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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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seine Unschuld zu bringen.«
    Idrilain preßte die Handflächen gegeneinander und drückte die Fingerspitzen gegen die Stirn. »Ich kann mir nicht leisten, Nachsicht zu zeigen. Barien plant, die Angelegenheit persönlich zu verfolgen.«
    »Und seine Loyalität Euch gegenüber wird durch keinerlei Rücksicht auf Seregil getrübt.«
    »Genau.«
    Nysander zögerte einen Augenblick, dann griff er über den Tisch und umschloß ihre Hände mit den seinen. »Gebt mir zwei Tage, Idrilain, ich flehe Euch an. Erzählt Barien, was immer Ihr wollt, doch gebt mir zwei Tage Zeit, einen Mann zu retten, der loyaler und wertvoller ist, als ihr ahnen könnt.«
    Erstaunen zeigte sich auf Idrilains Gesicht, als ihr dämmerte, was Nysander gesagt hatte. »Seregil ein Beobachter? Bei Sakors Flamme, bin ich denn so blind?«
    »Er ist ein Meister seiner Kunst, meine Liebe«, gestand Nysander traurig. »Gleichgültig, was ich mir für ihn gewünscht hätte, Illior hat ihm einen eigenen Weg zugedacht. Mit Eurer Erlaubnis würde ich vorziehen, nicht noch deutlicher zu werden. Nur eines noch: Ich verbürge mich mit meiner eigenen Ehre für seine Loyalität gegenüber Euch und Skala.«
    Idrilain schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich hoffe sehr, daß Ihr niemals Grund haben werdet, Eure Worte zu bedauern, mein Freund. Seregil war einmal ein Verräter; wir beide wissen das. Was Ihr mir gerade berichtet habt – es könnte eine zweischneidige Angelegenheit sein.«
    »Ich stehe dennoch zu ihm.«
    »Also schön, wie Ihr meint. Zwei Tage. Ich kann Euch auf keinen Fall mehr Zeit gewähren, und Eure Beweise müssen unwiderlegbar sein! Ich nehme nicht an, daß ich Euch extra davor warnen muß, in den Verlauf des Prozesses einzugreifen?«
    Nysander erhob sich und verneigte sich tief. »Ich verstehe vollkommen, Mylady.«
     
    Im Hahn angekommen, gab sich Nysander keine Mühe, seine Sorgen vor den anderen, die auf ihn gewartet hatten, zu verbergen.
    »Genau wie wir befürchtet haben«, berichtete er. »Ein zweiter gefälschter Brief wurde dem Vizeregenten übermittelt, diesmal datiert vom sechsten Erasin. Ironie des Schicksals: Das Original war das, das Seregil Ghemella als Teil seines Plans überreichte, den Verräter zu entlarven.«
    »Der sechste Erasin?« Alec zählte zurück. »Das ist unmittelbar nachdem wir uns getroffen haben. Wir befanden uns noch draußen auf der Ebene.«
    »Verfluchter Mist!« grollte Micum. »Entweder die Bastarde wissen über Seregil Bescheid, oder sie haben einfach einen Glückstreffer gelandet. Egal, sie haben ihn in die Enge getrieben. Er muß sich eine Geschichte ausdenken oder sich zu erkennen geben. Und das könnte bereits die Todesstrafe bedeuten.«
    »Ich könnte sagen, daß er in Ivywell gewesen ist«, erbot sich Alec. »Wir haben bereits überall erzählt, daß er mich von dort mitgebracht hat. Jeder aus unserer Gruppe wußte es.«
    »Ich fürchte, das würde nicht funktionieren«, wandte Nysander ein. »Die Geschichte mag vielleicht für gewisse Kreise ausreichen, aber sie hält den gewissenhaften Inquisitoren der Königin bestimmt nicht stand. Zumindest würde man in Mycena nach Zeugen suchen lassen. Wenn dann keine erscheinen, findet Ihr Euch genauso unter Anklage wieder wie Seregil. Außerdem bleibt uns nicht genügend Zeit. Idrilain hat uns zwei Tage Gnadenfrist eingeräumt. Ich fürchte, unsere einzige Möglichkeit besteht darin, Seregils ursprünglichen Plan, die Straße des Hirschen betreffend, weiter zu verfolgen.«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, sinnierte Micum. »Es dauerte eine Woche, bis Seregil Alben ausfindig machen konnte, und er weiß nicht einmal sicher, ob Alben der Richtige ist. Angenommen, wir finden Albens geheimes Versteck – und angenommen, es gibt überhaupt eines –, was, wenn er gar nicht unser Mann ist? Es könnte Wochen dauern, in den Besitz von Informationen zu gelangen, die Seregil innerhalb weniger Tage beschaffen kann.«
    Nysander spreizte resigniert die Hände. »Stimmt. Trotzdem, im Augenblick fällt mir nichts Besseres ein.«
    »Wenn wir doch nur noch einen Tag länger hätten!« rief Alec bitter. »Er war noch am Abend so guter Dinge, als hätte er alle Zeit der Welt.«
    »Mir will scheinen«, meldete sich Thero zu Wort, der seit einiger Zeit geschwiegen hatte, »daß man Alecs Abwesenheit in der Straße des Rades sicherlich zur Kenntnis genommen hat. Vielleicht wäre sein Erscheinen im Gefängnis gar nicht verkehrt – ein Ausdruck des Befremdens, Wut und so weiter? Es

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