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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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offensichtlich betroffen. »Er kam nie hier an. Bist du heute morgen irgend jemandem begegnet?«
    »Nein, Mylady.«
    »Das ist sehr merkwürdig. Ich muß Althia sogleich eine Nachricht zukommen lassen. Du kannst sie für mich überbringen, Junge. Wer hat dich eigentlich gesandt?«
    »Meister Verik aus der Leinenstraße«, erwiderte Alec. Seregil hatte ihm den Namen genannt; Verik, ein Händler aus gutem Hause, war ein Geschäftspartner Teukros’.
    »Nun gut. Ich werde ein paar Zeilen schreiben.« Nachdem sie die Angelegenheit zu ihrer eigenen Zufriedenheit erledigt hatte, wandte sich Lady Kassarie an den alten Lehnsmann, der ihr nicht von der Seite gewichen war. »Illester, bringe den Jungen in die Küche, während ich den Brief schreibe. Er sollte für seine Mühe wenigstens etwas zu essen bekommen.«
    Illester übergab Alec einem jüngeren Diener und schickte sie hinaus, mit dem Auftrag, an die Hintertür zu gehen.
    »Er ist ein mürrischer alter Knochen«, meinte Alec, als sie außer Hörweite waren.
    »Es liegt nicht an dir, darüber zu urteilen«, erwiderte der Diener steif.
    Sie gingen an einigen Kräuterbeeten und an einem großen schwarzen Kessel vorüber, der über einem offenen Feuer hing, und kamen an die Küchentür. Drinnen arbeiteten zwei Frauen schwer an zwei hölzernen Brotschüsseln.
    »Kora, die Lady möchte, daß dieser Junge zu essen bekommt«, sagte der Diener kurz angebunden. »Sieh zu, daß er die Küche nicht verläßt, bis man nach ihm ruft.«
    »Als wenn wir nicht schon genug zu tun hätten heute morgen, und jetzt stecken wir auch noch bis zu den Titten im Mehl«, schimpfte die größere der beiden Frauen. Sie schob sich mit dem Unterarm eine lose Strähne aus dem Gesicht. »Stamie, Stamie! Wo, zur Hölle, ist das verfluchte Mädchen?«
    Ein dünnes, pockennarbiges Mädchen von etwa siebzehn Jahren kam aus der Speisekammer mit einem riesigen Schinken auf dem Arm. »Was ist denn, Tante? Ich wollte gerade den Schinken kochen, wie du gesagt hast.«
    »Ehe du den Schinken kochst, bring den Jungen in die Kaminecke. In der Speisekammer ist noch ein Rest Kaninchenragout, das gegessen werden sollte. Das ist wohl das Richtige für ihn.«
    Alec zog sich still in seine Ecke zurück und wurde bald nicht weiter beachtet außer von der schlichten Stamie, die das einzige freundliche Wesen in der Burg zu sein schien.
    »Ich wärme dir das hier auf«, sagte sie und hing den Topf mit den Resten über das Feuer. »Möchtest du gerne etwas Bier zum Essen?«
    »Ja, bitte. Es war ein langer Ritt hierher von Rhíminee.«
    »Rhíminee!« rief sie aus und warf einen verstohlenen Blick in Richtung ihrer Tante. »Was würde ich nicht dafür geben, um dort eine Anstellung zu finden! Aber du sprichst auch mit einem Akzent vom Land. Wie bist du denn an einen Posten in der Stadt gekommen?«
    »Meine Stellung, meinst du? Nun, da gibt es nicht viel zu erzählen«, stotterte Alec. Er war als einfacher Bote geschickt worden, beim Schöpfer! Keinem war in den Sinn gekommen, daß er einen plausiblen Hintergrund würde aufweisen müssen. »Meister Verik kannte meinen Vater, das ist alles.«
    »Du Glücklicher. Ich bin hier hineingeboren worden, und sehe dieselben alten Gesichter jeden Tag.« Ihre schwieligen Hände strichen über die seinen, als sie sich vorbeugte, um in den Kohlen zu stochern, und rote Flecke erblühten auf ihren flachen Wangen. »Wie ist dein Name, Fremder?«
    »Elrid. Elrid aus der Marktstraße«, erwiderte Alec und bemerkte sowohl ihr Erröten als auch die gestreiften Perlen, die sie an einem roten Faden um den Hals trug. Das war auf dem Land ein übliches Schmuckstück, das die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts erregen sollte.
    »Nun, Elrid aus der Marktstraße, es ist ein großes Vergnügen, zur Abwechslung ein neues Gesicht hier zu sehen. Zumindest jemanden, den ich nicht hinten und vorne bedienen muß!« fügte sie hinzu und verdrehte die Augen.
    »Hat Lady Kassarie denn Gäste?«
    »O ja, aber es sind stets dieselben. Letzte Nacht habe ich damit verbracht, den alten Diener Lord Galwains vom Leibe zu halten wie gewöhnlich. Es sind immer die falschen, die sich die Freiheiten herausnehmen, nicht wahr?«
    Diese Bemerkung, gepaart mit dem warmen Lächeln sagten Alec deutlich, welchen Platz er in ihrer Wertschätzung einnahm.
    »Kümmere dich nun um den Schinken, Stamie«, unterbrach ihre Tante sie ruppig. »Der große Junge hat es gewiß nicht nötig, daß du ihm das Essen vorkaust. Mach dich an die

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