hatten, der ihr Gelöbnis zur Offenheit kundtat.
    »Ihr habt Seregil verhaften lassen«, begann Nysander und kam direkt zum Punkt. »Wie lautet die Anklage?«
    »Verrat.«
    Nysanders Hoffnung sank. Irgendwie hatten ihre Feinde sie überlistet. Er mußte vorsichtig und respektvoll vorgehen. »Welche Beweise führten zu seiner Anklage?«
    »Das hier hat Lord Barien heute morgen erhalten.« Idrilain schob Nysander ein zusammengerolltes Dokument hin.
    Nysander erkannte die einführenden Zeilen; das Dokument basierte auf einem der halbfertigen Briefe, die Seregil an Ghemella verkauft hatte. Es erschien vollkommen authentisch, bis auf den Inhalt. Handschrift, Unterschrift, Tinte – alles wirkte echt.
    »Es scheint echt, wie ich gestehen muß«, sagte Nysander schließlich. »Und doch kann ich nicht glauben, daß Seregil es verfaßt haben soll. Dürfte ich Eure Meinung dazu erfahren?«
    »Meine Meinung ist irrelevant. Meine Pflicht ist es, mich mit Tatsachen zu befassen«, erwiderte Idrilain. »Bisher wurde kein Hinweis entdeckt, daß dieses Pergament

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