Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Motiv gewesen.«
Phoria war sichtlich aufgebracht. »Sicher wollt Ihr damit nicht andeuten, daß die Schwere ihres Verbrechens dadurch geringer wird?«
»Bestimmt nicht, Eure Hoheit«, erwiderte Nysander ernst. »Ich möchte nur betonen, daß die Person, die einen solchen Betrug in Szene setzt, eine weit größere Bedrohung darstellt. Sollte sich herausstellen, daß die gleiche Person hinter der Verleumdung von Lord Vardarus und Lord Seregil steckt, wie ich vermute, dann müssen wir unbedingt in Erfahrung bringen, was diese Person zu einer derart verzweifelten Handlungsweise bewegt hat.«
»Wir werden diese Information bald genug aus den beiden Verurteilten herausholen!« sagte Barien finster.
»Bei allem Respekt, Mylord Vizeregent, Informationen, die unter Folter gewonnen werden, sind nicht immer verläßlich, selbst mit einem hinzugezogenen Zauberer. Schmerz und Furcht vernebeln das Bewußtsein und machen es beinahe unmöglich, irgend etwas mit Sicherheit darin zu lesen.«
»Ich bin über Eure Theorien, was die Folter angeht, recht gut im Bilde«, entgegnete Barien steif. »Worauf wollt Ihr hinaus?«
»Was ich sagen will, Lord Barien, ist folgendes: Die ganze Angelegenheit ist bei weitem zu ernst, um derartigen Methoden zu vertrauen. So verabscheuenswert ich auch die Handlungsweise dieser beiden Kreaturen finde, sie sind nichts weiter als unbedeutende Bauern in einem größeren Spiel. Ihr Herr ist es, den wir aufspüren müssen, koste es, was es wolle!«
Wie Nysander erwartet hatte, blickten Barien und Phoria noch immer skeptisch drein, doch Idrilain nickte anerkennend.
»Und wie lautet Eure Alternative?« erkundigte sie sich.
»Euer Majestät, ich schlage untertänigst vor, daß Ihr in Eurer großen Güte die Strafe der Verurteilten in Verbannung umwandelt, wenn sie im Gegenzug ein vollständiges und umfassendes Geständnis ablegen. Damit stehen wir uns am Ende ein gutes Stück besser. Imaneus kann prüfen, was immer sie sagen.«
Idrilain blickte den jungen Zauberer an.
»Ich war stets Nysanders Meinung, was Geständnisse unter Folter angeht, meine Königin«, erklärte Imaneus.
Mit humorlosem Lächeln wandte sich Idrilain wieder an die Verurteilten. Zum ersten Mal sprach sie direkt zu ihnen. »Was soll es sein, ihr beiden? Ein volles Geständnis gegen die rechte Hand und Exil – oder ein rotglühender Spieß durch eure elenden Gedärme bis in den Hals?«
»Geständnis, große Königin, Geständnis!« krächzte Alben. »Ich kenne den Namen des Mannes nicht, und ich habe ihn niemals danach gefragt. Er sah aus wie ein Adliger, doch ich habe ihn nie zuvor gesehen, und er sprach nicht mit Rhímineeakzent. Aber es war beide Male der gleiche Mann, sowohl bei, äh, der Fälschung von Lord Vardarus’ Brief, als auch bei Lord Seregils Brief.«
»Bisher sagt er die Wahrheit, Majestät«, meldete Imaneus.
»Welche weiteren Fälschungen habt Ihr für diesen Mann ausgeführt?« verlangte die Königin zu wissen.
»Schiffsmanifeste größtenteils«, kam Albens bebende Antwort. Er starrte elend auf den Boden. »Und …« Seine Stimme erstarb, und er zitterte stärker als je zuvor.
»Heraus damit, Mann! Was noch?« bellte Barien.
»Zwei … zwei königliche Vollmachten«, flüsterte Alben. »Dokumente, die ihrem Inhaber überall im Land Zutritt verschafften, einschließlich dem königlichen Palast selbst.«
»Du gestehst also, die persönliche Unterschrift der Königin gefälscht zu haben?« platzte Phoria wütend heraus. »Wann war das?«
Alben verzagte vollends. »Drei Jahre muß es inzwischen her sein. Sie taugten allerdings zu nichts, als ich sie ablieferte.«
»Warum nicht?« Bariens Stimme verriet keinerlei Emotion, doch Nysander stellte erstaunt fest, daß der Vizeregent leichenblaß geworden war. Auch Phoria erweckte einen erschütterten Eindruck.
»Sie waren nicht gesiegelt«, heulte der unglückselige Mann. »Ich weiß nicht, was er mit ihnen vorhatte. Ich habe keine Kopien der Vollmachten zurückbehalten, ich schwöre es, Euer Hoheit. Dieser Zauberer hier ist mein Zeuge, ich bin nicht so dumm, mich darauf einzulassen.«
»Und ich habe ihnen niemals ein königliches Siegel angefertigt, ich schwöre es bei den Vieren!« fiel Ghemella ein. Erneut bedeutete Imaneus, daß die Wahrheit gesprochen worden war.
»Wann geschah das alles?« erkundigte sich Barien erneut.
»Letzten Rhythin war es drei Jahre her, Mylord.«
»Ganz sicher? Bestimmt hast du Hunderte von Fälschungen angefertigt. Wie kommt
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