Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
in Flammen.
»Feuer, Brandstifter!« kreischte er, bleich im Gesicht. »Durnik, bring Wasser, sofort! Feuer im Hof!«
Die Schreie waren wohl im ganzen Haus gehört worden, denn nun flogen überall Türen auf, und Leute stürmten hinaus, um das Feuer zu löschen.
Durnik rannte zum Brunnen, aber sein Meister zog sich durch die Hintertür zurück. Alec folgte ihm und gelangte in einen komfortablen Wohnraum. Alben stand vor dem Kamin, und hielt einen der geschnitzten Pfeiler, der die Kaminöffnung stützte, mit der Hand umklammert.
Er entdeckte Alec, der am Eingang stand und knurrte. »Was tust du hier drinnen? Hinaus!«
»Die Medizin, Sir«, erwiderte Alec eingeschüchtert. »Für meine Mutter.«
»Was? Oh, die Medizin! Nimm sie, nimm sie!«
»Wieviel muß ich bezahlen?«
»Vergiß es, du Idiot! Siehst du nicht, daß hier ein Feuer ausgebrochen ist? Verschwinde jetzt, verdammt!«
Alec zog sich zurück, schüttete den Inhalt des Mörsers in eine Pergamenttüte und eilte aus dem Laden. Er schob sich durch die Menge, die sich in der Straße eingefunden hatte.
Einige Blocks weiter traf er sich mit Micum.
»Nun?«
»Ich glaube, wir hatten Erfolg«, meinte Alec. »Gleich als das Feuer ausbrach, eilte er in den Raum hinter dem Geschäft und bewegte sich nicht mehr vom Kamin weg.«
»Dann haben wir ihn! Es ist genauso, wie Seregil und ich damals dem alten Silberfisch denselben Streich spielten. Schrei ›Feuer‹, und eine Mutter rennt zu ihrem Kind, um es zu retten, und ein Handwerker sorgt sich um sein Handwerkszeug, eine Kurtisane um ihren Schmuck und ein Fälscher um seine Papiere.«
»Geben wir nun Myrhini Bescheid?«
»Ja, und bete zu Illior, daß es der richtige Fälscher ist!«
In dieser Nacht konnte Seregil nichts weiter tun, als sich Sorgen machen. Der winzige Fensterschlitz der Zelle war zu hoch, als daß man hätte hinaussehen können. Er versuchte, abzuschätzen, wie schnell die Zeit verging, indem er den Geräuschen um sich lauschte, die stetig leiser wurden. Er rollte sich auf der unbequemen Steinpritsche in seine Decken und machte sich Sorgen.
Sind sie schon unterwegs?
Er wußte nicht einmal, ob Alec und Micum die Wichtigkeit seiner Botschaft erkannt hatten.
Gewiß hätte Micum einen Weg gefunden, ihn zu fragen, wenn er Zweifel gehabt hätte.
Es sei denn, die Leraner hatten einen Weg gefunden, auch Alec und Micum zu fangen.
Die beiden waren gewiß lohnende Ziele; beide fremd hier, beide Freunde eines angeklagten Verräters. Selbst Nysander könnte man in die Sache verwickeln aufgrund seiner langen Freundschaft mit ihm. Seregils Phantasie war in solchen Zeiten ein nicht immer willkommener Gefährte, schon stellte er sich gefälschte Briefe vor, die seinen Freunden den Arrest oder gar noch Schlimmeres brachten.
Er streifte die Decken wieder ab, streckte die steifen Muskeln und schritt in der kleinen Zelle auf und ab – drei Schritte, umdrehen, wieder drei Schritte und wieder wenden. Er bezweifelte, daß er vor Sonnenaufgang Bescheid bekommen würde, selbst wenn die Dinge wie geplant liefen.
Er hielt an der Tür inne und stellte sich auf die Zehenspitzen, um durch die Gitter sehen zu können. War es schon Mitternacht? Eine Stunde davor? Zwei Stunden danach? Der leere, stille Korridor verriet ihm nichts.
Verdammt! Schweigend wütete er und setzte seine rastlose Wache fort. Wenn ich die Sache getan hätte, wäre ich jetzt schon wieder längst zu Hause vor dem Kamin!
Es sei denn, er hätte sich geirrt, und der Apotheker wäre nicht in die Sache verwickelt.
Alec und Micum trafen sich mit Myrhini auf einem dunklen Platz unweit der Straße des Hirschen. Sie hatte geschickterweise ihre Uniform zugunsten eines einfachen Hemdes und einer Hose unter einem dunklen Umhang getauscht.
Ihr Schwert trug sie allerdings wie stets bei sich. Aus einem unhandlichen Bündel holte sie zwei Helme hervor, wie sie die Stadtwache trug.
»Woher hast du die denn?« fragte Micum und setzte seinen auf.
»Frag nicht. Wenn etwas schiefgeht, wird man euch im Dunkeln für Tyrins Männer halten.«
»Dieser Tyrin, ist er vertrauenswürdig?«
Myrhini nickte. »Er ließ zehn Mann in der Gasse gegenüber dem Haus Posten beziehen, außerdem befinden sich zwei Späher auf dem Hof, die sofort eingreifen, wenn dort etwas Ungewöhnliches geschieht. Ich hoffe nur, daß Alec seine Sache erledigt, ohne erwischt zu werden.«
»Wenn ich hineinkomme, dann komme ich auch wieder hinaus«, sagte Alec ruhig und klemmte sich den
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