Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Helm unter den Arm.
Die drei ließen die Pferde angebunden am Platz und machten sich auf den Weg in die Straße des Hirschen. In einer schmalen Gasse neben Albens Haus machten sie sich ein Bild von der Lage.
Aus den Spalten der Läden im Erdgeschoß drang kein Licht, auch oben, wo sie Albens Wohnräume vermuteten, war nichts zu sehen.
Ein kleines Fenster zur Gasse hin schien der beste Punkt für den Einstieg.
Alec zog seine Stiefel aus, kletterte auf Micums Schultern und spähte durch einen Spalt im Laden. Der Raum dahinter war dunkel, und kein Schnarchen warnte davor, daß sich jemand im Raum befand. Er öffnete das Schloß so leise er konnte, drückte den Laden auf und kletterte hindurch.
Es roch nach Kerzenrauch, und unter den nackten Füßen fühlte er den glatten Fußboden. Am andern Ende des Raumes führte eine Treppe nach oben. Aus dieser Richtung drang blasser Kerzenschein in den Raum. Als sich seine Augen an die Düsternis gewöhnt hatten, erkannte Alec erleichtert, daß er gleich beim ersten Versuch im richtigen Zimmer gelandet war. Über sich hörte er Fußbodenbohlen knarren, danach folgte ein gedämpftes Husten. Das Feuer im Wohnraum war jedoch abgedeckt, was darauf hinwies, daß der Herr des Hauses vor dem nächsten Morgen nicht wieder herunterkam.
Alec nahm einen Lichtstein aus seiner Werkzeugtasche, schützte das Licht mit einer Hand und schlich zur Tür, die in den Laden führte. Er war abgeschlossen und für die Nacht verriegelt.
Es dauerte nicht lange, bis er fand, was er suchte. Er fuhr mit den Fingern über die geschnitzten Friese, die den Kamin rahmten, und fand einen losen Stein am Fuß der tragenden Pfeiler. Er fuhr mit der Dolchspitze in den Spalt und entdeckte einen tiefen, schmalen Hohlraum im Mauerwerk des Kamins. Darin entdeckte er eine lange Eisenschatulle mit schwerem Schloß. Er kauerte sich nieder und öffnete es. In der Schatulle entdeckte er etliche Bündel Dokumente. Das Lesen war nicht seine starke Seite, aber er erkannte Seregils große, flüssige Handschrift zwischen den anderen. Ein ganzer Packen bestand nur aus Dokumenten aus Seregils Feder, manche waren vollständig, andere unvollendet. Insgesamt fand er elf Schreiben, einige waren offensichtlich Kopien.
Hab ich dich erwischt! Er legte die Schriftstücke zurück in die Schatulle und verbarg diese wieder an ihrem geheimen Versteck. Den Stein, der den Hohlraum verbarg, ließ er kunstvoll etwas schief im Mauerwerk stecken.
Als er das erledigt hatte, nahm er einen kleinen Schemel und ging ans Fenster zurück. Als er mit einem Bein schon aus dem Fenster gestiegen war, trat er den Schemel in den Raum, wo er laut polternd über den Boden krachte, dann sprang er in die Gasse hinunter. Er und die anderen machten sich zur Flucht bereit und warteten darauf, was geschah.
Es tat sich nichts.
»Das müssen sie doch gehört haben. Ich habe es gehört!« flüsterte Myrhini.
Micum zuckte die Schultern. »Wir sollten es lieber noch einmal versuchen.«
Micum half Alec noch einmal auf das Fensterbrett. Das Kerzenlicht von oben war noch immer zu sehen, aber sonst rührte sich nichts.
Er kletterte noch einmal ins Zimmer und überlegte, ob er noch einmal ein Feuer legen sollte, verwarf den Gedanken aber. So spät in der Nacht konnte das ganze Haus abbrennen, ehe die Wasserträger geweckt waren. Er sah sich um und entdeckte ein Glasgefäß auf dem Kaminsims. Das erschien ihm wunderbar geeignet. Er warf es gegen den Rost im Kamin.
Ein lautes Klirren zog überraschte Rufe aus dem oberen Stockwerk nach sich. Zufrieden eilte er zum Fenster zurück, stolperte über den Schemel und schlug der Länge nach hin.
»Seid Ihr das, Meister Alben?« fragte eine ängstliche Stimme hinter der Ladentür.
»Verdammt, Durnik!« erscholl es wütend aus dem oberen Stockwerk. »Was im Namen Bilairys Hure tust du dort unten?«
Alec mühte sich, auf die Füße zu kommen und sah ein paar magere Knöchel am oberen Treppenende. Er sprang aus dem Fenster und landete in Micums Armen.
»Das hat gewirkt!« Micum lachte, als er dem Jungen, der hastig die Stiefel anzog, den Helm über den Kopf stülpte. Gemeinsam jagten sie die Gasse hinunter, während Myrhini in die andere Richtung rannte, um den Einsatz zu beobachten.
Micum und Alec hielten am Ende der Gasse an und hörten, wie Alben seinen verschlafenen Gesellen beschimpfte. Die Fensterläden schwangen auf und wurden wieder zugeschlagen. Einen Augenblick später hämmerten die Soldaten an die Ladentür.
Das
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