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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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ließ ihre Habe neben der Tür liegen und ging in den Schankraum. Dort fand er einen stämmigen, rotbärtigen Riesen, der eine Lederschürze trug.
    »Ich brauche ein Zimmer für meinen Meister und mich«, gab er bekannt und versuchte dabei, Arens befehlsgewohnten Ton nachzuahmen.
    Der Wirt zapfte gerade ein frisches Faß an und machte sich nicht die Mühe, von seiner Arbeit aufzusehen. »Das große Zimmer am Ende der Treppe. Heute nacht liegen gewiß nicht mehr als drei oder vier in einem Bett.«
    »Mein Meister zieht das Zimmer ganz oben vor«, erwiderte Alec.
    »Tut er das? Nun, das kann er für drei Mark pro Nacht haben.«
    »Ich gebe dir eine«, konterte Alec. »Wir brauchen es für mehrere Nächte, und sicherlich wird mein Meister …«
    »Dein Meister soll verflucht sein!« knurrte der Wirt. »Das ist mein bestes Zimmer, und selbst der Bürgermeister oder der verdammte Zunftrat könnten es für weniger als drei nicht haben! Nicht, wenn all die Leute aus dem Süden hier herumlungern mit mehr Geld als Verstand. Von jedem einzelnen bekäme ich fünf pro Nacht.«
    »Verzeiht«, Alec wählte seine Worte mit Sorgfalt, »aber an meinem Meister, Aren Windover, und mir könntet Ihr jeden Abend zehnmal soviel verdienen – in jeder Nacht, die wir hier verbringen.«
    Der Wirt hatte den Zapfhahn zu seiner Zufriedenheit justiert, schob die Hände in seinen Gürtel und blickte Alec finster an. »Nun, verzeih mir, mein junger Welpe, aber wie stellst du dir das vor?«
    Alec wich keinen Finger breit zurück. Sein Vater liebte es zu schachern, und von ihm hatte er gelernt. Er überlegte und fragte: »Womit verdienst du mehr Geld, mit deinen Zimmern oder mit dem Bierausschank?«
    »Das Bier bringt mir wohl mehr ein.«
    »Und wieviel verlangst du dafür?«
    »Fünf Kupferstücke für einen Humpen und ein halbes Silberstück für einen Krug. Warum?«
    Alec bemerkte, wie sein Gegenüber ungeduldiger wurde und kam zum Kern der Sache. »Was du brauchst, ist etwas, das die Gäste veranlaßt, mehr zu trinken. Wer kann das besser als ein guter Barde? Vielleicht kennst du Aren Windover nicht, aber vielen anderen in der Stadt ist er bestens bekannt. Wenn es sich herumspricht, daß er in deiner Taverne singt, mußt du bald mehr Bier bestellen. Wahrscheinlich bringen die Soldaten hier am nächsten Abend ihre Freunde mit. Und du weißt, daß Kämpfer einen guten Schluck vertragen können.«
    »Ja, ich war selbst Soldat«, nickte der Wirt und musterte Alec nachdenklich. »Wenn ich recht überlege, glaube ich, daß ich schon von diesem Windover gehört habe. Er hat letztes Jahr dafür gesorgt, daß im Hirschen der Schankraum nicht leer wurde. Vielleicht kann ich euch den Raum für zweieinhalb überlassen.«
    »Ich kann im voraus zahlen«, versicherte ihm Alec. Durch seinen Erfolg beflügelt, fuhr er fort. »Meister Windover spielt für den Bürgermeister.«
    »Den Bürgermeister, hm?« wunderte sich der Wirt. »Warum hast du das nicht gleich gesagt! Er spielt beim Bürgermeister und im Fisch? Nun, dann könnt ihr das Zimmer für zwei Mark haben.«
    »Nun …«, überlegte Alec unbeirrt.
    »Verflixter Bengel, du bist ein Blutsauger. Eineinhalb also, aber dafür müßt ihr auch für Umsatz sorgen, verstehst du?«
    »Einverstanden«, stimmte Alec zu. »Kerzen und Abendessen sind dann inklusive, richtig? Und die Bettbezüge sollten frisch sein! Meister Windover ist in der Hinsicht sehr eigen.«
    »Du bist wahrhaftig ein Blutsauger«, knurrte der Wirt. »Ja, ja, er bekommt sein Essen und seine verfluchten Tücher. Aber beim Alten Seemann, er sollte lieber so gut sein, wie du sagst, oder die Fischer werden euch als Köder verfüttern.«
    Alec zahlte zwei Nächte im voraus, dann stieg er mit einem Kerzenhalter und ihrem Gepäck nach oben.
    Er ging am Schlafraum im ersten Stockwerk vorbei und stieg noch eine Treppe höher. Ein kurzer, fensterloser Gang führte zu einer Tür am hinteren Ende.
    Das Zimmer, das Seregil gewünscht hatte, lag direkt unter dem Dach, war klein und hatte zu beiden Seiten schräge Wände. Das schmale Bett und der Waschtisch nahmen fast den gesamten Platz ein. Alec fand eine billige Talgkerze in einem angeschlagenen Teller auf dem Tisch und entzündete sie an seiner eigenen, dann öffnete er die Läden des Fensters über dem Bett. Die Rückseite der Taverne war auf Pfählen in den See hineingebaut. Alec sah aus dem Fenster auf das Wasser tief unten.
    Der fette Halbmond warf seinen glitzernden Schein über das schwarze Wasser des

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