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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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durchstreiften, waren recht bunt anzusehen. Das Klappern der Webstühle erfüllte die Luft, und auf Leinen, die zwischen den Häusern über den Straßen gespannt waren, trocknete frisch gefärbtes Tuch, was der Gegend den Anstrich einer festlichen Atmosphäre verlieh.
    Hier kannte sich Alec aus, und ein Gefühl der Trauer überkam ihn, als er sich umsah.
    Das letzte Mal war er hier gewesen, als sein Vater noch lebte.
    »Das hier ist das Rathaus, wo Boraneus abgestiegen ist«, sagte er, als sie auf den offenen Platz in der Stadtmitte traten. Zu spät erkannte er, daß er sein Wissen über Boraneus dem Lauschen verdankte.
    Seregil musterte ihn mit undurchschaubarer Miene, und Alec fügte rasch hinzu: »Wichtige Besucher wohnen stets beim Bürgermeister. Das ist hier Brauch.«
    »Ich schätze mich glücklich, einen so versierten Führer zu haben«, erwiderte Seregil schmunzelnd.
    Das große, prunkvoll gestaltete Rathaus erhob sich neben dem Tempel Dalnas. Zunfthäuser und Werkstätten säumten den Platz auf dieser Seite der Brücke. Auf der anderen Seite des Flusses beherrschte der Tempel des Astellus das Bild, daneben fand sich das Zunfthaus der Fischer, ein Gasthaus, weitere Werkstätten und einige Schänken.
    Seregil übernahm die Führung, als sie über die Brücke ins Seeviertel ritten. Als sie sich dem Hafen näherten, wurden die Straßen enger und verschlungener. Anstatt des Gestanks aus den Färberwerkstätten erfüllte hier der beißende Geruch von Fisch und feuchten Netzen die Luft.
    »Vater und ich waren nie in diesem Teil der Stadt«, sagte Alec und musterte nervös die verwitterten Häuser, die sich über die Straße zu beugen schienen, und die finsteren Gassen, die zwischen ihnen hindurchführten.
    Seregil zuckte die Schultern. »Hier kümmern sich die Leute um ihre eigenen Angelegenheiten.«
    Jetzt begann das Leben in den Tavernen. Ein Gemisch aus Gebrüll, Raufereien, Fetzen gegrölter Trinklieder kam aus allen Richtungen. Jemand zischte eine kurze Einladung aus einem finsteren Torbogen, als sie vorüberritten. Nach einigen weiteren Windungen erreichten sie den Hafen.
    Die Palisaden erstreckten sich hier zu beiden Seiten bis ins Wasser hinein.
    Dazwischen lagen lange Kais, Warenlager und Tavernen, die alle auf Pfählen über dem steinigen, steilen Strand errichtet waren. Alec blickte hinaus auf das Wasser und versuchte sich vorzustellen, daß der Ozean noch größer sei als dieser See. Zu beiden Seiten schien sich der Strand geradezu endlos hinzustrecken, und man konnte das andere Ufer des Sees nur an einem besonders klaren Tag sehen.
    Seregil lenkte sein Pferd rasch auf ein schmales Gebäude zu, das zwischen die Kais gequetscht schien. Das Zeichen über der Tür zeigte drei ineinander verschlungene Fische, und aus dem Inneren erscholl der Lärm einer Taverne. Unter den Fenstern hatten sich einige Tagediebe mit Pfeifen und Trinkbechern eingefunden.
    Seregil stieg ab und gab Alec die Harfe und sein Gepäck.
    »Denke an deine Rolle«, flüsterte er. »Von jetzt ab bist du der Schüler von Aren dem Barden. Du hast ihn kennengelernt, verhalte dich entsprechend. Wenn ich kurz angebunden bin und dich herumkommandiere, dann nimm es nicht persönlich, es ist Aren, der mit dir spricht, nicht ich. Offengestanden beneide ich dich nicht. Bist du bereit?«
    Alec nickte.
    »Gut. Der Vorhang hebt sich.« Damit verabschiedete sich Seregil, und Aren nahm seinen Platz ein.
    »Bring die Pferde zum Stall dort hinten«, befahl er und hob dabei die Stimme. »Vergewissere dich, daß sie gut versorgt werden. Dann kümmere dich beim Wirt um ein Zimmer. Sag ihm, daß ich ganz oben im Haus wohnen möchte, mit Blick über den See, und laß nicht zu, daß der Gauner mehr dafür verlangt als eine Silbermark! Wenn du dich um das Gepäck gekümmert hast, dann bringe mir die Harfe in den Schankraum. Beeil dich jetzt.«
    Damit verschwand er in der warmen Schenke.
    »Beim Alten Seemann, Junge, der springt aber mit dir um!« lachte einer aus der Gruppe sehr zur Erheiterung der anderen.
    Alec setzte einen finsteren Blick auf und führte die Pferde zum Stall. Trotz Seregils hastiger Erklärung gefiel ihm die Wendung der Dinge nicht sonderlich. Als die Pferde versorgt waren, nahm er das Gepäck und Seregils Sattel und machte sich damit eilig auf den Weg in die warme Küche, in der es recht geschäftig zuging.
    »Ich suche den Wirt«, sagte er zu einem Schankmädchen, das er am Kragen festhielt.
    »Im Schankraum«, war die kurze Antwort. Alec

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