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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geholt. Er hatte nie mit Sicherheit herausbekommen können, ob ihr bewußt war, daß er jene gesichtslose und unberechenbare »Katze« war, über die Rhíminee hinter vorgehaltener Hand sprach, oder ob sie ihn nur für einen Zwischenträger hielt. Doch sie gab öfters Aufträge an ihn weiter in dem sicheren Bewußtsein, daß sie schnellstens erledigt würden.
    Was auch immer der Fall war, sie gehörte gewiß zu den wenigen Adligen, auf deren Diskretion er sich verließ. Sollte Alec in seiner angenommenen Rolle heute abend versagen, würde sie es für sich behalten. Und Alec schien ihre Gesellschaft zu genießen.
    So hielt er sich an seine Abmachung und wandte seine ganze Aufmerksamkeit Ysmay zu. Er flirtete heftig mit ihr, bis sie in seinen Armen hingerissen bebte.
    Alec befand sich mitten im zweiten Tanz mit Kylith, als ihm Micum eine Hand auf die Schulter legte.
    »Vergebt mir, Lady, ich muß mir Euren Partner einen Moment lang ausborgen«, sagte er und verbeugte sich vor Kylith. »Alec, auf ein Wort, bitte.«
    Schwierigkeiten? signalisierte Alec, als Micum mit ihm zum Vordereingang des Saales schritt. Der grimmige Seitenblick des großen Mannes war ihm Antwort genug.
    Im kleinen Vorraum ganz vorn im Haus fanden sie Seregil, der von vier Blauröcken umstellt war. Ein weiterer fesselte gerade seine Hände vor dem Körper. Seregils alter Leibdiener Runcer stand weinend und händeringend daneben.
    Ein Offizier mit der Kette eines Büttels der Königin rollte eine Schriftrolle mit schwarzem Band auf, als Micum und Alec nahten. Seregils steinerne Miene sagte nichts aus.
    »Was geht hier vor?« forderte Micum zu wissen.
    »Wer seid Ihr, Sir?« erwiderte der Vollzugsbeamte.
    »Sir Micum Cavish von Watermead, ein Freund Lord Seregils. Dieser Junge ist sein Mündel, Sir Alec von Efeuquell. Warum nehmt Ihr diesen Mann fest?«
    Der Vollzugsbeamte sah zuerst auf einer anderen Schriftrolle nach und blickte dann die beiden wieder an. »Lord Seregil von Rhíminee wird des Verrats bezichtigt. Es wurde mir desgleichen aufgetragen, Sir Alec anzuweisen, daß er die Stadt nicht verlassen darf.«
    Micum betrachtete den Mann mit eisiger Würde und fragte gelassen: »Soll das heißen, daß er ebenfalls unter Verdacht steht?«
    »Im Augenblick nicht, Sir Micum. Doch so lauten meine Anweisungen.«
    »Seregil, was ist geschehen?« fragte Alec, der endlich seine Stimme wiederfand.
    Seregil zuckte mit ernster Miene die Achseln. »Offensichtlich liegt irgendein Mißverständnis vor. Bitte entschuldige mich bei meinen Gästen, ja?«
    Alec nickte erschlagen. Als er auf Seregils gebundene Hände niederblickte, bemerkte er, wie er das Zeichen für Nysanders Namen vollführte – den Zeigefinger um den Daumen gekrümmt.
    »Kommt nun, mein Lord«, sagte der Büttel und ergriff Seregil am Ellbogen.
    »Wohin bringt Ihr ihn?« wollte Alec wissen und folgte den Wachen, die Seregil hinaus zu einer geschlossenen schwarzen Kutsche führten.
    »Es ist mir nicht gestattet, das preiszugeben, Sir. Guten Abend.«
    Der Beamte kletterte hinter Seregil hinein, wobei er dem Kutscher ein Zeichen gab. Schnell rumpelte die Kutsche über das Kopfsteinpflaster der Straße hinweg.
    »Seregil sagte, wir sollten zu Nysander gehen«, flüsterte Alec, als er Micum neben sich spürte.
    »Ich habe es gesehen. Wir müssen weg.«
    »Was wird mit den Gästen?«
    »Ich werde Kylith beauftragen, die Dinge in die Hand zu nehmen.«
    Alec blickte traurig dem Wagen hinterher, als er in der Nacht verschwand. »Was glaubst du, wohin sie ihn bringen?«
    »Es ist eine Festnahme im Namen der Königin, also kommt er in das Gefängnis im Roten Turm«, sagte Micum. Er wirkte düster und verloren. »Und das ist ein Ort, von dem nicht einmal Seregil ohne Hilfe entkommen kann.«

 
26
Pläne
     
     
    Alec und Micum waren auf halbem Weg zum Orëska-Haus, als eine winzige Nachrichtenkugel sich vor ihnen materialisierte.
    »Alec, Micum, kommt augenblicklich zum Hahn!«
    Alec blinzelte überrascht. »Das war Thero.«
    »Bei Bilairys Eiern!« brummte Micum und änderte die Richtung.
    Im Hahn wartete Thero bereits auf sie, doch sein Herr war nicht zu sehen.
    »Wo steckt Nysander?« erkundigte sich Alec. Er war nicht wenig erstaunt, daß Thero ebenfalls wußte, wie man in Seregils gut gesicherte Räume vordrang.
    »Bei der Königin«, antwortete der junge Zauberer. Er wirkte inmitten Seregils Durcheinander völlig fehl am Platz. »Er hat mich geschickt, um Euch zu empfangen. Er wird zu uns stoßen, so

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