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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Qualität war besser als alles, was im Süden hergestellt wurde. Färber, Weber, Bleicher und Filzmacher öffneten ihre Geschäfte, und plötzlich bestand große Nachfrage nach der Wolle aus Kerry. Kleider aus weichem, farbigem ›Woldetuch‹ waren nun im Süden ebenso gefragt wie die goldenen Baps. Zu Alecs Lebzeiten war Wolde bereits eine wohlhabende Gildenstadt mit einer Brücke im Zentrum, befestigt durch einen starken Palisadenzaun.
    Die Sonne stand tief am westlichen Horizont, als Alec und Seregil am Ufer des Sees auf das Stadttor zuritten. Auf dem Wasser waren viele Fischerboote mit farbigen Segeln zu sehen, die auf dem Weg zurück in den Hafen waren.
    »Die Tore schließen sehr früh, nicht wahr?« bemerkte Seregil, als sie die Pferde zügelten. »Wann immer ich sonst hier war, blieben sie bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.«
    Alec besah sich die Palisaden. »Der Wall ist auch höher geworden.«
    »Nennt mir Eure Namen und den Zweck Eures Besuchs«, rief eine gleichgültig klingende Stimme von oben.
    »Aren Windover, ein Barde«, gab Seregil bekannt und bediente sich Arens theatralischer Sprechweise. »Mein Schüler begleitet mich.«
    »Windover, hm?« Der Wächter beugte sich vor, um die Neuankömmlinge besser betrachten zu können. »Ja, ich erinnere mich an Euch! Ich hörte Euch auf dem Sommerfest, Ihr wart gewiß der beste der Barden dort. Kommt herein, Herr, und Euer Junge auch.«
    Ein Torflügel schwang auf. Alec und Seregil zogen die Köpfe ein und ritten hindurch. Der Wächter, ein junger Mann, der ein Lederwams trug, hielt ihnen an einer langen Stange den Korb für die Mautgebühr hin.
    »Ein Kupferstück für jedes Pferd und einen halben Silberpfennig für jeden Reiter, Herr. Wir hatten hier keinen ordentlichen Barden seit Eurem letzten Besuch. Wo werdet Ihr diesmal absteigen?«
    »Ich werde wohl zunächst im Gasthof zu den Drei Fischen wohnen, hoffe aber auf ein besseres Quartier, ehe ich wieder weiterziehe«, erwiderte Seregil und bedeutete Alec, die Gebühr zu entrichten. »Wenn ich mich recht erinnere, habt ihr die Tore nie so früh geschlossen.«
    »Das ist richtig, Herr«, erwiderte der Mann und schüttelte den Kopf. »In den letzten Monaten wurden drei Karawanen überfallen, und das alles wenig mehr als zehn Meilen vor der Stadt. Die Karawanenführer sind mehr als aufgebracht deswegen und verlangen von der Stadt, die Straße zu bewachen. Der Bürgermeister jedoch macht sich mehr Gedanken darüber, daß Wolde selbst überfallen werden könnte. Seither verbessern wir die Befestigung der Stadt und haben die Wachen verstärkt. Allerdings scheint sich alles wieder beruhigt zu haben, seit die Leute aus dem Süden aufgetaucht sind.«
    »Aus dem Süden?« Seregils vorgetäuschte Verblüffung entging Alec nicht.
    »O, ja. Ausgerechnet Plenimaraner! Ein Gesandter namens Boraneus, der, wie man sich erzählt, Handelsbeziehungen aufnehmen möchte.«
    Boraneus? Alec warf einen heimlichen Blick auf Seregil; das war einer der Namen, die er aufschnappte, als er Seregil und den Blinden im Blockhaus belauscht hatte – diesen Namen und einen anderen, der mit M. begann.
    »Hat auch ’ne Menge Soldaten mitgebracht«, fuhr der Wächter fort. »Gewiß vierzig oder noch mehr. Wir wußten nicht, was wir davon halten sollten, als wir von ihrem Kommen erfuhren, aber dann stellte es sich als gute Sache heraus. Sie machten kurzen Prozeß mit den Banditen, das kann ich euch sagen! Die Schankleute meinen zwar, es sei ein rauher Haufen, aber sie zahlen gut, und in Silber. Ich wette, Ihr werdet selbst gute Geschäfte mit ihnen machen.«
    »Das hoffe ich auch.« Schwungvoll warf Seregil seinen Umhang zurück, holte eine Silbermünze aus seiner Börse und warf sie dem Mann zu. »Sei bedankt für die höchst hilfreichen Informationen. Ich hoffe, du trinkst auf mein Wohl in den Drei Fischen.«
    Zufrieden steckte der Wächter die Münze ein und winkte die beiden durch.
    Innerhalb der Palisade wand sich die Straße zum Marktplatz, der sich zu beiden Enden der Brücke erstreckte.
    Hier waren die Straßen beschmutzt von den übelriechenden Abfällen aus den Werkstätten der Färber. In den besseren Gegenden waren hölzerne Gehsteige errichtet worden, um die Kunden vor Flecken an den Gewändern zu bewahren. Die Karren der Sammler holperten den ganzen Tag von Geschäft zu Geschäft, beladen mit Pflanzen und Mineralien. Die ärmsten Kinder gingen in bunten Fetzen, und selbst die Schweine und Hunde, die die Nachbarschaft

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