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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Weg, um eine weitere erfundene Einladung an Teukros zu überbringen. Er führte sein Pferd eine Wegstrecke zurück durch die Bäume und tauchte etwa auf halber Strecke hügelaufwärts auf, um den Eindruck zu erwecken, den Hügel hinauf geritten zu sein.
    »Ich habe eine Botschaft für Lord Teukros«, sagte er dem Wächter am Tor und hielt den Brief hoch, den Seregil verfaßt hatte.
    »Da bist du hier falsch, Junge«, sagte der Mann. »Lord Teukros ist nicht hier.«
    »Aber man sagte mir, er verbrächte die Nacht hier«, drängte Alec und versuchte, der Rolle eines Dieners gerecht zu werden, der soeben erfahren hatte, daß er einen langen Weg geritten war, nur um zu erfahren, daß es umsonst war.
    »Davon weiß ich nichts«, brummte der Mann und setzte an, das Tor zu schließen.
    »Warte«, rief Alec aus und stieg ab, ehe sich die schwere Tür vor seiner Nase schloß. »Ich muß eine Antwort zurückbringen.«
    »Das geht mich nichts an«, sagte der Mann und warf einen bedeutungsvollen Blick auf Alecs Börse.
    Eine Münze, die den Besitzer wechselte, machte den Wachmann sogleich zugänglicher.
    »Vielleicht solltest du mit der Lady sprechen«, schlug er vor.
    »Das sollte ich vielleicht.«
    Alec folgte dem Mann über den Hof, dabei prägte er sich so viele Einzelheiten ein, wie er konnte. Drei edle Pferde standen gesattelt neben dem Eingang. Zwei trugen Reisegepäck hinter die Sättel gebunden, und eins war als Jagdpferd für eine Dame aufgezäumt.
    Am Eingang zur Burg wurde Alec von einem alten Diener abschätzend begutachtet, nach seinem Begehr befragt und schließlich stehengelassen mitten in der Eingangshalle mit einem Blick, der mehr sagte, als viele Worte – Laß deine Finger von den Sachen hier, während ich fort bin.
    Das Mobiliar in der Eingangshalle war kostbar und hervorragend gepflegt. Auf dem Kaminsims glänzten Silberschalen und Vasen ohne den geringsten Anflug von Patina, und das Stroh, das auf dem Boden ausgebreitet lag, duftete frisch.
    Herrliche Wandbehänge zierten die Wände, und auch diese waren liebevoll gepflegt. Alec sah sich um und bewunderte wie stets die skalanische Vorliebe für fantastische Landschaften und Kreaturen. Eine Szene erregte seine besondere Aufmerksamkeit, sie war als Blick aus einem Fenster gestaltet, und von dort blickte man auf eine Schar Greifen in einem Obstgarten, während sich im Hintergrund Berge erhoben. Der Teppich maß in der Breite über zwanzig Fuß und war mit aufwendigen Mustern gesäumt. Staunend ließ sich Alec kein Detail entgehen, und daher wunderte er sich, als er eine Kleinigkeit entdeckte, die nicht so recht ins Bild zu passen schien. In die rechte untere Ecke war ein stilisierter, zusammengerollter Molch gestickt. Als er sich weiter umsah, erkannte er, daß auch die anderen Wandbehänge ein gesticktes Zeichen in einer der Ecken aufwiesen. Es schien ihm die Signatur des Künstlers zu sein – eine Rose, eine Krone, ein Adler, ein winziges Einhorn, den zusammengerollten Molch – einige der größeren Teppiche hatten mehrere Zeichen, die nebeneinander gesetzt waren. Er beugte sich hinunter, um einige eingehender zu betrachten, als er eine Bewegung hinter sich wahrnahm. Er machte sich gefaßt, dem alten Diener wieder gegenüberzutreten.
    Niemand stand hinter ihm.
    Vielleicht war es ein Windzug gewesen, überlegte Alec und sah sich noch einmal genau um. Dann noch einmal, jeder der größeren Wandbehänge konnte leicht einen Durchgang verbergen. Was auch immer der Fall sein mochte, er hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Da er nicht feststellen konnte, ob ihm nur seine Phantasie einen Streich spielte, versuchte er, sich so unbefangen wie nur möglich zu verhalten, für alle Fälle.
    Bald schlurfte der alte Mann zurück und kündigte seine Herrin an, die Lady Kassarie ä Moirian. Kassarie glitt hinter ihm in die Halle und zog sich einen Falknerhandschuh über, als sie eintrat. Sie war wohl Mitte Vierzig, hatte ein breites, ernstes Gesicht und die dazu passenden Manieren. Alec verbeugte sich.
    »Was soll das Gerede von Lord Teukros?« wollte sie ungeduldig wissen.
    »Ich habe eine Nachricht für ihn, Mylady«, setzte Alec an und zeigte den Brief wieder vor.
    »Ja, ja,«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Aber warum bringst du sie hierher?«
    »Nun, Mylady, heute morgen ritt ich zu seinem Haus, und Lady Althia sagte mir, daß er gestern nacht hierher reiten wollte. Mehr weiß ich nicht.«
    »Meine Güte, das hört sich nicht gut an«, sagte sie,

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