Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
Arbeit, und ich will kein Gejammere hören.«
Stamie rollte verärgert die Augen, stemmte wieder den schweren Schinken und verschwand im Hof.
Unter dem wachsamen Blick Koras aß Alec die lauwarmen Überbleibsel und begrüßte erleichtert Illesters Rückkehr.
Der alte Mann händigte ihm mit saurem Blick eine Schriftrolle und eine Silbermünze aus. »Übergib das Lady Althia persönlich, Junge. Dein Pferd wurde versorgt. Und nun mach dich wieder auf den Weg!«
Mit der Nachricht in der Hand galoppierte Alec eine halbe Meile des Weges, ehe er zwischen den Bäumen zurückritt, um sich Seregil und Micum anzuschließen.
»Nun?« wollte Seregil wissen.
»Ich sprach mit Lady Kassarie. Sie behauptet, er wäre nie auf der Burg angekommen, und sie hatten ihn auch nicht erwartet. Der Wachmann sagte dasselbe, als er mich einließ.«
»Sie gab nicht vor, ihn nicht zu kennen?« fragte Micum.
»Nein, sie schien überrascht und ein wenig besorgt über die ganze Angelegenheit. Sie gab mir diesen Brief, den ich zurückbringen soll.«
Seregil öffnete die Siegel mit dem Messer und las den Brief. »Hier steht nichts Ungewöhnliches. Sie sendet ihre Grüße und hofft, daß Lady Althias Ehemann bald wieder auftaucht. Es sieht auch nicht nach einer verschlüsselten Nachricht aus.«
»Sie fragte mich, ob mir am Morgen jemand auf der Straße begegnet wäre«, sagte Alec.
»Daran ist nichts verdächtig«, meinte Micum. »Was für einen Eindruck hast du vom Haushalt?«
»Ich sah nur die Eingangshalle, die Küche und einen Teil des Hofes. Sie hat einige andere Gäste. Ich sah zwei Pferde, die reisefertig vor der Tür angebunden standen, und die Küchenmagd erwähnte einen Lord Galwain.«
»Gut gemacht«, lobte Seregil und klopfte ihn auf den Rücken. »Was hältst du von Kassarie und ihren Leuten?«
»Sie scheint höflich zu sein, denke ich. Sie sandte mich in die Küche, wo man mir etwas zu essen gab, während sie den Brief schrieb. Aber die Diener! Sie behandelten mich nicht besser als den Dreck, der an ihren Absätzen klebt. Illester, der Kämmerer, schien zu glauben, ich wäre gekommen, um die Teppiche zu beschmutzen und mich mit dem Silber davonzumachen. Die Köchinnen waren nicht besser, die einzige freundliche Seele war das Küchenmädchen.«
»Sie hat dir wohl schöne Augen gemacht, nicht wahr?« Seregil blinzelte ihm wissend zu.
»Ich glaube, sie ist nur einsam, und das wundert mich nicht. Sie fragte mich, wie man eine Stellung in der Stadt bekommen könnte. Ich mußte mir etwas ausdenken, aber …«
»Halt«, unterbrach Seregil. »Das Mädchen, das dir schöne Augen machte, weißt du, wie sie heißt?«
»Stamie. Sie ist die Nichte der Köchin.«
»Gute Arbeit. Sie könnte unser Schlüssel zur Hintertür sein, wenn wir je einen brauchen.«
»Und, was tun wir jetzt?« fragte Micum ungeduldig. »Alec kann nicht wieder auftauchen, um das Mädchen zu verführen, wenn man ihn auf den Weg nach Rhíminee glaubt.«
»Das ist mir klar.« Seregil fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zog eine Grimasse, als er auf Theros kurze Locken stieß. »Bis jetzt haben wir nur Alecs Vermutung, daß die Papiere hier waren. Bariens Dienstmagd kann sie an sich genommen haben, als sie Teukros’ Diener in der Taverne traf.«
»Ich hatte einen anderen Eindruck«, beharrte Alec, verärgert über die plötzlich auftauchenden Zweifel.
»Ja, aber du hast nur ein paar Worte aufgeschnappt. Es ist nicht klug, sich auf so schwache Beweise zu stützen. Es endet damit, daß man in allen möglichen Sackgassen landet.«
»Aber was ist denn mit den Pferden, die ich im Hof sah?«
»Waren weiße dabei?«
»Nun, nein. Aber Teukros hat vielleicht hier sein Pferd gewechselt.«
»Und ist dann mit einem anderen nach Hause geritten?« Seregil sah ihn skeptisch an. »Warum hätte er das tun sollen, wenn er ohnehin kein Geheimnis aus seinem Reiseziel gemacht hatte?«
»Aber die Tatsache bleibt, daß wir Teukros letzte Nacht ausreiten sahen«, bestand Alec. »Und er sagte seiner Frau, er wolle hierher reiten.«
»Vielleicht log er, um eine andere Absicht zu verbergen«, meinte Seregil. »Wir können nicht mit Sicherheit davon ausgehen, daß er ihr die Wahrheit sagte.«
»Vielleicht sollten wir zurück in die Stadt reiten und herausfinden, was Nysander Neues für uns hat«, schlug Micum vor.
»Du meinst, wir sollen fort hier?« fragte Alec. Nysander oder nicht, er war in der Burg gewesen, und er hatte ein schlechtes Gefühl dabei gehabt.
»Fürs erste
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