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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hart und hohl wie die Schale eines Flaschenkürbis. Man hat sich große Mühe gemacht, den Körper zu erhalten.«
    »Aber warum?« schauderte Alec.
    Seregil schüttelte verärgert den Kopf. »Vermutlich bereitet es den Bastarden Vergnügen, ihren Gegner in ihrer Mitte zu wissen, wenn sie Pläne schmieden, um seine Nachkommen zu unterwerfen. Vielleicht schwören sie bei seinem Namen, ich weiß es nicht. Splittergruppen wie die Leraner bestehen nicht über Jahre hinweg ohne eine gehörige Portion Fanatismus.«
    Der Raum war etwa so groß wie Nysanders Arbeitszimmer, und es war offensichtlich, daß Meistersteinmetze ihn geschaffen hatten. Er war ebenmäßig quadratisch, und nirgendwo an den Wänden zeigte sich Feuchtigkeit oder Schimmel. Ein Kreuzgewölbe trug die niedrige Decke und täuschte den Eindruck von Höhe vor. Ein runder Tisch stand im Raum, einige Truhen und einige Kabinette an der Wand. Vor der linken Wand war ein Podium errichtet, auf dem ein zweiter thronartiger Sessel stand, dahinter hing ein breiter Schild.
    »Noch ein heiliges Artefakt«, stellte Seregil mit grimmiger Miene fest, als er sich den Drachen betrachtete, der den Schild zierte. »Das ist zweifellos Königin Leras Schild. Ich wüßte gerne, wen sie überredet haben, ihn zu tragen.«
    »Ich dachte, sie hatte keine Erben?«
    »Keine Töchter, aber es gibt immer genug Nichten und Basen in diesen skalanischen Familien.«
    Sie durchsuchten die Truhen und Schränke und fanden eine gut sortierte Sammlung von Karten, Dokumenten und Schriftstücken.
    »Ich will verdammt sein!« Seregil breitete ein großes vergilbtes Pergament auf dem Tisch aus. »Pläne des Abwassersystems von Rhíminee. Siehst du hier das Zeichen des Planers?«
    Alec sah das winzige Bild des zusammengerollten Molchs. »Kassaries Familie muß die Kanäle gebaut haben.«
    »Zumindest einen Teil davon. Das war ein gewaltiges Unterfangen. Kannst du dir vorstellen, was Pioniereinheiten des Feindes damit anfangen könnten?«
    Sie suchten weiter und entdeckten genügend verhängnisvolle Korrespondenz, um ein Dutzend Adlige auf den Hügel der Verräter zu schicken.
    Alec öffnete eine Truhe und schob ein Wolltuch beiseite. Darunter stießen seine Finger auf kaltes, gerundetes Metall.
    »Seregil, sieh her, was ich gefunden habe!« Acht goldene Baps, die noch das Siegel der Königin trugen, lagen in der Truhe.
    »Das Gold der Hirsch! Unsere Lady war fleißig. Diese Baps werden stets in Ladungen zu vierundzwanzig Stück verschifft. Alec, ich glaube, Lady Kassarie ist selbst nicht der Kopf der Leraner, auch wenn sie bis über beide Ohren in die Verschwörung verwickelt ist!«
    Das Gold war zu schwer, als daß sie es hätten forttragen können, daher wählte Seregil einige der belastenden Dokumente und gab die Hälfte davon Alec. Dann trat er vor den Leichnam und zog die Ringe von den trockenen Fingern. Dabei sprach er leise in Aurënfaie.
    Er reichte Alec den Silberring und hing sich das Siegel an einem Stück Schnur um den Hals.
    »Wir sind Beobachter und tun hier unsere Arbeit«, sagte er mit für ihn untypischem Ernst. »Wenn einem von uns beiden etwas zustößt, setzt der andere die Aufgabe fort, egal, was geschieht. Verstehst du?«
    Alec steckte den Ring über seinen Daumen und nickte still.
    »Gut. Wenn wir getrennt werden, dann treffen wir uns an dem Baum, unter dem wir übernachtet haben.«
    »Als du das letzte Mal etwas um den Hals trugst, hat es uns eine Menge Ärger eingebracht!« Alec betrachtete finster den Siegelring, der auf der Brust des Freundes hing.
    Seregil steckte den Ring in sein Hemd. »Mir wird das hier nichts anhaben.«
     
    Sie verwischten ihre Spuren und eilten zurück, den Turm hinauf. Seregil betrachtete erleichtert den Himmel. Sie hatten zwar länger gebraucht als geplant, aber er stellte fest, daß sie noch ein wenig Zeit hatten. Als sie jedoch hinter dem Wandbehang in den Korridor traten, warnte ihn sein geschärfter Instinkt.
    Irgend etwas war anders.
    Seine Hand legte sich auf den Schwertgriff, und sein Magen verkrampfte sich.
    Das Licht. Jemand hatte den Docht der Nachtlampe hochgedreht.
    Auch Alec hatte es bemerkt und griff nach seiner Waffe.
    Sie schlichen zur Abzweigung der beiden Korridore.
    Nichts schien sich zu rühren. Sie hielten sich rechts und eilten auf den Nordostturm zu. Als sie dort fast angekommen waren, schwang eine Tür auf, und zwei Schwertkämpfer traten ihnen in den Weg.
    Ihnen blieb keine Zeit, Deckung zu suchen. Da es nicht absehbar war,

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