Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Fälscherei und des unrechtmäßigen Besitzes persönlicher Papiere, die einem Mitglied der königlichen Familie gehören. Wie plädiert Ihr?«
Alben warf sich auf die Knie und verteidigte sich wimmernd.
»Wiederholt das«, ordnete der Büttel an und beugte sich herab, um zu lauschen. »Mylord Barien, der Angeklagte behauptet, es handle sich um ein Mißverständnis.«
»Ein Mißverständnis«, wiederholte Barien tonlos. »Alben der Apotheker, wurdet Ihr nicht von Captain Tyrin von der Stadtwache aufgegriffen, als Ihr versuchtet, mitten in der Nacht mit dieser Schatulle in den Händen durch ein Hinterfenster zu entfliehen? Eine Schatulle, in der sich Briefe, Dokumente und Botschaften befanden, die von Mitgliedern des Adels abgefaßt wurden?«
»Ein Mißverständnis!« wimmerte Alben erneut. Er zitterte am ganzen Leib.
Barien nahm einen Stapel Papiere aus der Schatulle und fuhr fort: »Unter den Dokumenten in dieser Schachtel, die zur Zeit Eurer Festnahme im Besitz Eurer Person war, befinden sich Briefe und Kopien von Briefen. Kurz gesagt: Fälschungen. Die genaue Anklage gegen Euch lautet wie folgt: Erstens, daß Ihr Beihilfe geleistet habt zur verleumderischen und falschen Verurteilung eines unschuldigen und loyalen Dieners Ihrer Majestät, Königin Idrilain der Zweiten.« Barien legte eine Pause ein und wählte zwei Briefe aus. »In Eurem Besitz fand sich das Duplikat eines Briefes, der angeblich von Lord Vardarus í Boruntas Lud Mirin von Rhíminee verfaßt wurde, des Briefes, der Lord Vardarus auf den Henkersblock gebracht hat. Bei diesem Brief, gesichert mit einem wächsernen Siegel, das als Euer eigenes identifiziert ist, fand sich ein weiterer, nahezu identischer Brief, ohne die Zusätze, die zur Verurteilung des Lords führten.«
Barien nahm ein weiteres Bündel Papiere aus der Schatulle. »Zweitens seid Ihr angeklagt, das gleiche heimtückische Verbrechen gegen Lord Seregil í Korit Solun Meringil Bôkthersa begangen zu haben. Ich selbst erhielt einen Brief, der mit diesem hier in meiner Hand identisch ist, einen Brief mit der Unterschrift und dem Siegel Lord Seregils, und der den Anschein erweckt, daß Lord Seregil Verrat und Aufstand gegen Skala im Schilde führt. Doch in dieser Schatulle fand ich zusätzlich zu dem Duplikat einen weiteren Brief mit identischer Einleitung, Unterschrift und identischem Siegel, dessen Inhalt in jeder Hinsicht völlig unschuldig ist.«
Durch Jahre der Übung geschliffen, echote die Stimme des Vizeregenten durch den kalten Saal. »Ich ermahne Euch, die Wahrheit zu sprechen, Alben der Apotheker. Wie plädiert Ihr angesichts dieser Beweise?«
»Ich … ich hörte ein Geräusch. Letzte Nacht hörte ich ein Geräusch!« stammelte der erbärmliche Mann. »Ich ging nach unten und fand diese Schachtel. Irgend jemand muß sie durch mein Fenster geworfen haben! Als ich die Soldaten hörte, geriet ich in Panik, großer Lord, ehrenwerte Königin!«
Hinter dem Angeklagten schüttelte Imaneus den Kopf.
Leidenschaftslos wie die marmornen Statuen ihrer Vorfahren entlang der Wände gab Idrilain ihrem Büttel ein Zeichen, und sie trat zur Tür und klopfte. Zwei Wächter eskortierten eine ungeheuer fette Frau in einem protzigen Nachtgewand aus Brokat herein.
»Ghemella, Diamantschleiferin aus der Straße des Hundes«, verkündete der Büttel.
Als Ghemella Alben erblickte, kreischte sie laut: »Sag ihnen, Alben, daß ich nur die Siegel gemacht hab’! Du elender Bastard, sag ihnen, daß ich nichts von der Sache wußte bis auf die Siegel!«
Der angeklagte Mann vergrub das Gesicht unter lautem Stöhnen in den Händen.
»Büttel, verkündet die Strafe für das Fälschen von Dokumenten oder Siegeln eines Adligen«, befahl die Königin und blickte das unglückselige Paar vor sich streng an.
»Die Strafe lautet Tod durch Folter«, gab die Frau bekannt.
Alben stöhnte erneut. Die Knie drohten ihm nachzugeben.
»Meine Königin, ich bin auf Euren eigenen Wunsch hier. Darf ich sprechen?« fragte Nysander.
»Ich weiß Euren Rat stets zu schätzen, Nysander í Azusthra.«
»Meine Königin, meiner Meinung nach ist es unwahrscheinlich, daß diese beiden auf eigene Faust handelten. Sie haben einen Auftraggeber«, sagte Nysander bedächtig. »Es erscheint sicher, daß Lord Seregil nicht erpreßt werden sollte. Auch im Falle des toten Lord Vardarus gibt es keine derartigen Hinweise. Hätten diese beiden dort auf sich allein gestellt ihre Verbrechen begangen, dann wäre sicher Erpressung ihr
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