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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sagt Euch etwas?« erkundigte sich Alec noch immer voller Zweifel.
    »O ja! Tatsächlich hat uns unser verschlagener Freund den gesamten Angriffsplan geliefert! Ich werde alles erklären, wenn wir erst wieder zu Hause sind. Wir schlafen heute nacht in der Straße der Räder.«
     
    Runcer öffnete ihnen die Tür. »Die Gäste sind bereits aufgebrochen, Sir Alec. Ich habe ein Feuer in Eurer Kammer angezündet. Benötigt Ihr sonst noch etwas für die Nacht?«
    »Nein, vielen Dank«, erwiderte Alec ein wenig verwirrt. Das Benehmen des alten Dieners erweckte den Eindruck, als hätte er Alec sein ganzes Leben lang gedient. Er stand in einer Weise da, die vermuten ließ, daß er weitere Anordnungen erwartete. »Nun, ich denke, ich komme zurecht. Ihr solltet zu Bett gehen, äh …«
    »Runcer«, flüsterte Micum hinter ihm.
    »Runcer, ja. Geht schlafen, es ist bereits spät. Danke sehr.«
    Runcers faltiges Gesicht verriet nichts außer respektvoller Aufmerksamkeit, während er sich verbeugte und eine gute Nacht wünschte. Hastig zog sich Alec nach oben zurück und fand sein neues Zimmer hell erleuchtet.
    »Er hat alles renoviert«, bemerkte Micum trocken und sah sich um. »Es ist sehr … mykenisch.«
    »So nennt man das?«
    Die Schränke, Truhen, Stühle und das große, geschnitzte Bett waren allesamt neu gestrichen und mit Stilleben und Wildmotiven verziert. Die Bettvorhänge, obwohl verblaßt, waren reich bestickt mit Granatäpfeln und Getreideähren. Der Gesamteindruck war überwältigend, selbst für Alecs ungeschultes Auge. Die einzigen vertrauten Objekte im Zimmer waren sein Schwert und sein Bogen, die gekreuzt über dem Bett lagen.
    »Ich schätze, ich werde mich daran gewöhnen«, seufzte er und zog einen Sessel zum Kaminfeuer. »Und jetzt erzählt mir von diesem Silberfisch.«
    »Silberfisch war ein Name, den wir einem schlüpfrigen Kunden gaben. Wir verfolgten ihn auf Nysanders Befehl hin vor ein paar Jahren«, begann Micum. »Er war ein Erpresser, und wie sein Namensgeber besaß er ein Talent dafür, im Gebälk zu verschwinden. Seregil hatte die größte Mühe, sein Versteck zu finden. Schließlich gelang es ihm, und ich habe nie zuvor eine bessere Tarnung gesehen.«
    »Wie hat Seregil es geschafft?«
    »Darauf komme ich später. Was hat er Euch sonst noch gesagt?«
    »Daß ich mich auf Euch verlassen soll, und daß der Mond morgen nacht günstig steht, wenn ich zu Illior bete. Ich denke, er wollte uns sagen, daß dies der geeignete Zeitpunkt für unseren Einbruch ist.«
    »Genau. Wir werden Meister Albens Apotheke einen Besuch bei Tageslicht abstatten, sehen uns den Laden an und erledigen die richtige Arbeit hinterher.«
    »Und wenn Seregil recht hat? Der Büttel, der ihn verhaftet hat, kennt mich ebenfalls. Wenn ich mit den Beweisen auftauche, wird er uns niemals Glauben schenken!«
    »Wahrscheinlich nicht. Was bedeutet, daß wir dafür sorgen müssen, daß die Beweise auf einem anderen Weg zur Königin gelangen. Die Stadtwachen zum Beispiel. Ich wage zu behaupten, daß sie nur zu gerne einen Verräter inhaftieren würden.«
    »Sicher. Aber warum sollten uns die Stadtwachen mehr Glauben schenken als der Büttel der Königin?«
    »Das tun sie nicht«, entgegnete Micum mit schwachem Lächeln. »Aber Myrhini wird es tun.«
    »Wer?« Alec war zu müde, um den Namen richtig einzuordnen.
    »Prinzessin Klias Freund. Sie ist Hauptmann bei den berittenen Wachen.«
    Alec rieb sich mit den Innenflächen der Hände über die Augen. »Ach ja. Sie nahm mich an dem Tag zur Kaserne mit und stellte mir einen Passierschein aus, das war der Tag, an dem Seregil mich ausrauben ließ.«
    »Was hat er?«
    »Schon gut. Ihr meint, Myrhini wird uns helfen?«
    »Wenn schon nicht Seregils wegen, dann wegen Klia. Ich werde ihr eine Nachricht senden, aber ich erwarte nicht, daß sie vor Einbruch der Dämmerung zu uns kommen wird. Ihr werdet in der Zwischenzeit Euer neues Bett ausprobieren. Ich schätze, der morgige Tag wird wieder einmal recht lang.«
    Alec lachte trocken. »Ich glaube nicht, daß ich einen kurzen Tag erlebt habe, seit ich Seregil kenne.«

 
27
Die Straße des Hirschen
     
     
    Als Alec am nächsten Morgen die Augen öffnete, stellte er überrascht fest, daß Runcer bei ihm war und sich über ihn beugte.
    »Vergebt mein Eindringen, Sir Alec, aber Sir Micum sandte mich, Euch zu wecken.« Der alte Mann bewegte sich mit aller Würde, die seine alten Glieder ihm erlaubten, und stellte einen Krug dampfendes Wasser auf den

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